1281 - Der dreifache Tod
vieles herrichten, aber nicht alles. Irgendwo muss das Tote auch tot bleiben. Das denke ich jedenfalls. Es kann Varianten geben, doch im Prinzip müssen die Regeln eingehalten werden.«
»Ja, du hast Recht. Aber das ist erst einer gewesen. Zwei fehlen noch, denk daran.«
»Um die kümmert sich Suko.«
Als ich den Namen meines Freundes erwähnte, atmete Shao tief durch. Ich sah dabei die Sorgenfalten auf ihrer Stirn, und sie sagte: »Inzwischen habe ich den Eindruck, dass er sich bewusst den härtesten Job ausgesucht hat.«
»Wieso und warum?«
»Er wollte uns aus der Schusslinie haben.«
Ich schaute auf meine nasse Hose. Es war kein tolles Gefühl, sie wie einen feuchten Lappen an den Beinen kleben zu haben. »Kannst du mir dafür eine Erklärung geben?«
Shao strich mit einer gedankenverlorenen Bewegung über ihr Haar. Ihr Gesicht nahm dabei einen Ausdruck an, als suchte sie in der nahen Vergangenheit nach einer Lösung. Ich ließ ihr Zeit, und schließlich nickte sie ins Leere hinein.
»Weißt du«, sagte sie, »wir kennen uns ja schon einige Jahre und glauben, den anderen zu kennen. Oft kann man die Reaktionen seines Partners schon im Voraus erahnen oder man weiß sie einfach. Bei Suko und mir ist das so. Aber ich habe ihn selten so sauer gesehen wie nach unserer Niederlage in der vergangenen Nacht, als wir das Lagerhaus stürmten. Da war er deprimiert. Da war er völlig von der Rolle. Er hat an sich selbst gezweifelt, worüber ich eigentlich nur lachen konnte, obwohl auch ich ziemlich down war. Aber die Niederlage hat Suko schwer mitgenommen. Wir standen da und konnten nichts tun. Diese Verwandlung lief einfach ab, und da kehrten tatsächlich drei Gestalten aus der tiefen Vergangenheit zurück, und wir haben es nicht geschafft, die aufzuhalten. Wir waren wie paralysiert. Zeugen des Vorfalls. Wir konnten nichts tun. Wir, John, verstehst du?«
»Natürlich.«
»Das hat ihn getroffen. Du hast ihn wahrscheinlich noch nicht so erlebt, aber er kehrte dann um ins Gegenteil. Er legte so etwas wie einen Schwur ab, dass er die drei dämonischen Kämpfer persönlich vernichten wollte, und das so schnell wie möglich.«
»Persönlich?«
»Ja, genau.«
»Das kann ich nicht glauben. Wenn es so gewesen wäre, warum hat er mir dann Bescheid gegeben?«
»Ha«, lachte Shao auf und winkte hastig ab. »Er hätte es bestimmt nicht getan. Was glaubst du, mit welchen Engelszungen ich geredet habe, um ihn umzustimmen. Er hat schließlich zugesagt, aber du siehst ja, welchen Job er uns überlassen hat.«
»Klar. Nicht wissend, was uns hier erwarten würde.«
»Genau. Er wird sich wundern, wenn er nur zwei dieser verfluchten Untoten findet.«
»Falls er sie findet.«
»Das auch.«
Ich schaute wieder an meinen nassen Hosenbeinen herab und brachte das Gespräch auf Tiger. »Wie ist es, Shao, glaubt ihr, dass dieser Tiger wirklich der Mann im Hintergrund ist?«
»Klar. Du hast es auch von Mr. Wash gehört. Er will die abgezockten und abgebrühten amerikanischen Methoden nach London bringen und damit groß herauskommen. Dass so etwas auf normalem Weg nicht klappt, weiß er selbst. Deshalb hat er sich die dämonischen Helfer geholt. Nicht alle Menschen reagieren so wie du, wenn sie einer dieser Gestalten gegenüberstehen. Daran musst du auch denken.«
»Aber jetzt ist aus dem Trio ein Duo geworden. Kannst du dir vorstellen, dass noch jemand von den beiden hier auftaucht? Oder eventuell Lu Shing und Amira zusammen erscheinen?«
»Nein, John, das denke ich nicht. Ich glaube vielmehr, dass Tiger sehr zufrieden mit seinem Plan ist. Er wird wahrscheinlich davon ausgehen, dass Kuan hier alles geregelt hat. Umso überraschter wird er sein, wenn das nicht der Fall ist.«
»Es kann auch sein, dass er bereits misstrauisch geworden ist.«
»Ja, ja, aber er wird seine beiden anderen Helfer bestimmt nicht schicken.«
»Okay, Shao, gehen wir mal davon aus.«
»Dann sollten wir so schnell wie möglich von hier verschwinden und diesem Tiger einen Besuch abstatten. Ich traue Suko ja einiges zu, aber dieser Tiger wird sich bestimmt nicht nur auf das dämonische Duo verlassen. Der hat es geschafft, sich eine Gang zuzulegen, und da hat er genug Schutz.«
Shao hatte auch in meinem Sinn gesprochen. Hier noch länger zu warten, brachte uns nicht weiter.
Aber wir konnten uns auch nicht einfach aus dem Staub machen, denn es gab noch einen Menschen, bei dem wir uns verabschieden mussten.
Mr. Wash war nicht zu uns gekommen. Er hatte seinen
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