1288 - Das Barbarentor
aufzutischen?"
„Das werden wir bald erfahren", hoffte Tekener. „Vielleicht sollten wir die Permits nicht offen zeigen?" Roi Danton schien unsicher geworden zu sein. „Wenn niemand mit uns spricht, werden wir nichts erfahren."
„Das wäre ein Fehler", lehnte der Galaktische Spieler ab. „Wir legen die Karten offen auf den Tisch. Vielleicht gelingt es uns doch noch, das Vertrauen der Mlironer zu gewinnen. Wenn wir die Permits verstecken, und sie entdecken sie später, könnte der Schaden irreversibel sein."
Roi nickte nur. Er sah ein, dass Tekener recht hatte. „Außerdem wird Istra Feta bald zu uns stoßen", bemerkte Jennifer. „Mit ihrer Hilfe werden wir uns verständigen können." Doch zunächst sah es nicht danach aus, als würden sie Kontakt zu irgendjemandem bekommen. Sie gingen durch die Straßen der Mlironer-Stadt, ohne irgendjemanden der Einwohner zu sehen. Hin und wieder bemerkten sie, dass sich hinter den Fenstern eine Gardine bewegte. Daran erkannten sie, dass sie ständig beobachtet wurden. Doch niemand zeigte sich. Die Stadt der Mlironer unterschied sich deutlich von der der Somer. Während dort Luxus und eine geradezu klinische Sauberkeit herrschten, waren hier die Zeichen der Rückständigkeit unübersehbar.
Auch schienen die Mlironer es mit der Hygiene nicht gar so genau zu nehmen wie die Somer, denn teilweise wurden sogar die Abwässer in offenen Gräben abgeleitet.
Es gibt kein Teleport-System", stellte Ronald Tekener fest, als sie einen Platz erreichten, in dessen Mitte sich der kegelförmige Bau eines Tempels erhob. „Das ist mir auch aufgefallen", entgegnete Jennifer. Sie blickte sich um. Einige Laufvögel hasteten über den Platz, als würden sie von einem unsichtbaren Hirten angetrieben. Graue Fassaden erhoben sich ringsum. Fast alle Fenster waren verschlossen. Sie glaubte, hinter einigen Gardinen große Augen wahrnehmen zu können, die unverwandt auf sie gerichtet waren. „Das könnte bedeuten, dass die Mlironer das Teleport-System nicht benutzen dürfen", überlegte Demeter. „Also auch hier keine Gleichberechtigung."
Eine Tür öffnete sich, und ein Mlironer trat auf den Platz heraus. „Jemand scheint mit uns sprechen zu wollen", sagte Jennifer. Sie wandten sich dem Mlironer zu, der sich ihnen langsam näherte. Er war etwa zwei Meter groß, war selbst für einen Mlironer sehr schlank und hatte eine blasse Haut.
Dabei war er jedoch ausgesprochen attraktiv, und er bewegte sich mit einer eigenartigen Mischung aus Eleganz und Lässigkeit, die ihre Wirkung auf die beiden Männer und die beiden Frauen nicht verfehlte. „Ich glaube, es ist eine Frau", rief Luzian Bidpott aus der Brusttasche Tekeners hervor.
Der Mlironer blieb wenige Schritte vor ihnen stehen. „Mein Name ist Istra Feta." Demeter trat lächelnd auf sie zu. - „Wir sind ein wenig verunsichert", erwiderte sie. „Kodexwahrer Dokroed hatte uns eine Frau angekündigt, aber wir können bei euch nicht unterscheiden, wer Mann und wer Frau ist."
„Ist das wichtig?" fragte Istra Feta. „Ich bin eine Frau." Sie blickte Demeter kühl an. „Wenn es dich interessiert, sollst du wissen, dass ich ein Opfer von genetischen Eingriffen der Somer bin. Damit haben die Somer dafür gesorgt, dass es keine sekundären Geschlechtsmerkmale gibt. Wenn ich Nachkommen haben will, muss ich eine Bewilligung bei den Somern einholen, damit die relative Unfruchtbarkeit rückgängig gemacht werden kann."
„Entschuldige", bat Demeter. „Ich wollte dich nicht verletzen."
„Du hast mich nicht verletzt", beteuerte die Mlironerin. „Du sollst auch wissen, dass ich einen Antrag auf Bewilligung von Nachkommen gestellt, diesen aber zurückgezogen habe."
„Warum?" fragte die Wyngerin. „Die Wachen haben den Mann erschossen, den ich liebe", erklärte sie kühl und ohne jede Gefühlsregung. „Er hat die Sperrstunde nicht beachtet. Können wir jetzt zur Sache kommen?" Demeter war erschüttert. Sie spürte, dass es im Innern dieser Frau ganz anders aussah. Istra Feta hatte Mühe, ihre Gefühle zu verbergen. Der Verlust des Mannes, den sie liebte, hatte sie schwer getroffen. Hatte sie sich deshalb zur Verfügung gestellt? Hoffte sie, irgendetwas gegen die Somer tun zu können? „Die Männer und Frauen dieser Stadt haben sich vor uns zurückgezogen", sagte Demeter. „Das macht es schwer für uns, sich zu informieren."
„Dazu bin ich da", erwiderte Istra Feta. „Die Bewohner dieser Stadt sind allerdings aus anderen Gründen nicht mehr hier.
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