1283 - Der Mörder-Mönch
Historie mit der Spekulation traf.
Ich befreite mich von meinen Überlegungen, die wirklich nicht viel brachten, und versuchte, Godwin de Salier über sein Handy zu erreichen. Es klappte nicht. Er hatte es ausgestellt. Es war tot, und er wollte auch keine Nachricht empfangen.
Ich kannte ihn gut. Obwohl er der Anführer der Templer geworden war, konnte man ihn als Einzelkämpfer und auch als Einzelgänger bezeichnen, der manchmal seinen Weg einfach gehen musste, um ein Ziel zu erreichen. Und dieser Weg war sehr steinig und auch dornenreich, das war schon klar.
Mit dem ruhigen Abend würde es nichts werden. Dazu war ich innerlich viel zu unruhig. Ich wollte auch nicht mehr allein in der Wohnung bleiben. Nebenan wohnten Shao und Suko. Sie mussten ebenfalls eingeweiht werden. Das war immer nötig, wenn es um van Akkeren ging…
***
Esmeralda erwachte und schlug die Augen auf. Sie schaute an eine Decke, wo der Lichtschein ein paar Flecken gebildet hatte, die ineinander überliefen. Es war nicht die Decke der Bibliothek, in der sie das Bewusstsein verloren hatte, sondern eine normale Zimmerdecke, aber auch nicht die in ihrem Zimmer, denn sie wäre kleiner gewesen.
Sie nahm den gewissen Geruch wahr und wusste, wo sie sich befand. Im Krankenzimmer des Klosters.
Dort hatte man sie hingeschafft und in eines der beiden Betten gelegt.
Als ihre Gedanken so weit gekommen waren, durchströmte sie ein warmes Gefühl. Sie freute sich darüber, nicht mehr auf dem kalten Boden zu liegen. Man hatte sie also gefunden und in die Sicherheit und den Schutz des Krankenzimmers gebracht.
Die stille Freude zauberte ein weiches Lächeln auf ihre Lippen, das allerdings nicht sehr lange anhielt, denn plötzlich erinnerte sie sich wieder daran, was unten in der Bibliothek passiert war. Da hatte es tatsächlich ein Fremder geschafft, einzudringen, um ein Buch zu stehlen.
Ein fürchterlicher Mann. Mehr Teufel als Mensch. Der Schrecken auf zwei Beinen, und er hatte zugeschlagen.
Noch einmal rollte alles vor ihren Augen ab, und sie beschäftigte sich auch mit der Zeit kurz vor ihrer Bewusstlosigkeit. Da hatte sie das Brennen auf der linken Wange gespürt, als wäre diese Seite des Kopfes in Feuer getaucht worden.
Warum? Wieso? Was war geschehen? Esmeralda hätte gern Antworten auf die Fragen gewusst.
Das war nicht möglich. Es war alles zu schnell gegangen, und schließlich war sie von einer Bewusstlosigkeit umklammert worden. Möglicherweise war diese dann in einen Schlaf übergegangen, denn sie fühlte sich nach dem Erwachen sogar recht frisch und erholt. Sie wollte auch nicht länger im Bett bleiben, sondern richtete sich langsam auf.
»Du bist wach?« Trotz der nur geflüsterten Frage hatte sie genau verstanden, wer mit ihr gesprochen hatte. Es war Anna, die alte Oberin, die bald ihren achtzigsten Geburtstag feiern würde. Sie befand sich also auch noch im Zimmer, und sie musste im zweiten Bett liegen.
Esmeralda ließ sich wieder zurück sinken. »Ja, ich bin wach, und ich fühle mich sogar recht gut.«
»Bleib trotzdem liegen.«
»Gut.«
Es war zu hören, wie sich die Matratze im Nachbarbett bewegte. Anna stand auf, und wenig später hörte Esmeralda die Schritte, die sich ihrem Bett näherten.
Die Oberin war kleiner als sie. Unter der Haube zeichnete sich das runde Gesicht mit den zahlreichen Falten und den hellen, blitzenden Augen ab, in denen jetzt allerdings eine gewisse Sorge stand, obwohl sie sagte, wie sehr sich alle freuten, dass es der Mitschwester gut ging.
»Es geht mir auch den Umständen entsprechend gut, Anna.«
»Aber was ist geschehen, dass wir dich so finden mussten?«
Esmeralda schwieg zunächst. Sie musste erst über die richtigen Worte nachdenken, die ihr so schnell nicht einfielen. In der Zwischenzeit setzte sich Anna auf die Bettkante.
»Ich bin nach unten gegangen, weil ich nicht schlafen konnte. Ich wollte wieder etwas lesen, aber ich hatte schon beim Betreten der Bibliothek ein so komisches Gefühl.«
»Kannst du das näher erklären?«
»Nein, nicht so richtig. Es war schon da, aber ich bekam es nicht in den Griff, weil ich den Grund nicht erkennen konnte. Es gab ja niemand außer mir. Und doch muss jemand da gewesen sein…«
In den folgenden Minuten berichtete sie, was ihr widerfahren war. Die Oberin hörte ihr genau zu, sogar sehr genau, und sie ballte die Hände dabei zu Fäusten.
»Der Mann hat dich niedergeschlagen?«
»So war es. So kann man es sagen. Aber es war kein richtiger
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