1285 - Der Vampirhasser
Augen, wie auch der Schädel zusammenkrachte und dabei in eine Schieflage geriet, wobei aus dem Mund und den Augenlöchern, die jetzt entstanden waren, der Staub drang.
Plötzlich fiel die Schädelplatte nach unten. Ihr Gewicht konnte nicht mehr von den übrigen Knochen aufgefangen werden, weil sie einfach zu schwer war. Und so drückte sie den Rest auch zusammen, bis nur noch Staub und kleine Knorpel zurückblieben.
Altes Gebein und Staub gruppierten sich letztendlich um den Hüftlappen der Gestalt. Es war das einzige Utensil, das noch zurückgeblieben war und nicht verging.
Ich habe gewonnen!
Dieser Gedanke beschäftigte ihn. Er schoss ihm mehrmals durch den Kopf wie eine Stimme, die an Lautstärke gewonnen und immer schriller wurde. Ich habe tatsächlich gewonnen! Ich bin ein würdiger Erbe des großen Vampirhassers. Ich habe es geschafft! Ich bin stark. Ich bin so irrsinnig stark.
Ich habe ihn gepfählt. Ich habe gesehen, wie er zu Staub zerfiel. Nicht wie bei den anderen beiden.
Sie haben es auch verdient gehabt - vielleicht, aber er…
Die Panik war verschwunden. Plötzlich war die Euphorie da. Die steckte ihn an, und sie musste irgendwie auch raus.
Urcan begann zu lachen. Zunächst leise, fast kichernd wie ein Mädchen. Dann lauter und immer lauter. Es brach aus ihm hervor. Er konnte sich kaum mehr halten. Sein Gesicht wirkte wie das eines Fremden, denn es hatte kaum noch etwas mit dem normalen Ausdruck gemein.
Er schrie seinen Triumph heraus, und es war ihm egal, ob man ihn hörte oder nicht. Er hatte gewonnen. Er hatte alles im Griff, und das war der reine Wahnsinn.
Gewonnen!
Urcan schüttelte den Kopf. Er konnte es fast selbst nicht glauben und lachte trotzdem weiter. Dann schwang er sich mit einer schnellen Bewegung hoch und schob dabei den Tisch etwas zur Seite, um sich Platz zu verschaffen. Er hätte die Gefühle, die in ihm tosten, kaum beschreiben können. Er war wie vom Wahnsinn befallen und musste sich einfach abreagieren.
Urcan tanzte durch sein Zimmer. Er brauchte Luft. Er trat gegen den Tisch. Er wollte spüren, dass er noch lebte und nicht zu Staub zerfallen war wie der Blutsauger auf dem Boden.
»Ich bin es!«, keuchte er und hustete dabei. »Ich bin der Nachfolger. Ich bin sein Erbe. Ich habe es immer gewusst - immer!« Er wusste nicht, wohin mit seiner Freude. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle und kam erst wieder zu sich, als er gegen sein Bücherregal prallte und sich dabei den Kopf stieß.
Erst dann blieb er stehen.
Tiefes und ruhiges Atmen. Das war jetzt wichtig. Er musste sich zusammenreißen. Auf keinen Fall durfte er übermütig werden. Das hier war erst der richtige Anfang gewesen. Es gab sie also doch. Er hatte es immer gewusst. Nur hatte man ihm in der Anstalt nicht glauben wollen. Da hatte man ihn ausgelacht. Da war er einfach nicht ernst genommen worden, aber jetzt hatte er es allen Zweiflern bewiesen.
Das Leben konnte so wunderbar sein. Urcan glaubte, dass es erst jetzt für ihn so richtig begann. Die Jahre zuvor wollte er vergessen. Er hatte zu seiner eigentlichen Bestimmung gefunden. Er würde sie jagen - alle würde er jagen und auch stellen.
Durch seinen Kopf tobten noch immer die wildesten Gedanken, aber er musste sie unter Kontrolle bekommen. Eine innere Stimme warnte ihn davor, übermütig zu werden. Das wollte er auf keinen Fall. Er wusste, was er sich schuldig war.
Urcan kam zur Ruhe. Er fing an zu lachen, aber nicht mehr so laut und unkontrolliert wie zuvor. Er legte dabei den Kopf zurück und holte wieder tief Luft. Er musste jetzt eiskalt planen. Der Wahnsinn musste in bestimmte Bahnen gelenkt werden.
Urcan schaute sich den Pfahl an.
Er lächelte. Diese Waffe war sein bester Freund. Nichts konnte ihn jetzt noch von ihr trennen. Sie war das Wunder. Sie machte alles möglich, denn sie hatte ihm gezeigt, welch eine Macht er in den Händen hielt. Trotzdem steckte er sie wieder weg und schritt auf das zerstörte Fenster zu. Unter seinen Schuhsohlen knirschte das Glas. Er spürte den Wind auf seinem Gesicht, und er musste sich schon etwas recken, um einen einigermaßen guten Blick über die Dächer zu bekommen.
Es war dunkel geworden. Irgendwie dunkler als sonst, meinte er. Eine schwarze Luft, die mit zahlreichen Gerüchen gefüllt war. Er glaubte plötzlich, sie riechen zu können. Ja, das war ihre Zeit.
Vampire in der Nacht. Vampire auf der Jagd nach Blut, aber da wollte er einen Riegel vorschieben.
Er schnüffelte, runzelte die Stirn. Leckte
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