1283 - Der Mörder-Mönch
Möglicherweise wollte er mir auch eine gewisse Furcht einjagen und mich zu Taten verleiten, die nicht so durchdacht waren.
Da hatte er sich geschnitten. So einfach würde ich es ihm nicht machen. Ich konnte mich jetzt auf ihn einstellen.
Was konnte ich tun? Zunächst mal nichts. Erst nachdenken, mit Freunden, die ebenfalls betroffen waren, darüber sprechen und dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Natürlich würde ich Suko Bescheid geben, damit auch er sich darauf einrichten konnte. Zunächst aber war jemand anderer wichtig. Der Mann, der nach dem Tod des unvergessenen Abbé Bloch die Führung der Templer übernommen hatte und auf den Namen Godwin de Salier hörte. [1]
Auch er war ein direkter Feind des Vincent van Akkeren, und er musste einfach informiert werden.
Wenn der Grusel-Star seine Freiheit zurück erlangt hatte, würde er sicherlich alles daransetzen, um wieder auf den »richtigen« Weg zu gelangen.
Wenn ich ehrlich war, bereitete mir das schon leichte Magenschmerzen, aber ich konnte es nicht ändern.
Ich konnte höchstens vorwarnen, und das setzte ich sofort in die Tat um. Die Templer in Alet-les-Bains waren immer für mich erreichbar. Da spielte es auch keine Rolle, ob wir Tag oder Nacht hatten, sie waren stets auf der Hut.
Ich setzte mich während des Telefonats hin und schaute auf das Fenster, hinter dem der Himmel immer mehr eindunkelte. Es sah verdammt nach Regen aus. Wäre ja auch zu phantastisch gewesen, wenn es mal nicht geregnet hätte.
Die Verbindung stand. Ich hörte eine mir unbekannte Stimme, die sich mit neutralen Worten meldete.
»Wen, bitte, möchten Sie sprechen, wenn Sie Ihren Namen genannt haben?«
»John Sinclair hier.«
»Ah, Bruder John.«
»So kann man es sagen.«
»Mit wem darf ich dich verbinden?«
»Godwin de Salier.«
Bisher hatte ich immer eine schnelle Antwort bekommen, das war jetzt nicht der Fall. Ich erntete nur Schweigen, was mich schon ein wenig störte.
»Warum sagst du…«
»Er ist nicht da, John.«
»Das ist doch eine Antwort. Wo kann ich ihn denn finden, und wann kehrt er zurück?«
»Das weiß keiner von uns. Godwin hält sich auch nicht in unserem Kloster auf. Er ist abgereist, und zwar in den Norden Frankreichs, in die Nähe von Caen.«
»Das ist ziemlich weit. Was hat ihn denn dorthin getrieben?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Es war der Anruf einer Frau, der ihn recht nervös gemacht hat.«
»Kennst du ihren Namen?«
»Nein. Godwin hat sich recht stur angestellt. Er gab auf unsere Fragen keine Antworten und meinte nur, dass dies eine Sache wäre, die keinen anderen von uns etwas angehen würde. Mehr kann ich dir leider auch nicht sagen.«
»Demnach etwas Persönliches?«, hakte ich nach.
»Das denken wir alle.«
»Weißt du denn, ob er ein Handy mitgenommen hat und ob ich ihn da erreichen kann?«
»Nein, John, das weiß ich leider nicht. Aber ich gehe mal davon aus. Ohne geht es heute ja fast nicht.«
»Stimmt. Jedenfalls danke ich dir für deine Auskünfte. Und noch etwas: Gebt in der nahen Zukunft besonders Acht. Es könnte etwas auf euch zukommen?«
»Darf ich fragen, was?«
»Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, aber es könnte mit van Akkeren zusammenhängen.«
»Oh!« Dann ein kurze Pause. »Aber der ist doch… ich meine …«
»Nein, nein, mein Freund. Er ist wahrscheinlich nicht aus dem Verkehr gezogen worden.«
Der Templer auf der anderen Seite war plötzlich ganz aufgeregt, weil er nachgedacht hatte. »Könnte denn Godwins Reise etwas mit van Akkeren zu tun haben?«
»Das weiß ich nicht. Ich möchte es auch nicht völlig ausschließen. Also, Acht geben.«
»Ich werde es den Brüdern sagen. Und dir alles Gute.«
»Danke.«
Das Gespräch war beendet, aber ich konnte nicht sagen, dass ich mich jetzt wohler fühlte. Es war natürlich etwas weit hergeholt, beide Vorgänge in einen bestimmten Zusammenhang zu bringen, aber völlig ausschließen wollte ich das nicht.
Van Akkeren war bekannt dafür, dass er weite Wege ging, um an sein Ziel zu gelangen. Oft schlug er Umwege ein, um seine Verfolger zu täuschen, und deshalb traute ich ihm alles zu.
Godwin war also unterwegs. Es hatte ihn in den Norden Frankreichs verschlagen. Warum? Die Lösung lag auf der Hand. Überall im Land hatten die Templer früher ihre Spuren hinterlassen. Es gab noch zahlreiche Bauwerke, die von ihrer Existenz sprachen. Und es gab genügend Orte, die von Legenden, Sagen und alten Geschichten umwoben waren, wobei sich hier die
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