1280 - Meister der Intrige
Tausenden. Viele schafften es nicht einmal, in die Nähe von Garwankel zu gelangen, aber jene, die ihr Ziel erreichten, hatten es gewiß nicht zu bereuen gehabt.
Inzwischen hatten, so besagten es die Gerüchte, bereits Dutzende strahlende Helden die Upanishad von Olymp verlassen. Und das war Anreiz genug für den Vario-500, es selbst auch zu versuchen.
Den ersten Anlauf nahm er in der Maske eines Springers. Der Marsch durch den Dschungel war für ihn ein Spaziergang, und in seinem Fahrwasser schafften diese erste Prüfung auch ein halbes Dutzend Abenteurer.
Sie wurden alle sieben höflich, aber distanziert in Garwankel aufgenommen. Der Panish Sardhusan Val Neda führte sie durch den öffentlichen Teil des Kuppelbaues Anson Argyris war beeindruckt. Er wußte bereits aus Stalkers Werbekampagne, daß die Shada zehn Bewährungsstufen durchzumachen hatten, um am Ende der Prüfungen zu absoluter Beherrschung des Körpers und des Geistes zu gelangen.
Am Ende der Exkursion wurden die sechs Abenteurer in den inneren Bereich von Garwankel vorgelassen. Anson Argyris wurde der Zutritt vom Panish Sardhusan Val Neda jedoch verwehrt. Er sagte wörtlich zu ihm: „Identifiziert. Zutritt nicht erforderlich."
Und Anson Argyris wurde ohne weitere Erklärung fortgeschickt. Aber er kam wieder.
Diesmal in der Maske eines Haluters. Von seinen Begleitern wurden ihm die besten Chancen eingeräumt. Schließlich galten Haluter sowieso als potentielle Kampfmaschinen.
Aber vor dem gestrengen Panish bestand der Vario-500 wiederum nicht.
„Identifiziert. Zutritt nicht erforderlich!" sagte er zu ihm und wies ihn aus dem Kuppelbau.
Für den Vario-500 klang das wie eine Verhöhnung, denn es konnte kein Zufall sein, daß er von dem Panish mit denselben Worten abgewiesen wurde, wie bei seinem ersten Vordringen in die „Gruft der Erkenntnis".
Auch damals war ihm von der Robotik zu verstehen gegeben worden, daß er zwar identifiziert worden war, daß ihm der Zutritt aber dennoch verweigert wurde.
Nun hatte er von Adams erfahren, daß auch in der Upanishad-Schule Garwankel seine Maske durchschaut und er vermutlich grade deswegen abgewiesen worden war.
Stalker war mit keinem Wort darauf eingegangen, obwohl er kurz danach Olymp einen Besuch abgestattet hatte. Argyris hatte ihn durch Trade City und die Transmitteranlagen geführt, und Stalker hatte sich zu dem Gesehenen überaus wohlwollend geäußert. Aber mit keinem Wort hatte er zu verstehen gegeben, ob er über Anson Argyris Bescheid wußte. War es Höflichkeit gewesen, oder ignorierte der Gesandte der Superintelligenz ESTARTU einfach die Tatsache, daß er es mit einem Roboter zu tun hatte?
Wie auch immer, Argyris mißfiel diese pseudokumpelhafte Haltung, diese offenbar bewußt zur Schau gestellte falsche Freundlichkeit. Dieses ironische und überhebliche „mein Freund" reizte den Vario-500 in einem Maß, daß er zum Abschied zu Stalker sagte: „Es ist schade, daß ich nur die Bekanntschaft eines Teils deiner Persönlichkeit gemacht habe. Ich hätte zu gerne auch deine Kampferscheinung kennen gelernt."
Skorsh war wie ein Wiesel über Stalkers Rücken geklettert und hatte ihm irgend etwas zugeflüstert. Daraufhin war Stalkers freundliches Lächeln erloschen, und er hatte sehr ernst und eindringlich gesagt: „Ich bitte dich inständig, mein Freund, nicht über meine Schwächen zu spotten. Es schmerzt mich, wenn du mich als Clown siehst, der zum Gaudium des Publikums seine Verwandlungskünste vollführt. Ich bin nämlich ernsthaft darum bemüht, mich der Mentalität der Milchstraßenvölker anzupassen und sie auch zu verstehen. Darum führe mich nicht in Versuchung und wünsche dir nicht, daß ich mich von einer anderen Seite zeige.
Fordere das nicht heraus, mein Freund!"
Diese Worte würde Anson Argyris nie vergessen. Der Vario-500 interpretierte sie so, daß sich Stalker tatsächlich in der Rolle eines Clowns sah, in der er für die Bewohner der Milchstraße seine Späßchen trieb ...
... Aber wehe, mein Freund, wenn ich den wahren Sotho Tal Ker hervorkehre! Das war das unausgesprochene Resümee dieser Rede für den Vario-500. Es war Warnung und Drohung zugleich für ihn.
Aber gleichzeitig auch die Herausforderung dafür, sich eine Stalker-Maske zu besorgen.
Und irgendwann, wenn es sich als notwendig erweisen sollte, würde er Stalker damit entgegentreten. Das wußte Anson Argyris.
Dies waren die Überlegungen seiner Biopositronik, als er sich zusammen mit Homer G.
Adams zum
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