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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er sich zurückgezogen hat und auf eine günstige Gelegenheit wartet. Wie dem auch sei, wir müssen mit allem rechnen.«
    Sie nickte und blickte dann zu mir. »Sie sind jetzt von mir enttäuscht, wie?«
    »Nein.« Mein Erstaunen war echt. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Dass ich hier stehe, Angst habe und dabei nicht mal an meinen Schutzengel denke. Er hat sich ja leider zurückgezogen. Ich kann daran nichts ändern. Er kommt ja nicht auf Befehl. Sie glauben gar nicht, wie gern ich ihn rufen würde.«
    »Das kann ich mir schon vorstellen.«
    »Dabei habe ich gedacht, dass Ihr Kreuz unter Umständen eine Brücke schlagen könnte.«
    »So einfach ist das nicht.« Ich überlegte einen Moment. »Aber es kann sein, dass Sie Recht haben. Machen wir den Test.«
    »Und wie?«
    »Ich werde Ihnen das Kreuz jetzt in die Hand geben. Es kann sein, dass sich tatsächlich etwas aufbaut. Das wäre auch für mich eine Überraschung, kann ich Ihnen sagen.«
    »Ich möchte es tun.«
    Die Selbstsicherheit, die sie noch vor einigen Stunden an den Tag gelegt hatte, war jetzt verloren gegangen. Sie wirkte auf mich scheu und ängstlich zugleich. Ich hatte das Kreuz nicht wieder umgehängt und zog es jetzt aus der Tasche hervor.
    Lavinia schaute auf meine Hand, die ich zur Faust geschlossen hatte. Als sie wenig später das Kreuz auf meiner flachen Hand liegen sah, fragte sie: »Darf ich?«
    »Bitte.«
    Mit spitzen Fingern nahm sie den Talisman an sich. Sie war aufgeregt und fasste vorsichtig zu. Wie ein wertvolles Schmuckstück nahm sie es hoch, und sie öffnete dabei weit ihre Augen, um sich das Kreuz in allen Einzelheiten anzuschauen.
    »Es ist wirklich wunderbar.«
    »Stimmt. Aber spüren Sie etwas?«
    Lavinia wartete mit der Antwort. Noch immer blickte sie auf das Kreuz. Erst als fast eine halbe Minute vergangen war, schüttelte sie den Kopf, und ihre Augen bekamen einen traurigen Ausdruck.
    »Nein, John, ich spüre leider nichts.«
    »Das ist schade.«
    »Tja, so bin ich wieder um eine Hoffnung ärmer.«
    »Abwarten. Noch ist nicht aller Tage Abend.«
    Lavinia Kent gab nicht auf. Sie ging bis zu einem Sessel und ließ sich auf dessen Kante nieder.
    Dann schloss sie die Augen und hielt das Kreuz fest umschlossen. Ich sah ihr an, wie stark sie sich konzentrierte, aber sie erreichte damit keinen Erfolg.
    Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Es tut mir Leid, John, aber die Verbindung schaffe ich nicht. Es ist für Sie bestimmt. Ich bin ihm einfach zu fremd, und mein Schutzengel lässt sich auch nicht fremdbestimmen. Das kommt hinzu.«
    »Es wird noch eine andere Möglichkeit geben, glauben Sie mir.«
    »Davon bin ich nicht überzeugt.«
    Sie reichte es mir wieder zurück. Es brachte nichts ein, wenn wir jetzt über die Kräfte des Kreuzes diskutierten, wichtig war, wie wir uns in den nächsten Stunden verhielten.
    Der Henker war frei. Aber der Henker würde Lavinia nicht ihre Freiheit lassen, das stand für mich ebenfalls fest. Er würde kommen und eingreifen. Er würde Schicksal spielen wollen, und genau dabei mussten wir verdammt auf der Hut sein.
    »Ich spüre nicht mal seine Nähe, John.«
    »War das denn sonst der Fall?«
    Sie überlegte. »Ja, schon. Er kam… das heißt…«, sie suchte nach Worten und bewegte sich im Zimmer auf und ab. »Er kam zunächst nicht als Gestalt, sondern als Botschaft. Es wurde so kalt, und dann erst sah ich das Bild.«
    »Okay, Lavinia, uns wird nichts anderes übrig bleiben, als auf ihn zu warten. Er wird etwas tun und…«
    »Bitte, John, Sie haben vorhin in der Mehrzahl gesprochen. Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als auf ihn zu warten?«
    »Ja, natürlich.«
    Die Psychologin kam einen zögerlichen Schritt auf mich zu. »Sie wollen also bei mir bleiben?«
    »Selbstverständlich.«
    »Danke. Ich dachte schon, dass Sie… nun ja, ich meine, Sie haben Ihre Zeit auch nicht gestohlen, und ich denke deshalb…«
    »Dieser Fall ist wichtig. Der Henker muss etwas tun. Er weiß zudem, dass wir ihm auf den Fersen sind. Wir sind jetzt zu zweit, verstehen Sie. Das wird ihn peinigen. Das wird ihm keine Ruhe lassen, denn das ist er auch seinem Image schuldig, was auch immer in der Vergangenheit geschehen sein mag.«
    Sie atmete tief ein. »Ja, das sehen Sie gut. Da kann selbst ich als Psychologin noch den Hut vor Ihnen ziehen.«
    »So schlimm ist es nicht.«
    »Doch, doch. Sie glauben gar nicht, wie dankbar ich meiner Freundin Purdy bin, weil sie mir diesen Tipp gegeben hat. Das kommt mir fast wie ein

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