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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fürchteten.
    Huasqa ließ die Boote ans Ufer treiben. Sie wurden festgemacht und mit Laub zugedeckt, damit die Panieli sie nicht fänden, wenn ihr Weg zufällig hier vorbeiführte. Die Krieger hatten ihre Waffen aufgenommen: Schilde, Lanzen, Bogen, Äxte und Dolche. Es zog Huasqa das Herz zusammen, wenn er an die Donnerrohre der Panieli dachte und an die fürchterlichen Tiere, auf denen ein Teil der Panieli-Soldaten in den Kampf ritt. Wenn er nur ein paar davon erbeuten könnte: ein paar Donnerrohre, ein paar Reittiere. Er wollte schon einen kleinen Trupp besonders begriffsschneller Waffenträger ausbilden, der mit den Rohren und Tieren umzugehen verstand.
    Der Wald, der an den Ufern des Flusses undurchdringlich und unwegsam wirkte, bot den Atahau kein ernsthaftes Hindernis. Drinnen, wo die Sonne nicht bis auf den Boden drang, war die Vegetation weniger dicht. Sie kamen gut voran, und dennoch packte Huasqa nach wenigen Stunden die Ungeduld. Belisar wußte, daß er am Nordkap gesehen worden war. Er kannte das vorzügliche Nachrichtensystem der Atahau, das mit Fackelsignalen arbeitete. Es war ihm klar, daß man ihn erwartete. Er kannte die strategische Bedeutung der Berge ebenso gut wie Ebhinor. Er würde alles daransetzen, den Paß als erster zu erreichen.
    Er wandte sich an Manku.
    „Wir gehen so schnell wie der langsamste unter uns", sagte er. „Laß mich die fünfzig schnellsten Läufer nehmen und mit ihnen vorauseilen. Ich habe eine ungute Ahnung, daß Belisar rascher herannaht, als wir denken."
    Manku dachte eine Zeitlang über den Vorschlag nach; dann antwortete er in seiner bedächtigen Art: „Jeden anderen, der mir so etwas sagte, hätte ich im Verdacht, er wollte den Ruhm für sich abschöpfen. Aber dich kenne ich, Huasqa. Dein Gedanke ist gut. Zieh voraus. Ich komme mit dem Rest der Truppe nach, so rasch ich kann."
    Huasqa wählte fünfzig Waffenträger aus und eilte mit ihnen davon. Als die Nacht hereinbrach, erreichten sie die ersten Felsformationen, die Vorboten des Gebirges. An einem kleinen See wurde drei Stunden lang gerastet. Die Krieger nährten sich von Streifen getrockneten Fleisches, das sie im Wasser aufweichten. In der Finsternis ging es weiter. Huasqa hatte drei Scouts vorausgeschickt, die mit dem Gelände vertraut waren.
    Weitere fünf Jäger deckten die Flanken des Zuges und horchten nach den Geräuschen der Icana aus. Das: Geschick war den Atahau wohlgesinnt. Sie drangen zwischen die Berge ein und fanden das Tal, das zum Sacsamarca-Paß emporführte.
    Die dumpfe Schwüle des Dschungels blieb allmählich zurück. Die Krieger atmeten freier, und manch einen fröstelte es sogar in der dünnen Luft der Höhe. Huasqa trieb seine Begleiter zur Eile. In ihm war eine Rastlosigkeit, die er sich selbst nicht erklären konnte.
    Noch immer begleitete sie der Wald. Er füllte die Sohle des Tales und zog sich zu beiden Seiten an den Hängen empor. Aber die Gewächse waren andere geworden, als Huasqa sie aus der Flußebene kannte. Nadelhölzer herrschten vor.
    Einer der Scouts näherte sich ihm. Er trug eine kleine Fackel.
    „Icana-Spuren", sagte er. „Zwei Tage alt."
    „Droht uns Gefahr?" wollte Huasqa wissen.
    „Nicht unmittelbar. Die Icana wohnt hier nicht. Das Tier, dessen Fährte wir sehen, befand sich in vollem Lauf. In der Nähe ihres Lagers bewegt die Icana sich ruhig und mit gemächlichen Schritten. Sie wohnt irgendwo droben in der Nähe des Passes. Wenn wir den Paß erreichen, dann müssen wir uns vorsehen."
    Sie zogen weiter. Über ihnen rötete sich der Himmel. Ein neuer Tag begann. Huasqa musterte die Krieger und sah, daß sie erschöpft waren. Er mußte ihnen Ruhe gönnen, oder sie würden zum Kämpfen nicht mehr taugen.
    Die Ungeduld trieb ihn weiter. Wenigstens den Eingang des Passes wollte er erreichen.
    Dann mochten sie rasten. Das Gelände wurde felsig, das Vorwärtskommen immer schwieriger. Einer der Waffenträger stürzte und blieb liegen. Huasqa kümmerte sich nicht um ihn. Wenn er wieder bei Kräften war, würde er hinter ihnen hereilen. Hinter den Bergen ging die Sonne auf. Die Sohle des Tals blieb finster, aber die Zinnen der Berge glühten im ersten Licht des jungen Tages. Wiederum kam ein Scout auf Huasqa zu.
    „Der Eingang des Passes liegt unmittelbar vor uns", meldete er, „Sollen wir eindringen?"
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da hallte ein dumpfer Knall aus der Höhe herab, brach sich knatternd an den Felswänden und rollte in vielfältigem Echo talabwärts

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