1280 - Meister der Intrige
uns näher als je zuvor."
Das war eine sehr lange Rede für Adams. Bei seinen letzten Worten hatten sie den Bordtransmitter erreicht. Das Freizeichen leuchtete auf, aber Adams beachtete es nicht.
Er sah Argyris prüfend an, als suche er bei ihm Verständnis für seine Einstellung. Er biß sich auf die Unterlippe und seufzte.
„Ich weiß nicht, ob du meine Haltung verstehst, Anson, oder ob irgend jemand in der Milchstraße mich versteht", sagte er bekümmert. „Eigentlich muß ich das bezweifeln. Es ist so: Stalker ist Geschäftsmann, und ich bin Geschäftsmann. Wir sind jeder auf unseren Vorteil bedacht. Ich kämpfe darum mit meinen Mitteln, Stalker mit seinen. Ich kenne den Grund nicht, warum er unsere Handelskarawane nach ESTARTU verhindern will. Aber aus irgendwelchen Gründen sieht er darin Nachteile, wenn wir vor Ort Handel treiben.
Vielleicht sieht er darin eine Existenzbedrohung der Marketender der Shufu, wer weiß. Ich wiederum sehe in dieser Expedition nach ESTARTU eine Belebung der Hanse und viele Vorteile für die Milchstraßenvölker. Daraus resultiert der Konkurrenzkampf auf einer Ebene, die für die Außenstehenden unverständlich bleibt."
„Du bist mir keine Rechenschaft schuldig, Homer", sagte Argyris.
„So ist es auch nicht zu verstehen", sagte Adams barsch. „Ich werde zu gegebener Zeit vor dem richtigen Gremium Rechenschaft ablegen. So wie zu dir habe ich zuvor zu keinem Menschen gesprochen. Nur NATHAN und dir gegenüber kann ich mich dazu durchringen."
„Ich verstehe", sagte Argyris. „Mit meiner Unterstützung kannst du zählen. Begeben wir uns in die Kommandozentrale."
„Einen Augenblick noch", verlangte Adams. „Ich möchte dich in noch etwas einweihen.
Es geht um den eigentlichen Grund für die Entsendung der Handelskarawane. Eigentlich sind es zwei Gründe. Das umfangreiche Warensortiment, all die Produkte unserer Technik, dieser ganze galaktische Supermarkt ist nebensächlich. Die ESTARTU-Völker sind uns in der Entwicklung um Lichtjahre voraus. Wir könnten sie höchstens für Erfindungen begeistern, die bei ihnen längst schon in Vergessenheit geraten sind. Was wir zu bieten haben, sind höchstens Souvenirs aus der Milchstraße. So sehe ich es zumindest. Wir haben nur eine Ware, für die Stalker echtes Interesse gezeigt hat, das ist der Paratau. Der Paratau ist unser großer Trumpf."
„Und der zweite Grund?" fragte Argyris.
„Der hat eigentlich nichts mit Handelsbeziehungen zu tun", antwortete Adams. „Es geht um die Vironauten. Die ersten von ihnen sind vor über einem Jahr nach ESTARTU aufgebrochen. Aber bis jetzt haben wir noch kein Lebenszeichen von ihnen gehört. Was ist aus Bully, Roi, Tek, deren Frauen und ihren Tausenden von Begleitern geworden? Ich bin in Sorge um sie, Anson. Ich möchte wissen, was in ESTARTU vorgeht. Warum die Vironauten nichts von sich hören lassen. Was aus ihnen geworden ist."
„Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt", gestand Anson Argyris.
„Du wirst die Antwort darauf finden, Anson", sagte Adams. „Keiner ist besser für diese Mission geeignet als du. Ich werde über diesen Punkt nicht mehr mit dir sprechen. Du weißt, was du zu tun hast. Von jetzt ab reden wir nur noch über Geschäfte."
„Ich glaube, ich muß dir Abbitte leisten, Homer ...", begann Argyris. Aber Adams unterbrach ihn.
„Kein Wort mehr!"
Patricia Kolmeth war über Adams Auftritt, der mehr eine Stippvisite als eine Inspektion war, enttäuscht. Die Hanse-Sprecherin war ihrem Chef zum Basar ROSTOCK vorausgereist, um die Vorbereitungen für seinen Besuch zu treffen.
Sie hatte sich persönlich davon überzeugt, daß die 50 Karracken und die 20 Koggen für die ESTARTU-Karawane auf Hochglanz poliert waren, und sie hielt die Mannschaften auf Trab. Sie hatte sogar dafür gesorgt, daß die Besatzungsmitglieder außerhalb der Dienstzeit Lehrgänge unter dem Hypnoschuler absolvierten, in denen ihnen alle bekannten Fakten über die Mächtigkeitsballung ESTARTU beigebracht wurden. Viel war es ja nicht, und die Zeit drängte noch nicht für solche Maßnahmen, aber Patricia wollte Adams imponieren.
Sie nahm es sogar auf sich, den Whistler-Roboter Animus als Begleiter zum Basar ROSTOCK mitzunehmen. Er jammerte ihr die ganze Zeit über die Ohren voll, was denn „Gershwin" ohne ihn anfangen würde. Patricia nahm das alles auf sich.
Und was war der Dank?
Adams beachtete nicht einmal die Liste, auf der festgehalten war, welche Waren bereits gelöscht, welche sich
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