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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wunder vor.«
    »Gut, dann nehmen wir es einfach so hin.«
    »Ja.«
    Es wurde still zwischen uns, denn jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Nur hielt die Stille nicht lange an, denn plötzlich meldete sich das Telefon. Es war kein schrilles Geräusch wie früher, sondern eine Melodie, und trotzdem schraken wir zusammen, weil keiner von uns damit gerechnet hatte.
    »Erwarten Sie einen Anruf?«, fragte ich.
    Lavinia Kent hob die Schultern. »Das kann man nie sagen. Oft werde ich noch in der Nacht konsultiert, um etwas zu richten…«
    »Heben Sie bitte ab.«
    Sie zögerte noch. »Meinen Sie, dass es mit dem Fall in einem Zusammenhang steht?«
    »Das kann sein, muss aber nicht.«
    »Gut, dann werde ich…« Sie sprach nicht mehr weiter, nahm nach dem fünften Melden den Hörer hoch und sagte nur mit leiser Stimme: »Ja, bitte…«
    Es war die Stimme eines Mannes, die auch ich hörte, weil der Anrufer so laut sprach. Selbst im Licht der Kerzen war zu erkennen, dass Lavinia blass wurde.
    Ich war mit zwei schnellen Schritten bei ihr, und sie hielt den Hörer auch etwas vom Ohr ab. Dabei konnte sie das Zittern nicht vermeiden, und sie hatte auch nichts dagegen, dass ich ihr den Hörer aus der Hand nahm und an mein Ohr drückte.
    Die Stimme klang hasserfüllt. Der Sprecher musste fast am Hass ersticken. Ich hörte ihn kreischen, und er brüllte nur einen Satz: »Noch heute bist du tot, du Schlampe…«
    Dann legte er auf!
    ***
    Ich tat es nicht.
    Ich stand da und hielt den Hörer in der Hand, während ich auf Lavinia schaute, die einfach nur den Kopf schüttelte und nicht in der Lage war, einen Kommentar abzugeben. Mit allem hätten wir ja gerechnet, aber nicht mit einer derartigen Drohung.
    Ich fand meine Sprache wieder und fragte: »Ist das wohl der Henker gewesen?«
    »Nein, nie.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »So hat er sich nie gemeldet.« Sie musste sich räuspern. »Außerdem war es eine menschliche Stimme. Dieser Mann hasst mich wie die Pest, das habe ich herausgehört.«
    »Stimmt. Er hat Sie bedroht.«
    »Genau.«
    »Sie mit dem Tod bedroht.«
    Lavinia gab mir durch ihr Nicken Recht, und ich wollte wissen, ob sie tatsächlich Todfeinde hatte.
    »Das weiß ich nicht«, flüsterte sie. »Jeder Mensch hat Feinde. Aber Todfeinde…?«
    »Wem könnten Sie denn so auf die Füße getreten sein?« hakte ich nach.
    »Es gibt viele, die mir nicht eben positiv gegenüberstehen.« Sie holte die Flasche aus dem Kühler und schenkte sich Wein nach, bevor sie einen kräftigen Schluck trank. »Im Prinzip bin ich ja Polizistin, auch wenn ich nicht herumlaufe und die Menschen verhafte. Aber ich muss sie beurteilen, und von meinem Urteil hängt oft einiges ab, wie Sie sich sicherlich denken können. Ich habe mir manche Drohung angehört, aber diejenigen, die sie ausstießen, sind hinter Gittern verschwunden. Zumeist in irgendwelchen Kliniken.«
    »Dieser Anrufer wohl nicht.«
    »Da haben Sie Recht, John, dieser Anrufer nicht.«
    »Haben Sie die Stimme erkannt?«
    Lavinia gab zunächst keine Antwort. Sie hatte das Glas mit dem Wein bis gegen ihren Mund gehoben und drückte die Unterlippe an den Rand. In dieser Haltung schüttelte sie auch den Kopf. Als sie sprach, senkte sie das Glas.
    »Die Stimme war mir fremd, aber ich denke schon, dass ich weiß, wer mich da angerufen hat.«
    »Tatsächlich?«
    »Er hat seinen Namen genannt. Craig Logan. Er gab sich als der Bruder des Logan zu erkennen, den wir vor einigen Stunden aus dem Verkehr gezogen haben. Er hat gedroht, seinen Bruder zu rächen.«
    »Oh! Das hört sich an, als wäre der Mann tot.«
    »Ich weiß es nicht. Aber Logan hat noch mehr gesagt. Er hat mir erklärt, dass er nicht allein kommen würde. Und dass er mit seinen Freunden schon in der Nähe ist. Wissen Sie, was das bedeutet, John?«
    Ich nickte. »Ja, das weiß ich. Dann haben wir es nicht nur mit dem Henker zu tun, sondern auch mit diesem Logan und seinen Kumpanen. Hat er Ihnen gesagt, wen er alles mitbringen will?«
    »Nein, so, weit gingen seine Informationen nicht. Aber diese Typen kennen kein Pardon, das weiß ich auch. Und jetzt bin ich verdammt froh, dass ich für solche Fälle auf einen Schutzengel zurückgreifen kann.«
    Ich lächelte. »Auf zwei, Madam.«
    »Danke, aber…«
    Das nächste Wort wurde ihr von den Lippen gerissen, denn plötzlich hörten wir wieder ein Klirren.
    Aber das Geräusch war mehr ein Platzen, als die Scheibe des Fensters zu Bruch ging und der Stein in das Zimmer flog, die Frau um

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