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1285 - Der Vampirhasser

1285 - Der Vampirhasser

Titel: 1285 - Der Vampirhasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Frau erschauern ließ.
    Sie blieb starr liegen und bewegte ab jetzt nur noch ihre Augen. Damit schielte sie in die Höhe und gleichzeitig über die Ränder des Sargs hinweg.
    Plötzlich wollte sie sehen, was ihr Sohn vorhatte, der nun in das Licht der Deckenleuchte hineintrat und dicht neben der rechten Sargseite stehen blieb.
    Er schaute nach unten.
    In diesem Augenblick fühlte Marlene Urcan sich stark. »Ich bin deine Mutter, René!«
    »Na und?«
    »Denk daran!«
    In seinem Gesicht bewegte sich nichts. Nicht mal die Augen. Alles blieb so starr, als wäre es geglättet und später versteinert worden. »Ich bin Dr. van Helsing. Was ich tun muss, das muss sein, verstehst du das nicht?«
    »Du bist nicht van Helsing!«, schrie sie ihn an. »Verdammt noch mal, du bist René Urcan, mein Sohn.« Sie nahm ihre letzten Kräfte zusammen. »Hör doch endlich zu, verdammt! Du bist ein Mensch, der René Urcan heißt.«
    »Ich bin der Erbe!«
    »Nein!«
    »Ich muss tun, was getan werden muss!«
    Er wiederholte seine Argumente stereotyp. In seinen Augen gab es keinen menschlichen Ausdruck mehr. Sie sahen aus wie kalte Steine, die nach unten gerichtet waren. In ihm musste ein Feuer brennen, das niemand löschen konnte, selbst die eigene Mutter nicht.
    Sie konnte sich keinen Grund vorstellen, woher die Krankheit gekommen war. Sie hatte sich auch nicht so stark damit beschäftigen wollen, weil ihr alles suspekt gewesen war. Nun aber sah sie die Dinge mit anderen Augen. Sie machte sich Vorwürfe, nicht stärker auf die Probleme ihres Sohnes eingegangen zu sein. Dann wäre es zu einer derartigen Szene wohl nicht gekommen.
    Zu spät. Alles war zu spät.
    René bewegte sich. Der Pfahl wechselte von seiner rechten in die linke Hand.
    Marlene hätte am liebsten die Augen geschlossen, doch sie schaffte es nicht. Sie schaute wie unter Zwang in die Höhe und nahm wahr, dass ihr Sohn mit der Rechten unter seine Kleidung griff und dort noch etwas hervorholte.
    Es war ein aus Holz gefertigter Hammer!
    Er passte perfekt zu der spitzen Waffe, und Marlene wusste auch, was passieren würde. Wenn er den Pflock an einer bestimmten Stelle ansetzte, dann musste er dort ja in den Körper getrieben werden. Mit einem normalen Druck war das nicht getan.
    Also schlagen!
    Sie lag noch immer starr, doch innerlich begann sie zu zittern. Erst jetzt war ihr bewusst, wie nahe sie einem schrecklichen Tod war. Sie glaubte nicht mehr daran, dass sie die nächsten Minuten überleben würde.
    Gepfählt!
    Gepfählt vom eigenen Sohn!
    Das war zu viel. Das ging nicht in das Gehirn eines normalen Menschen hinein. Aber hier war die Normalität nicht mehr vorhanden, das wusste auch Marlene.
    Sie schaute trotzdem hoch.
    Plötzlich war die grauenhafte Angst verschwunden. Sie wollte einfach in die Augen ihres Sohnes schauen. Vielleicht war es die letzte Chance, um mit dem Leben davonzukommen.
    Früher war es so gewesen, wenn er als kleiner Junge vor ihr gestanden und nicht gewusst hatte, ob er bestimmte Dinge zugeben sollte oder nicht. Da hatte sie ihn scharf angeschaut, und er war nicht mehr in der Lage gewesen, zu lügen.
    Marlene erinnerte sich sogar daran, in welch einem Ton sie ihn angesprochen hatte.
    »René!«
    Ja, es war recht gut. Sie hatte den alten Tonfall tatsächlich getroffen.
    Ihr Sohn zuckte zusammen. Die Stimme hielt ihn für einen Moment auf. Er schüttelte leicht den Kopf. Etwas rührte sich in ihm, das tief verschüttet gewesen war.
    Marlene startete einen zweiten Versuch. Sie hatte die alten Zeiten nicht vergessen.
    »Schau mich an, René!«
    Er blickte sie an. Genau da brach ihre Hoffnung zusammen. Nein, dieser Ausdruck in den Augen ließ nicht auf eine Umkehr schließen. Er würde weitermachen. Er würde bei seinem Plan bleiben.
    Da war er eiskalt. Da gab es für ihn kein Zurück mehr.
    »Ich muss dich aus dem Weg räumen!«, flüsterte er mit heiserer Stimme. »Ich muss es tun, verstehst du?«
    »Aber René…«
    Er sagte nichts mehr. Er handelte und drückte die linke Hand mit dem Pfahl nach unten. Dabei bewegte er sich nicht mal schnell. Er brachte die Spitze immer näher an den Körper seiner Mutter heran.
    Auf der linken Seite, dicht unter der Brust kam sie zur Ruhe. Genau dort schlug auch das verborgene Herz, und jeden Schlag bekam die Frau doppelt so laut mit. Sie hörte ihn als Echo in ihren Ohren und war jetzt nicht mal in der Lage, ihre Augen zu bewegen. Der Körper war in einer völligen Starre gefesselt.
    Nur mit Mühe schaffte es

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