1285 - Der Vampirhasser
knabberten, auch wenn es dabei nicht um einen echten Vampir ging. Es stimmte zumindest die Richtung.
»Was genau willst du?« fragte ich.
»Aufklärung.«
»Worüber?«
»Hast du neuerdings einen Irren engagiert, der dir zur Seite steht und mit einem Pfahl durch London läuft, um nach Vampiren Ausschau zu halten?«
Also doch die richtige Spur. Ich schaute zu Shao und Suko hin. Sie taten das Gleiche wie ich, denn sie nickten. Ich merkte meine aufkeimende Nervosität und Spannung, denn jemand wie die Cavallo rief nicht an, um mir das nur zu sagen.
»Könntest du dich genauer ausdrücken, Justine?«
»Hör auf, du weißt, von wem ich spreche.«
»Nein, ich habe ihn noch nicht gestellt.«
»Aber ich weiß Bescheid. Drei Menschen hat er schon gepfählt, weil er sich in dem verdammten Irrglauben befand, Blutsauger vor sich zu haben. Er hasst Vampire. Er will sie vernichten, aber er ist nicht richtig im Kopf. Er killt die Menschen, die ihm gerade über den Weg laufen, wenn es ihn wieder erwischt hat.«
Ich glaubte Justine. Ihre Aussagen lagen nicht so weit von unserer Theorie entfernt. »Hast du von drei Toten gesprochen?«
»Genau.«
»Wir haben nur ein Opfer gefunden.«
»Es sind drei, das kann ich dir versichern. Wenn er schon diese Phobie hat, dann soll er sie gegen echte Vampire einsetzen und uns durch seine Taten nicht in Verruf bringen.«
Obwohl die Lage ernst war, musste ich lachen. »Kann man euch denn noch in Verruf bringen?«
»Halte dich zurück, Sinclair. Wir verfolgen eigene Pläne. Da ist dieser Typ nur ein Störenfried.«
»Den ihr wohl nicht aus der Welt schaffen könnt, denke ich.«
»Doch, John. Aber wir kümmern uns nicht um den Abfall. Ihn sollen andere entsorgen.«
»Denkst du da an uns«, fragte ich die blonde Bestie.
»Treffer.«
»Dann würde mich nur interessieren, wie es weitergeht. Du scheinst ihn ja zu kennen.«
»Das stimmt, Sinclair. Und wir werden ihm eine Lehre erteilen. Das heißt, wir sind schon dabei, es zu tun.«
»Ich höre!«
»Keine Sorge, für dich wird noch genug übrig bleiben. Du kannst hinfahren und ihn festnehmen, das ist alles.«
»Wie heißt der Mann?«
»Urcan!«
»Was bitte?«
»So lautet sein Name. Aber das ist nicht alles, was ich dir sagen will. Du wirst sogar von mir erfahren, wo du ihn abholen kannst, nachdem wir unsere Zeichen gesetzt haben.«
»Wo lebt er und welche Zeichen sind das?«
Justine nannte mir die Adresse. Ich wusste, dass wir die Straße in Paddington finden konnten, in einer nicht eben idealen Umgebung. Aber das war zweitrangig.
»Und was hast du mit ihm vor?«
»Ich nichts«, erklärte sie. »Mich musst du außen vorlassen. Aber ich habe dafür gesorgt, dass die Dinge geregelt werden. Die reifen Früchte fallen dir in den Schoß, Sinclair. Du solltest mir eigentlich dankbar dafür sein, mein Lieber.«
»Meine Dankbarkeit kennst du ja.«
»Egal, was du denkst. Ich will nicht, dass ein Irrer weiterhin pfählt, wenn ihm etwas in den Kopf kommt. Fahr hin und hol ihn dir.«
»Werde ich wohl machen, aber ich habe noch eine Frage. Woher weißt du, dass ich mit dem Fall bekannt bin?«
Sie lachte mir laut ins Ohr. »Sinclair, halte uns doch nicht für so dumm. Wir haben unsere Augen überall. Auch wenn es in der letzten Zeit ruhig um uns war, aber wir sind noch da. Darauf kannst du dich wie immer verlassen.«
»Was werden wir finden, wenn wir dort eintreffen?«
»Bestimmt eine Überraschung, Sinclair. Bis dann…«
Sie legte auf, und ich ließ den Hörer ebenfalls auf den Apparat sinken.
Shao und Suko hatten alles gehört, und natürlich hielten sie ihre Fragen nicht zurück. »Glaubst du ihr?«, fragte mich Suko.
»Ja.«
»Ich habe da meine Bedenken. Nicht was diesen Urcan angeht, das wird wohl stimmen, aber bei ihr muss man immer mit einer bösen Überraschung rechnen. Justine Cavallo hält stets eine Karte in der Hinterhand. Darauf sollten wir uns einstellen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie uns plötzlich auch über den Weg läuft.«
»Damit rechne ich.«
»Dann ist es ja gut.«
Shao sagte nichts. Suko beugte sich zu ihr hinab und küsste sie auf den Mund. »Wir sehen uns dann später.«
»Hoffentlich«, flüsterte sie nur.
»Bis heute hat uns auch ein Justine Cavallo nicht geschafft. Denk immer daran.«
Ich legte meinen Arm um Shao, als wir die Wohnung verließen. »Es kann auch sein, dass Justine es diesmal ehrlich meint. Konkurrenz kann sie wirklich nicht gebrauchen.«
»Ich traue ihr
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