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1285 - Das Spiel des Lebens

Titel: 1285 - Das Spiel des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Schwärmt aus und sucht ihn."
    Fünf Schatten glitten davon. Nur Wrash blieb zurück. So hatte ich es mir vorgestellt. Ich erhob mich auf dem Sims, langsam und vorsichtig, damit hinabfallender Mörtel mich nicht vor der Zeit verriet. Wrash stand etwa drei Schritte vor mir. Drei Manneslängen weit war es in die Tiefe. Ich sprang. Ich fand mein Ziel. Mit dumpfem, ächzendem Laut ging Wrash in die Knie. Sein Körper dämpfte den Aufprall. Mir preßte es die Luft aus den Lungen, aber Wrash kam wesentlich weniger leicht davon. Ich spürte, wie er schlaff wurde.
    Die Männer, die er auf die Suche geschickt hatte, mußten Wrashs Stöhnen gehört haben. Sie kehrten zurück. Einer sah mich auf dem Leib des Bewußtlosen hocken, ohne zu wissen, wen er vor sich hatte.
    „Was ist los, Wrash?" fragte er besorgt. „Sollen wir weitersuchen?"
    „Werft eure Dolche weg, oder Wrash ist ein toter Mann", sagte ich. Ich ließ meinen eigenen Dolch sehen, damit sie wußten, daß es mir mit meiner Drohung ernst war.
    Vier gehorchten, aber der, der mich angesprochen hatte, zögerte.
    „So wie die Sache aussieht", murrte er, „ist Wrash ohnehin schon tot. Warum sollte ich auf dich hören?"
    „Weil er noch lebt", fuhr ich ihn an. „Laß deinen Dolch fallen. Schert euch zum Teufel.
    Ich habe mit Wrash allein eine Verabredung, und mit Wrash allein wünsche ich zu reden."
    Glücklicherweise begann Wrash in diesem Augenblick, sich zu regen. Er gab ein schmerzliches Stöhnen von sich. Ich stand auf, und es gelang Wrash, sich auf den Ellenbogen in die Höhe zu stemmen. Seine Gefolgsleute erkannten, was die Stunde geschlagen hatte, und eilten davon. Ich hörte den letzten Dolch zu Boden klirren.
    „Mein Kopf", jammerte Wrash. „Was... was ist los?"
    „Du bist in deine eigene Falle gegangen, Bursche", sagte ich zornig. „Und jetzt wirst du reden, oder du siehst am Morgen die Sonne nicht mehr aufgehen."
     
    *
     
    „Du kommst zu einem kritischen Zeitpunkt", sagte Wrash. „Der große Schlag steht unmittelbar bevor. Du bist ein Grafensohn. Vom Adel weiß man, daß er treu zum Tyrannen steht, weil er diesem seinen Lebensunterhalt verdankt. Als du auf der Szene erschienst und von der Knospe des Pfirsichs sprachst, mußte ich annehmen, daß du ein Spion wärest."
    Wir hatten uns in die Trümmer des Hauses zurückgezogen, in dem ich mich mit Wrash hatte treffen sollen. Ich war die Umgebung abgegangen. Mein Menschendetektor hatte außer auf Wrash auf niemand angesprochen. Wir waren allein. Wrash hatte ich entwaffnet und an den Füßen gebunden, damit er mir nicht entkommen konnte. Inzwischen allerdings hatte ich ihm die Fesseln wieder abgenommen. Er benahm sich vernünftig, und die Gründe, die er für seine Hinterhältigkeit anführte, waren plausibel.
    „Targiiv müßte der größte Narr sein, wenn er einen Adeligen als Spion beschäftigte", gab ich ihm zu bedenken. „Denn es dächte ein jeder geradeso wie du."
    „Das ist wahr", brummte er. „Aber wer kann dem Tyrannen ins Gehirn schauen? Hier und da hört man raunen, daß er nicht mehr richtig im Kopf ist. Er wird alt, und seine Gedanken gehen nicht mehr alle geradeaus."
    „Ich habe dir etwas mitgebracht", sagte ich und zog das Kästchen aus der Tasche. Ich drückte den Schaltknopf, und der Detektor begann zu fiepen. Unsicher fuhr Wrash zurück.
    „Was ist es?" fragte er mißtrauisch.
    „Ein Menschendetektor", erklärte ich. „Er zeigt die Nähe von Menschen an. Im Augenblick reagiert er auf dich."
    „Du hast ihn gebaut?" wollte er wissen.
    „In den ruhelosen Nächten zweier Jahre", antwortete ich. „Nach Unterlagen und Schriften, die so verworren und unverständlich sind, wie du sie noch nie zu Gesicht bekommen hast."
    „Und er funktioniert?" fragte er ungläubig.
    „Wie du am eigenen Leib erfahren hast. Ich wußte von eurer Anwesenheit, lange bevor ich den Draht sah."
    „Du bist ein Techniker", sagte er erstaunt. „Ein besserer noch als ich, wenn das wahr ist, was du sagst."
    Das Lob berührte mich kaum.
    „Der große Schlag steht unmittelbar bevor, sagtest du", erinnerte ich ihn. „Was hast du geplant?"
    „Der Tyrann hat mich im Verdacht", antwortete er. „Eine Zeitlang glaubte er, ich gehörte zu den Beschwörern und Magiern, die ebenfalls seinen Sturz planen, aber ihr Ziel niemals erreichen werden, weil sie die Kräfte mit denen sie arbeiten, nicht verstehen. Aber in letzter Zeit ist der Despot darauf gekommen, daß ich mich mit technischen Dingen beschäftige. Seine

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