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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte.
    Traurig musterte ich mein Badewasser. Die Entspannung mußte warten. Es gab Wichtigeres zu tun.
    „Wir haben noch viel miteinander zu besprechen, Wrash", sagte ich. „Deinetwegen bin ich nach Denguon gekommen. Nenn mir einen Ort, an dem wir uns heute in der Nacht treffen können, ohne daß jemand etwas davon weiß."
    „Herr, was soll ich..."
    „Hör auf mit dem Herr", fuhr ich ihn ungeduldig an. „Wir ziehen alle am selben Strang. In dieser Stadt heiße ich Atjuf. Nenn mich so und sag du zu mir."
    Es bedurfte einiger Überredung von meiner Seite, aber schließlich gewöhnte Wrash sich daran, mich beim Vornamen zu nennen und die vertrauliche Anrede zu gebrauchen. Er bezeichnete mir ein altes, leerstehendes Gebäude im östlichen Randbezirk der Stadt.
    „Es spukt dort angeblich", grinste er. „Die Leute machen einen großen Bogen drum herum."
    „Auch Targiivs Schergen?" fragte ich.
    „Auch diese", nickte er.
    „Gut. Ich sehe dich dort um Mitternacht. Ich werde etwas mitbringen, womit ich dich überzeuge, daß du zu mir ruhig über die Knospe des Pfirsichs sprechen darfst. Und jetzt wirst du hinausgeworfen."
    Er fuhr auf.
    „Ich habe vor, mit dir ins Geschäft zu kommen", sagte ich hart. „Keiner darf ahnen, daß wir uns hier friedlich geeinigt haben. Du bist ins Badehaus eingedrungen. Ich habe dich entwaffnet, und jetzt fliegst du in hohem Bogen durch die Tür. Je härter du aufkommst, desto besser werden die Neugierigen, die draußen lauern, begreifen, daß es zwischen uns nichts als Haß und Feindschaft gibt. Verstehst du das?"
    Er war verwirrt; ich sah es ihm an.
    „Ja, Herr...", stotterte er, „ich meine... ja, ich glaube..."
    Ich ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Daß ich die Sache so ernst nehmen würde, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Er war kräftig und hätte mir erhebliche Schwierigkeiten bereiten können. So aber bekam ich ihn um den Leib zu fassen, hob ihn in die Höhe und schleuderte ihn mit aller Kraft durch die offene Tür. Er stieß ein gellendes Geheul aus und gab noch im Flug seinem Körper einen Schwung, daß er ziemlich ungeschickt landete. Er humpelte davon, schwang die Faust und schrie Flüche in Richtung der offenen Badehaustür. Das Humpeln glaubte ich ihm, denn er war wirklich unsanft gestürzt. Aber die Flüche waren gemacht. Ich sah das Grinsen auf dem narbigen Gesicht, als er zu mir herüber nickte.
    Zum Baden kam ich nicht mehr. Ich kehrte in mein Quartier zurück, wo sich alsbald der besorgte Wirt melden ließ. Ich beruhigte ihn und ließ ihn wissen, daß ich nicht die Absicht hätte, Wrash den Vigilanten zu melden und vor den Richter zu zerren. Das paßte nun wiederum meinem Wirt nicht in den Kram, der den Mann, der ihm Konkurrenz machte, gern ausgeschaltet gesehen hätte. Aber schließlich mußte er einsehen, daß einer, der wie ich auf Liebesabenteuer aus war, das Aufsehen zu meiden hat. Ich dankte ihm für sein Verständnis mit einem Goldstück, und er war's zufrieden.
    Ich nahm ein vorzügliches Abendessen ein. Dann begann ich, mich auf mein nächtliches Treffen mit Wrash vorzubereiten.
     
    *
     
    „Wer will nach Hause?" fragte die Stimme aus dem Dunkel. „Wo ist zu Hause?"
    Die Unterhaltung lief nicht so, wie Reginald Bull sie sich vorgestellt hatte. Bildete er es sich nur ein, oder war es wirklich so, daß aus der Stimme des Unbekannten Feindseligkeit klang?
    „Spiel mir nichts vor", sagte er ärgerlich. „Du sprichst Interkosmo. Du mußt wissen, wo du die Sprache gelernt hast."
    „Auf einer kleinen, unbedeutenden Welt namens Terra", kam die Antwort. „Ich weiß noch mehr. Dein Name ist Reginald Bull. Einst warst du ein großer Mann in der Liga Freier Terraner und der Kosmischen Hanse. Du bist unerlaubt in die Hohe Schule eingedrungen und lebst in dem Wahn, daß es hier achtundvierzig Shana gibt, die sich danach sehnen, von dir gerettet zu werde."
    „Wahn?" echote Bull. „Ihr seid Terraner. Die Heimat hat verzweifelt nach euch gesucht, um euch getrauert, als sie euch für verloren hielt. Wir haben euch gefunden. Ich verstehe dein Geschwätz nicht. Sag mir laut und deutlich: Wollt ihr in die Milchstraße zurückkehren oder nicht?"
    „Nein", kam die Antwort.
    Verzweiflung kroch Reginald Bull in die Seele. Konnte er sich so sehr getäuscht haben?
    War das, was ihm hier geboten wurde, ein grausamer Scherz?
    „Zeig dich mir!" schrie er. „Laß dich sehen, und sag mir das ins Gesicht."
    „Warum?" klang es spöttisch aus der Finsternis. „Kannst

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