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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konnte Jo und Chimba, Twik, Susa und Luzian nicht im Stich lassen.
    Er ließ die Hand sinken. Sein Zorn war verraucht. Niedergeschlagenheit machte sich breit.
    „So mag essein", sagte er. „Wenn ich gegen eure Gesetze verstoßen habe, will ich mich dafür verantworten. Bringt mich zum Panish Panisha."
    „Ohne Kampf?" spottete einer der Shana. „Du willst einst die Faust des Kriegers getragen haben und entziehst dich dem Kampf? Was wird aus deiner Ehre, alter Mann?"
    Reginald Bull sah auf. Mit einemmal war wieder Glanz in seinen Augen.
    „Dich kenne ich", sagte er zu dem Sprecher. „Wenn ich mich anstrenge, kann ich mich vielleicht sogar an deinen Namen erinnern. Sandro... Sandra Andretta, nicht wahr?"
    „Na und?" murrte der Shan.
    „Alt mag ich sein, du Narr", sagte Bull und schüttelte dazu den Kopf. „Aber arm? Arm seid ihr, denn ihr wißt nicht, was ihr tut."
     
    *
     
    „Sortuun, der Sohn des Freigrafen Sajnald von Tjann, ist in der Stadt." Ein hämisches Grinsen lag auf dem feisten Gesicht des Mundschenks, den Targiiv zu seinem persönlichen Vertrauten gemacht hatte. „Er ist auf Schürzenjagd."
    Quolar, der Mundschenk, kauerte zu Füßen des dreistufigen Podests, auf dem der Sessel des Despoten stand. Targiiv räkelte sich in den Polstern. Er war ein großer, kräftiger, füllig gebauter Mann. Sein zerfurchtes Gesicht zeigte die Spuren eines zügellosen Lebens. Die Augäpfel waren rötlich verfärbt. Er trug ein loses Gewand, das so aussah, als sei es aus Metallfolie gefertigt. Wenn Targiiv sich bewegte, schillerte es in allen sieben Farben des Regenbogens.
    Quolar war in einen feuerroten Kaftan gekleidet, der um die Taille herum durch eine gelbe Schärpe gegürtet wurde. Als Zeichen seiner Macht trug der Mundschenk einen silbernen Hammer, mit dem er nach zuverlässigen Angaben schon manchen Schädel eingeschlagen hatte, und als Symbol seines Amtes eine kleine, vergoldete Kelle, mit der er den Wein probierte, den er dem Herrscher zu servieren gedachte. Man sah Quolar an, daß er als Mundschenk auch auf den eigenen Vorteil achtete. Bei einer Größe von knapp sechs Fuß wog er gut und gern dreihundert Pfund.
    „Sortuun", wiederholte der Despot und schwenkte nachdenklich den Wein in einem schweren, goldenen Pokal. „Von ihm habe ich noch nichts gehört. Sajnald ist ein zuverlässiger Mann, immer auf den Gewinn bedacht, den ich ihm zukommen lasse. Aber Sortuun? Muß ein Laffe sein."
    „Die Schürze, auf die er es abgesehen hat, gehört Meara", berichtete Quolar. „Das macht die Sache pikant."
    Targiivs buschige Brauen hoben sich.
    „Wrashs Tochter?" fragte er mit tiefer, rauer Stimme. „Wrash traue ich nicht. Was hatte der Laffe von Tjann mit seiner Tochter zu schaffen?"
    „Jetzt wahrscheinlich nichts mehr", antwortete Quolar. „Wrash hat ihn im Badehaus überfallen, um ihm die Leviten zu lesen. Du weißt, oh Herr, wie sehr der Alte auf die Tugend seiner Tochter bedacht ist. Zwar hat Sortuun ihn verprügelt und zur Tür hinausgeworfen, wie man hört. Aber die Lust an Meara wird ihm vergangen sein. Dem Wirt im Krug und Schwan hat er aufgetragen, ihm eine schöne, junge Bettgenossin zu verschaffen - irgendeine."
    Targiiv grinste genüßlich. Er erinnerte sich an die Zeiten, da er ähnliche Aufträge erteilt hatte. Sie waren längst vorbei. Er war alt geworden. Die Sorge um seine Macht und das Reich Huun beschäftigten ihn so sehr, daß er keine Zeit mehr hatte, an Frauen zu denken.
    „Was weißt du sonst noch Neues?" fragte er den Mundschenk.
    „Nichts, Herr. Es ist ruhig im Land Huun."
    „Die Techno-Rebellen?"
    „Lassen nichts von sich hören, Herr."
    Targiiv nahm einen kräftigen Schluck aus dem Pokal und rülpste.
    „Du kannst gehen, Quolar. Ich muß nachdenken", sagte er.
    Der Mundschenk erhob sich, machte eine tiefe Verbeugung und dienerte rückwärtsgehend in Richtung Tür. Die schweren Eisenangeln quietschten und knarrten.
    Dann war der Despot allein.
    Er leerte den Pokal und schleuderte das kostbare Gefäß achtlos von sich. Der Wein war schwer und begann alsbald, seine Wirkung auszuüben. Targiivs Gedanken verwirrten sich. Er kannte den Zustand und genoß ihn eher, als daß er sich von ihm beunruhigen ließ. Es gefiel ihm, seine Seele wandern zu lassen, wie er es nannte, und Bilder zu sehen, die er sich nicht erklären konnte. Er erblickte einen dunklen Teich, der ringsum von dichtem Wald eingeschlossen war. Nur ein schmaler Streifen weißen Sandes am Ufer des Gewässers war frei

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