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1279 - Insel der Sternensöhne

Titel: 1279 - Insel der Sternensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wegen seiner offenbar unerschütterlichen Ruhe. Er schien nichts zu befürchten. Fragte er sich nicht, wie sie unter den gegebenen Umständen die Keramikwelle aus der Fabrik herausbringen konnten, falls es überhaupt gelang, sie herzustellen?
    „So geht es nicht weiter", sagte Dao-Lin-H’ay. „Wir müssen diesen Wahnsinn irgendwie beenden. Die Scoraner müssen doch begreifen, daß wir nichts Böses gegen sie im Schilde führen."
    Kurz entschlossen ging sie auf das Fabriktor zu, hinter dem sie einige Kampfmaschinen erkennen konnte. Unmittelbar am Prallschirm blieb sie stehen, und es beeindruckte sie nicht im mindesten, daß wenige Meter von ihr entfernt Granaten explodierten. Die Druckwellen der Explosionen konnten sie nicht erreichen.
    Sie hob beide Arme und streckte den Scoranern die offenen Handflächen entgegen. Es war eine Geste des Friedens und des guten Willens, die bisher von jedem nichtkartanischen Volk verstanden worden war, mit dem sie es zu tun gehabt hatte, und die Protektorin hoffte, daß auch die Scoraner begreifen würden. Das Feuer verstummte.
    Der Rauch der Detonationen verzog sich, und hinter den Kampfmaschinen wurden einige Gestalten erkennbar. Dao-Lin-H’ay sah die Köpfe der Scoraner mit den weit vorspringenden Kiefern und den aufgestellten dreieckigen Ohren, und sie fühlte sich an die wölfischen Raubtiere ihrer Heimat erinnert.
    Trotz der Entfernung und der schlechten Sicht bemerkte sie Angst, Haß und Entsetzen in den Gesichtern der Scoraner, und während sie noch glaubte, daß sie auf irgendeine Weise zu einer Verständigung kommen würde, setzte das Feuer wieder ein. Pausenlos explodierten Granaten vor ihr, und der Boden erzitterte so heftig, daß sie sich bestürzt zurückzog.
    „Dao-Lin-H’ay, hier ist jemand, der mit dir reden möchte", sagte Jarmin-Vyn-H’ay.
    Sie drehte sich um und kehrte zu ihm und Jammur-Trahl-L'agyr zurück. Ein Kommunikationstechniker hatte sich inzwischen zu ihnen gesellt. Er trug das Bildschirm-Symbol an seinem Helm.
    „Hast du etwas herausgefunden?" fragte sie.
    „Ja", erwiderte er. „Ich glaube, ich kann erklären, warum sich die Scoraner so verhalten."
    „Laß uns reingehen", sagte sie gequält. „Ich brauche Ruhe."
    Sie ging ins Fabrikgebäude, und die anderen schlossen sich ihr an. Sie war froh, als sie den Helm abnehmen konnte.
    Sie spürte, daß die Begegnung mit den Scoranern sie sehr mitgenommen hatte. Sie war bis ins Innerste aufgewühlt.
    Unwillkürlich stellte sie sich mit dem Rücken an eine Wand - so nah, daß sie diese beinahe berührte, und ein psinergetisches Kraftfeld baute sich zwischen ihr und der Wand auf. Sie wurde ruhiger. Die Erregung fiel von ihr ab.
    „Also?" fragte sie mit kühler, beherrschter Stimme. „Was ist los?"
    „Ich bin Khartrak-Oleimon-Ladart", stellte der Kommunikationstechniker sich vor. „Ich bin Leiter der Kommission, die sich bemüht, Zugang zu Sprache und Kultur der Scoraner zu finden."
    „Und? Ist es dir gelungen?"
    „Wir verstehen Teile ihrer Sprache", berichtete der Kommunikationstechniker. „Wir konnten Radio- und Fernsehsendungen der Religionsführer empfangen und zumindest teilweise verstehen und analysieren."
    „Resultat?"
    „Wir sind für sie Geschöpfe der Hölle."
    Dao-Lin-H’ay blickte ihn erstaunt an.
    „Geschöpfe der Hölle? Warum?"
    „Nun, für uns gibt es eine klare Aufteilung dafür, wo Gut und Böse angesiedelt sind", erklärte er. „Himmel und Hölle, Gottesgeschöpf und Satan."
    „Ja - und?"
    „Oben und unten, wenn du so willst", fuhr Khartrak-Oleimon-Ladart fort. „Das Gottesgeschöpf ist nach unserer Überzeugung irgendwo im Kosmos angesiedelt, Satan dagegen unter uns, im Innern unseres Planeten, inmitten ewiger und unverlöschbarer Glut."
    Der Kommunikationstechniker wies zum Fenster hinaus zu den Häusern hinüber, auf deren Dächern die Scoraner standen und schossen.
    „Für die Scoraner ist es genau umgekehrt. Ihre Hölle befindet sich im Kosmos. Die Sterne sind die ewigen Höllenfeuer, in denen das Böse und Verabscheuungswürdige angesiedelt ist."
    „Ich glaube, ich verstehe."
    „Wir sind aus dem Weltall gekommen. Also sind wir - nach ihrem Religionsverständnis - Geschöpfe des Bösen. Ausgeburten der Hölle, mit denen es niemals eine Verständigung geben kann. Wir sind Wesen, die ihrer Überzeugung nach alles tun, um sie zu täuschen, zu betrügen und ins Verderben zu führen. Wir können ihrer Meinung nach nur hier sein, um ihnen den Weg in die Hölle zu

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