128 - Tod dem Satan!
doch so eindringliche Warnung zu ignorieren.
Cilo brauchte ein Versteck, einen Unterschlupf für sich und das Pferd. Am besten eine Höhle oder ein Erdloch wie jenes, in dem Olara, die Kannibalin, gehaust hatte. Egal, was es war, worin sich Cilo verkriechen konnte; Hauptsache, er war nicht draußen, wenn der Höllentaifun wütete.
Seit geraumer Zeit hatte er das unan, genehme Gefühl, verfolgt zu werden. Bisher hatte diesen Verdacht noch nichts bestätigt, aber es wurde für Cilo trotzdem immer mehr zur Gewißheit, daß jemand hinter ihm her war.
Sein Instinkt verriet es ihm.
Er trieb das Geisterpferd an, wäre schon gern am Ziel - bei Asmodis -gewesen, aber nun würde er eine Zwangspause einlegen müssen. Erst wenn der Sturm vorbei war, würde er weiterreiten können.
Er blickte sich um, sah Büsche und Bäume… Nach dem Sturm würde die Gegend nicht wiederzuerkennen sein. Wie Streichhölzer würden die dicksten Bäume brechen oder aus dem Boden gerissen werden.
Cilo suchte mit wachsender Nervosität nach einem schützenden Unterschlupf.
Irgendwann zügelte er wieder sein Pferd, weil sein Instinkt ihn dazu veranlaßte. Er stemmte sich vom Sattel hoch und blickte sich um, und nun sah er die Verfolger zum erstenmal.
Auch sie saßen auf Geisterpferden, und sie trugen glühende, zusammengerollte Peitschen an ihren Gürteln. Sie hatten kein Fleisch an den Knochen, waren genauso skelettiert wie ihre Pferde.
Knochenreiter!
Cilo preßte die Kiefer zusammen. Was wollten die reitenden Skelette von ihm? Warum verfolgten sie ihn so hartnäckig?
Er zählte neun Gegner. Sie kamen zwischen den Bäumen langsam näher. Es war nicht ratsam zu warten, bis sie ihn umringt hatten, deshalb entschloß sich Cilo zur Flucht.
Jetzt würde zum Tragen kommen, daß er ein ausgezeichneter Reiter war. Er drehte sich um und trieb sein Pferd brüllend an.
Das Tier griff sofort weit aus und stürmte durch den lichten Wald. Zeit, einen Unterschlupf zu suchen, war jetzt nicht. Vielleicht später, wenn es ihm gelungen war, die Verfolger abzuschütteln.
Das Geisterpferd preschte durch trockenes Unterholz, sprang über Büsche und Wasseradern. Die Hufe donnerten über den stellenweise rissigen Boden.
Aber die Knochenreiter ließen sich nicht so einfach abhängen. Auch sie saßen hervorragend im Sattel, und ihre Tiere waren genauso schnell wie jenes, das Cilo ritt.
Es kommt nicht allein darauf an, wie gut der Reiter ist. Er braucht auch das schnellere, kräftigere Tier, und das hatte Cilo nicht. Die Geisterreiter jagten in breiter Front hinter ihm her. Die Hufe ihrer Skelettiere trommelten dumpf, und Cilo glaubte, diese Geräusche würden ständig näherkommen.
»Lauf!« brüllte er. »Lauf, du verdammter Klappergaul!«
Da gellte plötzlich ein schriller Pfiff auf, der Cilo durch Mark und Bein ging. Er wußte, daß der Pfiff dem Tier galt, und das Geisterpferd reagierte auch sofort.
Schlagartig blieb es stehen, stemmte die Vorderbeine gegen den Boden, und wieder flog Cilo in hohem Bogen durch die Luft. Er hatte kein Glück mehr mit Reittieren.
Der schrille Pfiff machte das Geisterpferd rabiat. Wiehernd stieg es hoch und schlug mit den Hufen auf Cilo ein. Er schob sich erschrocken zurück, wälzte sich einmal nach links, dann wieder nach rechts. Die harten Hufe des Geisterpferdes verfehlten ihn immer nur ganz knapp. Er sprang atemlos auf und versuchte davonzurenneen, aber das aggressive Tier holte ihn ein und schlug ihn nieder.
Er schrie auf und stürzte. Ein lähmender Schmerz saß in seinem Rücken. Verbissen kämpfte er dagegen an, und es gelang ihm, noch einmal auf die Beine zu kommen, doch inzwischen hatten ihn die Geisterreiter eingekreist, und das wild gewordene Pferd beruhigte sich.
»Verdammt, was wollt ihr von mir?« schrie Cilo zornig.
»Du weißt es«, antwortete der Anführer der Knochenreiter hart.
»Ich habe keine Ahnung!«
»Du bist ein Dieb, hast uns dieses Pferd gestohlen!« rief der Anführer anklagend.
Cilo wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Sein Rücken schmerzte immer noch. Er starrte die Geisterreiter an. Waren sie wahnsinnig? Wie konnten sie behaupten, er hätte ihnen das Pferd gestohlen?
Plötzlich überlief ihn ein eiskalter Schauer. Er begriff, der Mann, dem er das Geisterpferd weggenommen hatte, war der Dieb gewesen!
Er hatte einen Dieb bestohlen!
Wenn er das den Knochenreitern sagte, würden sie ihm nicht glauben. Er versuchte es trotzdem.
»Ich habe dem Mann gegeben, was ihm gebührte«,
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