1280 - Meister der Intrige
ab und schenkten ihre Gunst einer Unbekannten, die erst zur Jahreswende aus dem Nichts gekommen war.
„Ich will davon nichts wissen", sagte Adams scharf. „Wenn andere Schmutzwäsche in der Öffentlichkeit waschen, ist das ihre Sache. Wir werden uns nicht auf diese niedrige Stufe begeben."
„Davon ist doch sowieso keine Rede", erwiderte die Hanse-Sprecherin mit scheinheiligem Lächeln. „Niemand verlangt von Blake, daß er nun über die Rogard herziehen soll.
Es genügt, wenn wir aus verschiedenen Quellen gewisse Informationen an die Öffentlichkeit bringen. Es gibt da ein paar dunkle Punkte in der Vergangenheit der Rogard..."
„Kein Wort mehr!" unterbrach Adams. „Wir bleiben unserer Linie treu. Wir werden auch weiterhin einen fairen Wahlkampf führen ..."
„... und mit wehenden Fahnen verlieren", fügte die Hanse-Sprecherin sarkastisch hinzu.
„Sei's drum!"
Adams erwiderte den zornigen Blick der Hanse-Sprecherin. Sie bebte am ganzen Körper. Animus sagte irgend etwas, aber keiner der beiden hörte darauf. Plötzlich drehte sich Celeste Maranitares um und lief, die geballten Fäuste schüttelnd, aus dem Büro.
Es hatte mal eine Zeit gegeben, da war sie still und bescheiden gewesen und hatte sich stets unauffällig im Hintergrund gehalten.
„Was meinst du zur Lage, Animus?" fragte Adams, als er mit dem nur einen Meter großen Roboter allein war.
„Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß mehr Power in der Wahlwerbung Blakes Chancen erhöht", sagte Animus. „Aber ich tendiere mehr zu der Ansicht, daß jedes scharfe Wort das Gewicht eines Sargnagels hat. Ein Mann wie Rhodan darf nicht poltern und schimpfen. Wenn er geohrfeigt wird, muß er auch die andere Wange hinhalten. Anders kann er nicht triumphieren."
„Das ist die logische Unlogik eines Kontra-Computers", meinte Adams und mußte sich wieder fragen, was ihm an dem Whistler-Prototyp eines Animateur-Robots mißfiel. Irgend etwas stimmte mit Animus nicht. Adams fügte hinzu: „Aber vermutlich hast du sogar recht."
*
Galbraith Deighton hatte seinen Besuch angesagt. Der provisorisch amtierende Erste Terraner nahm seine Aufgabe auch als Galaktischer Rat sehr ernst, und zwischen ihnen hatte es in jüngerer Zeit einige hitzige Debatten gegeben.
Dabei war es immer wieder um die gleichen Themen gegangen: um die Upanishad-Schulen, die Stalker auf allen Hauptwelten der Milchstraße wie Pilze aus dem Boden schießen ließ, um Stalker selbst und das Handelsabkommen mit ESTARTU, um die Kartanin und den Paratau... und um die Monopolstellung der Kosmischen Hanse.
Und Galbraith Deighton war ihm gegenüber ganz klar in Opposition gegangen. Er hatte Adams sogar vorgeworfen, für Julian Tifflors Rücktritt als Erster Terraner verantwortlich zu sein und ihn dazu getrieben zu haben, die Upanishad-Lehre anzunehmen.
Dieser Vorwurf war natürlich absurd, und Galbraith sah das auch ein. Denn es war nur ein diplomatischer Schachzug gewesen, Julian Tifflor als ersten Shad der Öffentlichkeit vorzustellen. Den entscheidenden Schritt hatte er freiwillig getan, und niemand bedauerte Tiffs Abkehr vom galaktischen Geschehen mehr als Adams.
Animus sah die Angelegenheit so: „Keine Frage, Gershwin, du darfst dich brüsten, aus Julian Tifflor einen Helden gemacht zu haben."
Damit brachte der robotische Animateur Adams zum ersten, aber nicht zum letzten Mal fast in Rage.
Timo Porante traf von Arkon Iein, und Adams gab ihm vor Deighton den Vorzug. Der Hansesprecher hatte es eilig, denn er hatte als Verantwortlicher des „Unternehmens Teleport" eine große Bürde auf sich genommen. Dennoch wirkte er bei seiner Ankunft ruhig und gelassen und zeigte sein jungenhaftes Lächeln; er hatte nichts von seiner Frohnatur eingebüßt, der Warner-Zwischenfall hatte keine Spuren in seiner Psyche hinterlassen.
„Wir können den Termin einhalten", berichtete er nach der Begrüßung. „Von kleineren organisatorischen Schwierigkeiten abgesehen, gehen die Arbeiten zügig voran. Wenn es keine größeren Pannen mehr gibt, kann der Teleport-Großversuch am 30. März auf Arkon Iin Szene gehen."
„Was könnte es für Pannen geben?" erkundigte sich Adams hellhörig.
Porante zuckte die Schultern, wie um auszudrücken, daß er sich so etwas eigentlich gar nicht vorstellen könne. Aber da kam Animus herangelaufen und kletterte behände auf Adams' Schreibtisch. Er setzte sich mit überkreuzten Beinen zwischen die beiden und hob achtungsgebietend eine Hand, während er sagte:
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