1281 - Der dreifache Tod
tauchte er vor mir auf, griff mit beiden Händen zu und wollte mir die Klinge entreißen.
Ich hatte damit gerechnet. Schnell genug sprang ich zurück und wich ihm auch aus.
Ich landete weich im Beet, während Kuan über die Kante stolperte und genau auf mich zulief.
Die Klinge sauste von oben nach unten!
Ich hörte sogar das Zischen, als sie sich auf dem Weg befand und auch das Ziel traf. Ein dumpfer Laut entstand, als sie in die Schulter der dämonischen Gestalt hieb und dabei tief eindrang. Er kniete vor mir, das Schwert steckte in seinem Körper, und aus dem Maul drang ein tiefes Brummen.
Kein Blut war aus der Wunde gespritzt. Kein Blut quoll hervor, als ich die Klinge aus dem Körper zerrte. Ich ging sicherheitshalber noch etwas zurück und wurde von dem grauenvollen Stöhnen der Gestalt begleitet.
Das Schwert rutschte aus der Wunde hervor. Ich ließ es nicht in seiner gesenkten Haltung, sondern hob es wieder an und nahm ebenfalls beide Hände zu Hilfe.
Das Stöhnen hörte auf.
Aber Kuan war noch nicht besiegt. Er wollte es wissen. Trotz der klaffenden Wunde stemmte er sich in die Höhe. Er musste auf die Beine kommen, um etwas zu unternehmen, und genau darauf hatte ich gewartet. Er würde die Position erreichen, die für mich wichtig war, damit ich nur noch einen Schlag brauchte.
Ich wartete den Zeitpunkt eiskalt ab, holte genau im richtigen Moment aus. Kuan befand sich noch in der Aufwärtsbewegung. Er würde mir so schnell nicht entwischen können, und genau zum richtigen Zeitpunkt fegte das Schwert in einer bestimmten Höhe waagerecht durch die Luft und traf den Hals der dämonischen Gestalt mitten in der Bewegung.
Ich hörte ein Geräusch, als hätte ich in einen großen Teigklumpen geschlagen. Ich sah auch, wie das Schwert an der anderen Seite des Halses wieder zum Vorschein kam.
Es war für mich eine Stresssituation, und ich erlebte sie wieder wie schon bei anderen Gelegenheiten. In derartigen Momenten schien sich für mich die Zeit zu verzögern, obwohl alles so normal ablief. Der Kopf war vom Körper abgetrennt worden, aber bei dieser mörderischen Gestalt hatte sich noch immer nichts verändert. Nach wie vor lag er auf dem Hals, und nur ein Streifen kündete davon, dass hier etwas passiert war.
Und dann bewegte er sich!
Oder bewegte sich der Körper?
Ich fand es nicht mit Sicherheit heraus, aber beide blieben nicht mehr so starr wie ich sie zuvor gesehen hatte. Von mir aus gesehen rutschte der Kopf zur linken Seite hin, und plötzlich knickte er ab und fiel zu Boden.
Ich glaubte, einen erstaunten Ausdruck in den ansonsten leeren Augenhöhlen gesehen zu haben, aber das konnte eine Täuschung sein.
Der Körper stand noch.
Auch fünf Sekunden später.
Für mich war es ein Rätsel. Ich hielt die Klinge kampfbereit, weil ich mich darauf einrichtete, angegriffen zu werden, doch das traf nicht zu. Da schlug kein Arm nach mir, da trat auch kein Bein, zu, dafür passierte etwas anderes, und ich musste daran denken, dass ich nicht nur die Gestalt zerstört hatte, sondern auch deren Chi.
Der grüne Kristall hatte sich aufgelöst, und seine Macht war in diesen Körper hineingegangen, um ihm so die nötigen Kräfte zu verleihen. Jetzt verließ das Chi die Hülle, denn mit diesem kopflosen Torso konnte sie nichts anfangen.
Es war sogar zu sehen, wie ein grüner Schein hinweghuschte und sich in Kopfhöhe bewegte, bevor er ganz verschwand. Zurück blieben ein Kopf und ein Torso. Beides hätte auch einem Roboter gehören können, und irgendetwas in dieser Richtung war er auch gewesen…
***
Das Schwert wurde mir langsam zu schwer. Meine Oberarme zitterten. Ich war eben keine Maschine und auch kein Conan, der schon wieder nach einem mächtigen Gegner suchte.
Ich war nur ein Mensch, und ich war froh, Kuan geschafft zu haben. Die Waffe rutschte mir aus den Händen. Auf den blassgrauen Steinen blieb sie liegen, und ich bückte mich nicht mehr danach.
Dafür drehte ich mich um, denn ich hatte die schnellen Tritte sehr wohl gehört.
In Shaos Augen stand noch immer die Angst, die sie um mich gehabt hatte. Sie atmete heftig, und als sie stehen blieb, da schüttelte sie nur den Kopf.
»Ich lebe noch.«
»Ja, das sehe ich. Aber es ist knapp gewesen.«
Ich zuckte die Achseln. »Das mag für dich so ausgesehen haben, aber ich brauchte nur zwei Schläge, um ihn zu vernichten. Er hat den Fehler begangen, den viele begehen. Er hat sich überschätzt und sich dabei zu stark auf sein Chi verlassen. Es kann
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