1281 - Teleport
drei betraten den Raum. Er war leer bis auf einen Projektor, und die Metallwände waren kahl. Lediglich ein Klimaschacht unterbrach die Eintönigkeit.
Yag Veda aktivierte den Projektor. In der Mitte des Raumes, unter dem Klimaschacht, entstand ein Prallfeld, und es griff nach den drei Shada und brachte sie in die Horizontale.
„Entspannt euch", verkündete Ris Bhran. „Der Dashid-Raum wird für euch zum zweiten Mal zur Erfüllung eures Seins. Habt ihr euch bisher darin geübt, Körper und Geist unter hoher Konzentration zu steuern, so tut jetzt das Gegenteil. Verliert alle eure Wahrnehmungen und werdet dadurch aufnahmebereit für die Weihe!"
Seine Stimme hatte einen einschläfernden Klang erhalten, und er entfernte sich unter Gemurmel, das wie das Herunterleiern von Beschwörungsformeln klang und nicht völlig klar artikuliert war. Die drei Shada jedoch verstanden jedes Wort und prägten es sich ein.
Das Gemurmel wurde leiser und leiser, und dann hörte der Luftzug auf, hatte die Tür zum Dashid sich geschlossen. Die drei Shada waren allein.
Julian Tifflor schloß die Augen. Er vergaß den Kampf und die ganze Zeit der Ausbildung.
Nur eines vergaß er nicht.
„Nia, ich mag dich!" flüsterte er.
„Ich dich auch!" kam die leise Antwort. Und Sokrates konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Du bist auch wirklich zum Verlieben!" Und nach einer Minute kam als erklärender Nachsatz dann der Name. „Tiff!"
Der Terraner lauschte in sich hinein. Zunächst unmerklich, dann jedoch immer deutlicher stieg in ihm das Vertrauen empor, das ihm ein unbeschreibliches Glücksgefühl vermittelte.
Es bezog sich nicht auf Nia, aber es schloß sie auch nicht aus. Es hatte mit der Upanishad zu tun, und wieder wurde er sich der starken Verbundenheit zu seinem Shant bewußt. Er war stolz, als erster männlicher Terraner die Shan-Weihe empfangen zu dürfen.
Aber warum legte er eigentlich Wert auf seine Herkunft? Spielte es nicht eine völlig untergeordnete Rolle, ob sie Terraner, Haluter oder Akonen waren? War ein Blue ein schlechterer Shad als ein Swoon, oder ein Siganese ein besserer als ein Ertruser?
Nein, all das spielte keine Rolle mehr. Die Lehre der Upanishad, sie war das, was in seinen Gedanken etwas bedeutete. Sie zu erfüllen und die Ausbildung unter Anleitung ihrer Panisha zu vollenden, das war das einzig Sinnvolle, was es zu tun galt. Hanse und LFT, Galaktikum und GAVÖK, es waren bedeutungslose Einrichtungen im Vergleich mit der Schule der Helden hoch oben auf dem abgetragenen Gipfel des Mount Everest. Die Loyalität zur Upanishad war die Erfüllung des Lebens.
Julian Tifflor begriff plötzlich, daß er jetzt die volle Kontrolle über seinen Shant besaß.
Die Kombination besaß eine Reihe weiterer Möglichkeiten, die er bisher nicht hatte nutzen können.
Ich bin anderen überlegen, dachte er. Ich bin ein Shad gewesen und bin jetzt ein Shan.
Ich gehöre nicht zu jenen, die es ablehnen, Schüler der Upanishad zu werden. Sie sind Gorims!
Und Tifflor dachte diese Gedanken nicht in Englisch, seiner eigentlichen Muttersprache, aber auch nicht in Interkosmo. Er dachte sie in Sothalk, dem Idiom, das Stalker sprach.
Mit einemmal war ihm ganz leicht. Er fühlte sich wie eine Feder, die in einem Windhauch schwebte. Sein Körper sank langsam abwärts, und die Bewegung rief ihn in die Wirklichkeit zurück. Er richtete sich auf und kam auf dem Boden zu sitzen. Das Prallfeld hatte sich deaktiviert, und Tifflor sah Nia und Domo an.
„Was sind sie ohne die Upanishad", ereiferte Nia sich mit hoher Stimme. „Sie sind ein Nichts."
„Und dafür, daß ich ein Haluter bin, kann ich mir keinen Ruhm erwerben, höchstens Angst und Furcht auslösen", dröhnte Sokrates. „Ich glaube, daß ich dazu geboren bin, einst ein Philosoph der Upanishad zu werden. Mein Leben in der Tiefe war nur eine Vorbereitung für meine größte Aufgabe!"
„Du hast recht", nickte Tifflor. „Jetzt haben wir erst recht eine Aufgabe."
Er erhob sich und schritt im matten Dämmerlicht zum Ausgang, der sich sofort öffnete.
Draußen warteten noch immer die Panisha, und im Hintergrund drängten sich die Shada.
„Willkommen, Shana!" verkündete Yag Veda. „Wie fühlt ihr euch?"
„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir sind zum zweiten Mal neu geboren worden", antwortete Nia. „Und wir sind voll unbezähmbaren Tatendrangs." Sie sprach Sothalk.
„Er wird sich erfüllen, Shana", sagte Ris Bhran. „Nun gehören die Shants endgültig euch und
Weitere Kostenlose Bücher