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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unter der Kuppe des tastenden Fingers schien die Stirnhaut zu sein.
    Aber der Druck blieb.
    Reginald Bull war ein Geächteter.
     
    *
     
    Von da an wurden die Dinge wieder einigermaßen normal. Da der Panish Panisha instruiert worden war, uns mit der gebührenden Achtung zu behandeln, konnte er uns den Wunsch nicht abschlagen, daß Demeter und Jennifer von jetzt an unser Quartier teilten.
    Eine entsprechende Meldung erging sofort an die Virenschiffe. Eine knappe Stunde später schloß ich Demeter in die Arme.
    Freund, Genösse und Patenonkel: Ich war wirklich besorgt um dich. Ich wußte noch immer nicht, was ich mir unter einem Toshin vorzustellen hatte, und die Ungewißheit drückte mir aufs Herz. Ich konnte mir vorstellen, daß auch du in Unruhe warst. Aber du mußt mir verzeihen: Für den Rest dieses Tages habe ich nicht mehr an dich gedacht.
    Am nächsten Tag wurden die achtundvierzig Shana abgeholt. In einem großen Transporter beförderte man sie zum Raumhafen, und von dort aus würden sie mit einer Fähre zum Schiff des Ewigen Kriegers gebracht werden. Mit ihnen ging auch Volcayr, der Elfahder. Aus einem Fenster unserer Unterkunft sah ich ihn durch den Garten schreiten.
    Ich wußte nicht, was aus ihm werden würde. Er erschien mir als eine tragische Figur.
    Kurze Zeit später tauchten Reginald Bull und Irmina Kotschistowa auf. Sie wirkten bedrückt. Auf der Stirn trugen sie ein kleines, dunkelrotes Mal: das Zeichen der Toshin.
    Sie sprachen, wenig. Ich hatte gehofft, daß Irmina, die Metabio-Gruppiererin, das häßliche Gebilde ohne Mühe werde entfernen können und es nur deswegen noch nicht getan hatte, weil wir vermutlich noch unter Beobachtung standen. Als ich sie behutsam darauf ansprach, schüttelte sie traurig den Kopf.
    „Ich kann es nicht", sagte sie. „Die Substanz ist völlig fremdartig. Sie ist auf eine mir unbekannte Art mit dem Körpergewebe verwachsen. Ich fürchte, wir werden mit dem Mal leben müssen."
    Reginald Bull mit seinem unverwüstlichen Optimismus nahm die Sache wesentlich leichter.
    „Hundert Jahre ist schließlich keine Ewigkeit", spottete er. „Irgendwie überstehen wir das schon. Kommt Zeit, kommt Rat."
    Kurze Zeit später erfuhren wir von den Virenschiffen, daß das Raumschiff des Ewigen Kriegers abgelegt hatte und entlang der Feldlinien des psionischen Netzes verschwunden war. Wir würden Ijarkor das nächstemal zu sehen bekommen, nahm ich an, wenn wir das Königstor passiert hatten. Richtig zu sehen bekommen, meinte ich: von Angesicht zu Angesicht.
    Wir trafen unsere Vorbereitungen. Reginald Bull und Irmina Kotschistowa beabsichtigten, so rasch wie möglich an Bord ihrer Schiffe zurückzukehren. Irmina hatte es eilig, mit der Produktion des Wirkstoffs zu beginnen. Je weiter wir uns nach Siom Som hineinwagten, desto öfter würde es nötig sein, daß wir Stalkers Permits trugen. Wir würden bedeutende Mengen des Antiserums brauchen, um uns selbst und unsere Umgebung zu schützen. Das war das Risiko. Ohne Irminas Antiserum liefen wir Gefahr, dem Einfluß des Kodexgases zu erliegen.
    Es gab ein zusätzliches Problem. Man würde den Toshin wahrscheinlich nicht erlauben, im Verbund der Virenschiffe zu reisen. Reginald Bull hatte vorsorglich angeordnet, daß das Segment Nr. 1 aus der EXPLORER gelöst und mit der LIVINGSTONE sowie der ÄSKULAP zu einem Dreierschiff gekoppelt wurde. War unsere Befürchtung richtig, dann mochte es Irmina schwer fallen, uns das Antiserum regelmäßig und in ausreichender Menge zukommen zu lassen. Das war etwas, worüber es jetzt noch nicht zu debattieren lohnte. Wir mußten abwarten. Um die beiden Geächteten selbst machte ich mir zunächst noch wenig Sorge. Sie befanden sich in guter Gesellschaft. An Bord der LIVINGSTONE waren die drei Cappins: Dorschorow, Scharlom und Neiradyr. Von ihrer Anwesenheit wußten der Ewige Krieger und seine Handlanger noch immer nichts.
    Ruhe kehrte bei uns ein, nachdem Reginald Bull und Irmina Kotschistowa uns verlassen hatten. Sie berichteten aus dem Orbit, daß sie wohlbehalten an Bord des Dreierschiffes angekommen waren. Für uns gab es weiter nichts zu tun, als zu warten. Irgendwann im Lauf der nächsten Tage würde Graucum sich melden und uns wissen lassen, daß er bereit war, uns den Weg zum ersten Heraldischen Tor von Siom Som zu weisen.
    Denn so hatte Ijarkor es ihm aufgetragen.
     
    ENDE

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