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1281 - Der dreifache Tod

1281 - Der dreifache Tod

Titel: 1281 - Der dreifache Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jetzt vorbei. Er bewegte sich wieder und drehte sich nach rechts, seinem Schreibtisch zu, denn dort lag auch seine Waffe.
    Er ging hin - und unterbrach seine Bewegung kurz vor dem Erreichen des Möbelstücks.
    Seine Luger lag noch immer dort. Aber sie lag nicht mehr so da, wie er sie verlassen hatte. Normalerweise hätte die Mündung jetzt bei seiner Haltung auf ihn zeigen müssen.
    Das tat sie aber nicht.
    Jemand hatte die Waffe gedreht, sodass die Mündung jetzt auf die schmale Seitentür wies, hinter der sich Amira und Lu Shing befanden.
    Aus der Gänsehaut auf seinem Rücken wurde ein so kalter Schauer, dass Tiger Dschingis zu frieren begann. Er hätte seinen Arm nur auszustrecken brauchen, um nach der Waffe zu greifen, doch selbst das traute er sich nicht.
    Wie angewurzelt blieb er vor seinem Schreibtisch stehen und glotzte auf das Schießeisen nieder, das ihm plötzlich so fremd vorkam.
    Es gab für ihn keine Erklärung. Hier waren plötzlich Dinge eingetreten, die ihm rätselhaft waren.
    Tiger versuchte trotzdem, sich zusammenzureißen. Er dachte auch darüber nach, ob er sich getäuscht und seine Luger anders gelegen hatte. Nein, das konnte er nicht akzeptieren. Sie hatte in einer anderen Lage vor ihm gelegen, und dabei blieb es.
    Er dachte an den dreifachen Tod. Er hatte es geschafft, die dämonischen Mörder aus der Vergangenheit zu holen. Okay, das war auch nicht normal, das war für einen Menschen nicht erklärbar, aber er konnte es begreifen, weil er sich damit beschäftigt hatte.
    Nun aber war etwas passiert, für das er keine Erklärung fand. Alles war zusammengebrochen. Seine Sicherheit, das Vertrauen auf die Zukunft, er sah sich umzingelt, obwohl niemand in der Nähe war.
    Oder doch?
    Mit einer wilden Bewegung fegte er herum und war beinahe enttäuscht, als er niemanden sah.
    Tiger war und blieb allein und konnte es trotzdem nicht akzeptieren. Er atmete schwer, wischte endlich den Schweiß aus seinem Gesicht weg und drehte sich wieder um.
    Auch jetzt sah er keinen Menschen, aber es war trotzdem etwas passiert.
    Die Luger lag jetzt wieder so auf dem Schreibtisch, wie er sie hingelegt hatte.
    »Das gibt es nicht«, flüsterte er, »das… das… kann nicht wahr sein. Ich bin doch nicht verrückt.«
    Tiger wusste nicht, was er denken sollte. Er stand unter einem wahnsinnigen Druck und spürte, dass sich eine ihm unbekannte Gefahr immer stärker um ihn herum zusammenbraute.
    Sie war in seiner Nähe, und sie hatte nichts mit den beiden Kämpfern im Nebenzimmer zu tun, das stand für ihn einfach fest.
    Es gefiel ihm auch nicht, dass die Mündung wieder auf ihn wies. Er rechnete mit allem, sogar damit, dass die Waffe plötzlich anfing zu schießen und die Kugel in seinen Leib jagte.
    Dieser Fall trat zum Glück nicht ein. Und wenige Sekunden später hatte er sich auch wieder einigermaßen gefangen. Er schalt sich einen Narren. Er wollte nicht, dass er die Nerven verlor. Außerdem konnte er den beiden Kriegern und der Frau nicht als zitterndes Bündel Mensch entgegentreten.
    Tiger streckte die Hand aus, um die Luger wieder an sich zu nehmen. Es war alles normal. Er bewegte sich weder hektisch noch zu langsam, aber die Waffe bewegte sich ebenfalls.
    Aus seinem Mund drang ein Aufschrei, als er danebengriff und der Pistole zuschaute, die wie von selbst über die Platte des Schreibtischs wanderte…
    ***
    Irgendein unsichtbares Messer schien sein Herz in der Mitte getroffen zu haben. Es war für ihn weiterhin unglaublich, und so konnte er nur auf die Waffe glotzen und ihren Weg verfolgen, der sie bis zum Rand des Schreibtisches brachte.
    Auch der dreifache Tod war nicht zu fassen, doch was er hier durchlitt, entbehrte jeder Erklärung.
    Da war er nicht mal in der Lage, den Kopf zu schütteln. Er hörte nur dem leisen Schaben zu, das die Luger auf dem Weg zur Schreibtischkante verursachte und kurz vor ihrem Erreichen zum Stillstand kam.
    Er schluckte und holte zugleich Luft. Tiger spürte ein Brennen in den Augen, die etwas aus den Höhlen getreten waren. Für ihn war alles unglaublich, und er schaffte es dann, flüsternd die Frage zu stellen, die ihm schon länger auf dem Herzen brannte.
    »Ist da jemand?«
    Tiger hörte nichts. Er wusste auch nicht, ob er etwas hören wollte.
    Er bekam keine Antwort.
    Damit gab er sich nicht zufrieden. »Verdammt noch mal. Wenn du hier bist, melde dich!«
    Er hörte etwas. Und dieses Geräusch riss ihm fast die Füße weg. Es war ein leises Lachen, dem der Tiger nachlauschte.

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