1287 - Wiedersehen im Jenseits
ich…«
Suko ging vor. Er hob den rechten Arm. Dann schlug er zu!
Helena hatte uns noch immer die Arme entgegengestreckt. Sie hielt sich für unbesiegbar, doch den Zahn zog Suko ihr, als die drei Riemen gegen ihren Körper klatschten und auch das Gesicht nicht ausließen.
Sie schüttelte sich.
Suko wollte noch mal zuschlagen. Es sah so aus, als wäre es nicht mehr nötig, denn aus der schüttelnden Bewegung heraus kippte sie uns entgegen und fiel auf den Bauch.
Die Kraft der Peitsche hatte ihr einiges an Haut weggerissen. Es war zu sehen, als sie sich auf den Rücken wälzte und dabei schrecklich stöhnte. Jetzt erst trat ihr wahres Aussehen zum Vorschein. Der reine Körper, die weiche Haut, es war alles nur Tünche gewesen. Sie hatte das überdeckt, was bereits im vorletzten Jahrhundert gestorben war. Ich dachte daran, es meinem Freund Bill nicht zu sagen.
Helena gab noch nicht auf. Sie warf sich herum. Sie lag wieder auf dem Bauch, und sie schaffte es tatsächlich, sich in die Höhe zu drücken und dann auf allen vieren auf uns zuzukriechen.
Sie hob den Kopf an.
Auch ich hatte mittlerweile meine Lampe hervorgeholt. Den Strahl schickte ich in das Gesicht einer Person, die dabei war, zu vergehen. Sie würde nicht mehr leben, denn von ihrem Gesicht schälte sich allmählich die Haut ab.
Was da zum Vorschein kam, erinnerte mich an eine weiche graue Paste, die wie träges Fett zerlief und auf dem Boden Lachen hinterließ.
Der Mund war zerrissen. Lippen gab es nicht mehr. Nur noch Fetzen um ein Loch herum.
Aus ihm hörten wir den Schrei. Nein, mehr ein Gurgeln. Ein Krächzen, ein verzweifelter Ruf, den niemand mehr erhörte.
Sie fiel zusammen. Das Gesicht prallte zuerst gegen den Boden. Es war sehr weich geworden und wurde durch den Aufprall zu einer breiten Masse zerdrückt.
Suko stieß mich an. Ich hatte zu lange auf den Rest der schönen Helena geschaut.
»Wir können gehen, Alter. Auch die schäbigste Bude ist immer noch besser als diese verdammte Gruft.«
***
Noch in der Nacht telefonierte ich mit den Conollys, aber ich erhielt auch einen Anruf von Lady Sarah, die fragen wollte, ob wir es geschafft hatten.
»So eben noch«, erklärte ich.
»Dann bin ich zufrieden. Aber du solltest mich morgen trotzdem besuchen, mein Sohn.«
»Gibt es einen Grund?«
»Ja. Erstens meinen Tee, zweitens meinen Kuchen und drittens darfst du nicht vergessen, wer dir den eigentlichen Tipp gegeben hat. Da hätte ich schon gern gewisse Antworten auf meine Fragen.«
»Abgemacht, Sarah.«
»Wie schön«, flötete sie.
Ich mochte sie ja, und ich wusste auch, dass der nächste Tag trotz allem sehr gemütlich und angenehm werden würde…
ENDE des Zweiteilers
[1] Siehe John Sinclair Nr. 1286 »Todesruf der Geisterfrau«
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