1287 - Wiedersehen im Jenseits
Innern aussah, doch mein Freund war zunächst nicht in der Lage, etwas zu sagen. Ich richtete mich darauf ein und sorgte dafür, dass er in Ruhe gelassen wurde.
Anders Suko. »Ich schaue mich mal in der näheren Umgebung um.«
»Sie ist verschwunden.«
»Weiß ich, John. Aber denk daran, dass wir noch eine Stimme gehört haben. Das war bestimmt keine Einbildung.«
»Sorry. Ich hatte sie ganz vergessen.«
Er klopfte mir locker auf die Schulter. »Macht nichts, ich bin ja bei dir.«
Ich blieb bei Bill, setzte mich aber nicht zu ihm, sondern blieb stehen, weil ich so einen besseren Überblick hatte. Es war vorbei, aber nicht zu Ende, das wusste ich. Und ich ging ferner davon aus, dass diese Helena alles daran setzen würde, um das nachzuholen, was sie in dieser Nacht nicht geschafft hatte.
Bill drückte seine Hand gegen meine rechte Hüfte und hob mit einer sehr schwerfälligen Bewegung den Kopf. »Tut mir Leid«, sagte er mit einer Flüsterstimme, »ich bin völlig durcheinander und von der Rolle. Da ist was mit mir passiert, das ich selbst nicht verstehe. Ich kann es dir nicht erklären. Es war, als hätte man mir den Willen genommen. Diese Frau…«, er schüttelte den Kopf, »ich… ich muss erst nachdenken.«
Genau das traf auf mich auch zu. Erst jetzt kam auch ich zur Ruhe. Dass wir Sheilas Stimme gehört hatten und Bill hier auf dem großen Grab fanden, damit hatten wir bei aller Fantasie nicht rechnen können. Das war einfach zu überraschend gewesen. Er und wir hatten mit dem gleichen Fall zu tun gehabt, ohne davon zu wissen. Das war auch nicht normal. In der Regel sprachen wir uns ab.
Jedenfalls gab es zahlreiche offene Fragen, die auf Antworten warteten.
Bill schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht fassen«, flüsterte er, »es ist mir unbegreiflich. Was habe ich getan? Was ist da passiert, verdammt noch mal?«
»Du wirst dich wieder erinnern.«
Er zog die Hände vom Gesicht und nickte. Dann blickte er mir hoch. »Da ist noch etwas, John«, sagte er leise und musste sich räuspern. »Die Erinnerung kehrt allmählich zurück. Ich weiß, dass ich das verdammte Messer schon an der Kehle hatte. Ich wollte mich selbst töten.« Er deutete auf seinen Hals. »Du kannst das Blut sehen. Einen Anfang habe ich bereits gemacht, aber dann kam alles anders, denn ich hörte plötzlich Sheilas Stimme. Ja, ich hörte sie. Oder habe ich sie mir eingebildet?«
»Ich denke, das hast du nicht.«
»Wieso?«
»Auch Suko und ich haben sie gehört.«
Der Reporter schaute mich fassungslos an. »Bist du dir denn sicher, John?«
»Ja, das bin ich.«
»Und… und wo ist sie?«
»Keine Sorge, Suko wird sie finden. Er ist unterwegs.«
Damit hatte ich Bill nicht überzeugen können. »Nein, das ist gefährlich. Helena ist auch noch da. Sie wird nicht aufgeben, das schwöre ich dir, John.«
»Richtig. Aber sie hat sich zunächst zurückgezogen, um ihre Wunden zu lecken. Hast du das nicht gesehen?«
Er blickte nachdenklich vor sich hin. »Kann sein, nur erinnere ich mich nicht mehr daran.«
»Ab jetzt ist sie zu unserem Fall geworden. Sozusagen zu einer Chefsache.«
»Wie du meinst. Ich will Sheila so schnell wie möglich zurück. Eigentlich hat sie mir das Leben gerettet. Oder bist du da anderer Meinung, John?«
»Das musst du am besten wissen.«
Unsere Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, weil wir einen Lichtstrahl in der Nähe des Grabs durch die Dunkelheit zucken sahen. Sofort danach hörten wir die Stimmen, und da wussten wir, dass es Suko geschafft hatte, Sheila zu finden.
Bill hielt nichts mehr auf der Bank. Er sprang in die Höhe. Er brüllte den Namen seiner Frau. Er lief stolpernd nach vorn, sodass ich ihn festhalten musste, damit er nicht fiel, und dann sah ich die beiden auf uns zukommen.
Suko hielt Sheila noch fest, die einen recht erschöpften Eindruck machte und noch Schwierigkeiten mit dem normalen Gehen hatte. Ihre Beine waren schwer, die Füße schleiften über den Boden hinweg, aber sie sah ihren Mann, und sie sah ihn lebend.
Was dann geschah, das freute uns alle. Und, verdammt noch mal, in meiner Kehle setzte sich doch tatsächlich ein Kloß fest. Ich bückte mich und hob das Messer auf und wickelte es in ein Taschentuch.
Die Kollegen würden es untersuchen.
Bill und Sheila saßen auf der Bank und hielten sich umklammert, als wollten sie sich nicht mehr loslassen.
Lächelnd schaute auch Suko zu und sagte mit leiser Stimme: »Da kann man erwachsen werden wie
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