1287 - Wiedersehen im Jenseits
man will, die Gefühle bleiben immer die gleichen im Leben.«
»Stimmt«, erwiderte ich, »und das ist auch gut so…«
***
Die Nacht hatte für uns noch kein Ende gefunden. Niemand dachte daran, sich hinzulegen. Es gab noch zu viel zu bereden, und das sollte bei den Conollys geschehen.
Das Messer hatte ich abholen lassen, um es von unseren Experten untersuchen zu lassen. Viel Hoffnung gab es da nicht, aber es konnte ja sein, dass trotz allem Fingerprints zurückgelassen worden waren.
Das würden wir einige Stunden später erfahren. Zunächst waren unsere persönlichen Probleme wichtig.
Sheila hatte einen starken Kaffee gekocht. Sie fühlte sich zwar nicht hundertprozentig fit, deshalb hatte auch Suko ihren Wagen gefahren, aber sie war eine Frau, die schon viel erlebt hatte und immer nach vorn schaute.
Sie und ihr Mann saßen zusammen wie ein jung verliebtes Paar. Kein Wunder, denn fast wäre diese Verbindung zerbrochen. Bill hatte alles berichtet, was er wusste, und er schüttelte immer wieder den Kopf, weil er nicht fassen konnte, wie er in diesen Fall hineingeraten war.
Und doch war es auf eine ähnliche Weise geschehen wie bei Suko und mir, denn auch wir hatten unsere Geschichte erzählt.
»Dann sagt mir doch bitte, wie eine Person dazu kommt, eine derartige Macht über Männer zu besitzen«, forderte Bill und streckte vier Finger in die Höhe. »Da sind vier Menschen gewesen, die sich umgebracht haben. Männer, die keine Probleme hatten. Bei denen nichts darauf hinwies, dass sie sich umbringen wollten. Jedenfalls nicht bei Ray Patton, wie uns seine Schwester berichtete. Ich bin da überfragt, obwohl es mich auch erwischt hat.« Er deutete gegen seinen Kopf. »Aber ich kann es nicht nachvollziehen, das genau ist mein Problem. Ich hänge zwischen Baum und Borke, und ich kann nicht mal garantieren, dass mir das Gleiche noch mal wiederfahren wird.«
»Dem werde ich schon einen Riegel vorschieben«, erklärte Sheila mit fester Stimme.
»Danke, dass du das gesagt hast.« Bill streichelte seine Frau am Arm. »Aber das wird kaum möglich sein. Sie hat auf mich einen Bann ausgeübt, den ich mir nicht erklären kann. Das ist mir noch jetzt unbegreiflich. Alles kommt mir wie ein böser Traum vor. Sie ist verschwunden auf eine Art und Weise, die ich nicht nachvollziehen kann und du möglicherweise auch nicht, John - oder?«
»Es ist zumindest schwer. Jedenfalls hat sie uns etwas voraus. Sie hat einen Weg gefunden, der uns verschlossen bleibt. Auf der einen Seite ist sie ein Geist aus dem Totenreich, auf der anderen aber kann sie auch als normaler Mensch auftreten. Das ist ihr Vorteil. Wäre sie nur ein Mensch, hätten wir sie möglicherweise gepackt. So aber hat sie sich uns entzogen.«
»Um wieder zurückzukehren«, sagte Sheila.
Nach ihren Worten herrschte eine gespannte Stille, weil keiner von uns ihr widersprechen wollte. Sheila lehnte sich nach hinten und drückte ihren Rücken gegen das Polster der Couch. Sie hielt die Augen jetzt geschlossen, doch diese Ruhe täuschte. Sie war schon sehr nervös, wie wir an den Bewegungen ihrer Hände erkannten.
Die schmutzige Kleidung hatte sie auch abgelegt. Sie trug jetzt eine beige Hose und einen hellblauen Pullover mit V-Ausschnitt. Die nackten Füße steckten in hochhackigen Sandalen. An Bills Hals klebte ein Pflaster.
»Und wenn sie zurückkehrt, bin ich gewappnet«, erklärte er.
Sheila war anderer Meinung. »Mach dich nicht zu stark, Bill. Bitte nicht.«
»Ich schwöre dir, das passiert mir nicht noch mal.«
»Egal, was wir jetzt reden«, sagte Suko und schaute über den Tisch hinweg, auf dem eine Vase mit kurz geschnittenen Sonnenblumen stand, »wir müssen diese Helena finden, und das ist verdammt schwer, Freunde. Das kann ich euch sagen.«
»Ja, das ist alles so weit richtig«, stimmte ich zu. »Nur der Weg zu ihr ist einfach verbaut. Wo sollen wir beginnen? Wir wissen, dass sie aus dem vorletzten Jahrhundert stammt und dort als eine verdammt emanzipierte und hochintelligente Frau gelebt hat. Nur hat sie es auch geschafft zu überleben. Das ist der Knackpunkt. Wie konnte sie das überhaupt fertig bringen? Ich weiß es nicht. Erst wenn wir dieses Rätsel gelöst haben, sehen wir weiter.«
»Und wie willst du das in die Wege leiten?«, fragte Sheila.
»Ich habe noch keine Ahnung.«
»Wir werden uns um ihre Vergangenheit kümmern müssen«, erklärte Suko. »Ich sehe das als einzige Chance.«
»Und wo holst du dir die Informationen her?«, fragte
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