1280 - Meister der Intrige
Kosmischen Basar ROSTOCK abstrahlen ließ.
Fast gleichzeitig mit ihnen traf eine Ladung Container von Olymp ein, in denen die Bauteile für eine große Anzahl von SPARTAC-Spiegelteleskopen untergebracht waren. Sie gehörten zu jenen Warenmustern, die für den Transport nach ESTARTU bestimmt waren.
Adams und Argyris verließen gerade die Transmitterplattform, als Alarm gegeben wurde.
„Alarmstufe eins für Deck 550!" meldete die Robotik. „Explosionsgefahr für den gesamten Transmitterbereich!"
Gleich darauf war ein dumpfer, schallgedämpfter Knall zu hören.
*
Der Vario-500 handelte im selben Moment, als der Alarm einsetzte. Er stürzte sich auf Adams, hob ihn hoch und raste mit ihm in halsbrecherischem Tempo davon. Gleichzeitig aktivierte er den Schutzschirmprojektor seiner Argyris-Maske. Adams wußte vermutlich gar nicht, wie ihm geschah, als er sich plötzlich in Argyris' starken Armen befand.
Die sensiblen Ortungsgeräte des Vario-500 zeigten eine erhöhte Strahlungsintensität hinter jener Trennwand an, auf die er zuhielt. Bevor er sich jedoch noch zurückziehen konnte, barst die Trennwand, und durch das entstandene Loch kam ein Container geflogen.
Es war eine fliegende Bombe mit einer raffinierten Zündautomatik, die sich nur dann aktivierte, wenn die Gegebenheiten des Umfelds identisch mit jenen waren, wie sie auf die Kosmischen Basare zutrafen. Der Vario-500 registrierte diese Tatsache im selben Moment wie den Zündimpuls.
Er hatte keine Chance mehr, Adams und sich aus der Gefahrenzone zu bringen.
Da bildete sich um den Container ein Paratronschirm. Es erfolgte eine dumpfe Detonation, dann verschwand der Container in einer Implosion. Der Paratronschirm wurde davon kaum erschüttert.
Die Gefahr war gebannt.
Anson Argyris stellte Adams auf die Beine und sagte: „Unser lieber Springerfreund Goshbon hat uns einen schönen Gruß mit auf den Weg gegeben."
Adams wirkte ungewöhnlich blaß. Aber er faßte sich sofort.
„Demnach müssen die Saboteure wissen, daß die ESTARTU-Karawane von ROSTOCK gestartet wird."
„Das ist unwahrscheinlich", widersprach Argyris. „Es war nur ein Schuß ins Blaue.
Goshbon hat die Implosionsbombe nur auf gut Glück auf einen Kosmischen Basar abgestimmt. Er konnte nicht wissen, daß das Ziel ROSTOCK ist, und schon gar nicht konnte er voraussehen, daß der Chef der Kosmischen Hanse zum richtigen Zeitpunkt in der Nähe sein würde."
„Natürlich handelte es sich nicht um einen Anschlag auf mein Leben", sagte Adams überzeugt. „Stalker will bloß die Handelskarawane nach ESTARTU sabotieren. Ich wiederhole meine Forderung nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen. Zu solchen Zwischenfällen darf es nicht mehr kommen."
„Ich werde mich verstärkt um die Goshbon-Sippe kümmern", versprach Anson Argyris, ohne näher auf Adams' Verdacht, daß Stalker hinter den Anschlägen steckte, einzugehen.
Er ging das Thema von einer anderen Seite an. „Mir scheint, dein Verhältnis zu Stalker ist nicht mehr so ungetrübt wie am Anfang.
Hat er dein Vertrauen so sehr mißbraucht, daß du dich jetzt gegen ihn stellst?"
„Das muß man anders sehen", sagte Adams, während sie den Ferntransmitter-Sektor verließen und sich zu einem der Bordtransmitter begaben, um die rund 500 Kilometer zur Kommandozentrale zu überspringen. Bei dem gewaltigen Durchmesser von 1126 Kilometer des Kosmischen Basars wurden für den Personentransport fast ausschließlich Transmitter benutzt.
Adams ließ sich Zeit, bevor er fortfuhr: „Ich glaube, Stalker jetzt besser zu kennen. Er gibt sein Bestes, um sich unserer Mentalität anzupassen, aber ganz schafft er das nicht. Er wird in starkem Maß von seinem Kodex geleitet, der ihm gewisse Zwänge und ein ganz bestimmtes Verhaltensmuster auferlegt. Stalkers Intrigen und Winkelzüge sind vermutlich gar nicht böse gemeint, und er erkennt sie gar nicht als negative Handlungen. Sie erscheinen nur uns als zwielichtig, unehrenhaft und unmoralisch. Wenn man erkennt, nach welchen Richtlinien Stalker handelt, dann kann man sich auch darauf einstellen. Ich nehme ihn, wie er ist, und halte mich an seine Spielregeln. Dabei lasse ich Emotionen weitestgehend aus dem Spiel. Ich achte Stalker immer noch im gleichen Maß wie früher. Eine persönliche Freundschaft hat zwischen uns nie bestanden. Eine Fraternisierung hat nie stattgefunden, auch wenn es den Anschein hatte. Nach außen hin hat sich die Distanz zwischen uns vergrößert, aber in Wirklichkeit stehen wir
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