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1286 - Todesruf der Geisterfrau

1286 - Todesruf der Geisterfrau

Titel: 1286 - Todesruf der Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie gar nichts wissen, und deshalb müssen wir den anderen Weg gehen.«
    »Du allein?«, fragte Sheila.
    »Ja, warum nicht?«
    »Denkst du an die Gefahren?«
    Der Reporter musste lachen. »Ich bitte dich, Sheila. Was soll mir denn passieren, wenn ich allein über den Friedhof laufe? Und das noch bei Tageslicht.«
    »Ja, ja, das ist alles gut und schön, Bill, aber du könntest jemanden mitnehmen. John Sinclair…«
    Bill winkte ab. »Du hast Recht, das könnte ich. Aber John hat damit nichts zu tun. Es geht um vier Selbstmorde. Der wird mir sagen, dass ich mich an die Kollegen wenden soll. Und die würden abwinken. Für sie ist das mal wieder eine Zeiterscheinung. Die Suizide haben zugenommen, daran gibt es nichts zu rütteln. Früher haben sich viele von irgendwelchen Dächern gestürzt oder sich vor fahrende Züge geworfen. Heute ist das anders. Da hat man sich eben einen Friedhof als Szene ausgesucht. Ist auch viel schauriger, sich dort das Leben zu nehmen.«
    »Einer hat sich erschossen. Zwei andere haben sich vergiftet«, sagte Gilda Patton. »Nur mein Bruder hat sich aufgehängt.« Sie sprach mit leiser Stimme weiter. »Ich denke schon, dass dieser verdammte Friedhof damit in einem Zusammenhang steht. Es ist ein ideales Gelände.«
    »Werden dort noch Menschen beerdigt?«, erkundigte sich Bill.
    »Ja. Nur nicht so oft. Man muss schon den Wunsch äußern. Und dann ist es nicht preiswert. Man zahlt ziemlich viel Geld für ein Grab und muss sich verpflichten, es zu pflegen.«
    »Das habe ich nicht vor. Aber anschauen möchte ich mir das Gelände schon.«
    »Ich gehe nicht mit«, flüsterte Gilda.
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Du brauchst keine Angst zu haben, Gilda, ich komme schon allein zurecht. Oder möchtest du mit, Sheila?«
    »Nein, danke, darauf kann ich verzichten. Friedhöfe haben mir noch nie besonders gut gefallen.«
    »Okay, dann schaue ich mal…«
    »In deinem Zustand, Bill?«
    »Wieso?«
    »Denk mal an die letzte Nacht.«
    Der Reporter winkte ab. »Die war nicht erquicklich, das stimmt. Aber ich bin hart im Nehmen und fühle mich wieder fit. Außerdem tut mir ein Spaziergang an der frischen Luft gut.«
    »Falls es dabei bleibt«, sagte Sheila nur…
    ***
    Der Friedhof war an einigen Stellen dicht wie ein Dschungel. Das würde sich erst ändern, wenn die Bäume ihr grünes Kleid verloren hatten. Noch war es nicht so weit. Im Frühherbst lagen nur wenige Blätter am Boden, ansonsten bildeten sie ein Dach.
    Eric Caine war mit mir gefahren. Und er hatte sich gefreut, mit jemandem reden zu können. So hatte ich seine Lebensgeschichte erfahren, die wirklich tragisch war. Caine gehörte zu den Opfern der New Economy. Er war in den Abwärtsstrudel hineingeraten und hatte die Folgen nicht mehr überblicken können, weil eben alles zu schnell gegangen war.
    Was ihm blieb, war die Platte.
    Zum Glück hatte er es verstanden, sich vom Alkohol fern zu halten, und er hatte auch die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, es irgendwann mal wieder zu schaffen, doch ein großer Optimismus steckte nicht in ihm.
    »Wenn man mal unten ist, dann lassen sie einen nicht mehr hoch kommen. Das ist Tatsache.«
    Tatsache waren auch die vier Toten, die es auf diesem Friedhof gegeben hatte. Natürlich hatten sich auch die Kollegen darüber Gedanken gemacht, aber sie hatten einwandfrei festgestellt, dass es Selbstmorde waren, und in Caine hatten sie einen perfekten Zeugen.
    Während wir über einen breiten, von Baumkronen beschatteten Weg gingen, sprach er mit mir über die Kollegen. Er regte sich zwar auf, seine Stimme blieb aber trotzdem recht leise.
    »Sie haben mir ja nichts geglaubt. Sie wollten gar nichts über die Motive wissen. Ihr Kollege Montero war die Arroganz in Person. Ich hätte ihm am liebsten in seine geschniegelte Fresse geschlagen. Cole Jackson, der Mann neben mir auf der Bank, der hat wirklich von einer Frau gesprochen, in die er sich verliebt hatte. Die schöne Helena. Der war ganz hin und weg. Der wollte zu ihr. Er wollte sie wiedersehen und hat sich erschossen.«
    Ich blieb stehen, weil mein Begleiter in den letzten Sekunden langsamer gegangen war und jetzt stoppte. Er stand da und breitete die Arme aus.
    »Haben Sie ihn für unzurechnungsfähig gehalten?«, fragte ich.
    »Auf keinen Fall. Der wusste genau, was er tat, Sinclair, ganz genau. Der war verliebt, aber nicht verrückt, wobei die Grenzen manchmal sehr fließend sind.«
    »Ich habe schon verstanden«, sagte ich. »Aber ich verstehe nicht, warum er

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