1284 - Am Paß der Icana
das Aas davor?"
Huasqa sah beides, nachdem Hoayna ihn eingewiesen hatte. Die Umrisse eines Plans formten sich in seinem Bewußtsein. „Das ist gut", sagte er leise.
*
„Der Kerl bringt mich um den Verstand!" dröhnte Kuursen Ton. „Was tut er? Er hat zu gehorchen. Er hat zu tun, was sein Fürst ihm aufträgt. Er hat den Kampf zu suchen. Der Kampf bietet sich ihm an, aber er zögert. Er verhält sich nicht dem Kodex entsprechend."
„Ich glaube, Huasqa und Manku sind für ein paar Überraschungen gut", sagte Tomkan maliziös.
5.
Die Fahrt nach Norden verlief ohne Zwischenfall. Falls die mardakaanschen Behörden überhaupt nach dem ehemals Privilegierten suchten, dann taten sie es auf eine Weise, die dem Gesuchten verborgen blieb. Allerdings war in Rechnung zu stellen, daß das Lebensspielfieber inzwischen den ganzen Planeten überzogen hatte, die Logen der Spielund Wettbegeisterten überall durch den Himmel glitten und ganz allgemein ein fürchterliches Durcheinander herrschte, das jede Sucharbeit erschweren mußte. Auf mehreren Bühnen waren die Vorspiele bereits im Gang. Die Kommunikationskanäle waren voll von Spielberichten. Solange Reginald Bull auch suchte: Er fand keinen einzigen Kanal, auf dem man davon sprach, daß der Administration ein des Frevels am Kriegerkult verdächtiger ehemaliger Privilegierter durch die Lappen gegangen war.
Bull empfand deswegen keine Erleichterung. Es beschlich ihn die Ahnung, die Ophaler seien nur deswegen so salopp in ihren Bemühungen, weil sie genau wußten, daß er ihnen über kurz oder lang doch in die Falle gehen würde. Es war keine angenehme Vorstellung, daß die Häscher womöglich in unmittelbarer Umgebung der Upanishad auf ihn warteten, daß all seine Mühe umsonst gewesen sein könnte. Daß er, wenn er das Ziel erreichte, in einen wohlvorbereiteten Hinterhalt tappen würde. Denn daß er es auf die Hohe Schule abgesehen hatte, darüber wußten die Ophaler gewiß Bescheid. Schließlich war er lange genug in der Stadt umhergezogen und hatte seine Wißbegierde unbekümmert kundgetan.
Aber er konnte nicht mehr zurück. Selbst wenn er mit Sicherheit gewußt hätte, daß er am Nordpol den Ophalern in die Hände laufen würde, wäre ihm nichts anderes übriggeblieben, als an seinem Vorhaben festzuhalten. Es gab eine winzige Chance, den Plan dennoch zu verwirklichen.
Obwohl sie von einer Verfolgung keine Spur bemerkten, bewegten sie sich vorsichtig.
Sie hielten sich in der Nähe der Bühnen, die für die verschiedenen Phasen des Spiels des Lebens vorbereitet worden waren. Hier tummelten sich die Schaulustigen und die Fahrzeuge der Kommunikationsmedien, die jede Einzelheit der Spielvorbereitungen nach Mardakka übermittelten. Im turbulenten Durcheinander der Logen und der Mediengleiter fühlte Reginald Bull sich am sichersten. Sie brauchten zwei Tage, bis sie die Grenze der Nordpolarzone erreichten.
Da allerdings war es mit der Möglichkeit, im Trubel der Touristen und der Berichterstatter Schutz zu suchen, endgültig vorbei. In der Nähe der Hohen Schule hatten selbst die Planform-Architekten ihr Recht verloren. Ödes, steiniges Land zog unter dem Schweber dahin, und Bull wandte den Blick nicht mehr von den Anzeigen des Orters, auf denen er jeden Augenblick den Reflex eines Suchfahrzeugs auftauchen zu sehen erwartete.
Aber der Himmel blieb ruhig. Weit voraus hob sich ein felsiges Plateau über das von flachen Hügeln bedeckte Land, und auf dem Plateau glänzte und glitzerte violett im Widerschein der Sonne eine umfangreiche Struktur, die Reginald Bull mit Hilfe der Ausschnittsvergrößerung erst näher heranholen mußte, damit er ihre Einzelheiten studieren konnte. Hinter einer hohen Mauer sah er weitläufige, ineinander verschachtelte Gebäudefluchten. Er sah Türme, Erker und Zinnen, die über die steilen Dächer emporragten. Das alles war in einer Bauweise aufgeführt, die man auf der Erde längst vergangener Tage Zuckerbäckerarchitektur genannt hatte. Alles bestand aus einem lichtblauen, metallischen Werkstoff, der das rote Licht der Sonne widerspiegelte und ihm dabei einen violetten Farbton mitteilte.
Es bedurfte der Anweisung nicht: Jo Polynafse drückte den Schweber nach unten, bis er in fünf Meter Höhe über den Untergrund dahinglitt. Reginald Bull erspähte eine Bodenrinne, die geradewegs auf den Rand des Plateaus zuführte. Sie bot weit und breit die einzige Deckung, und eine dürftige obendrein. Jo steuerte das Fahrzeug hinein. Mit
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