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1288 - Das Barbarentor

Titel: 1288 - Das Barbarentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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legte die Arme um ihn und blickte zu ihm auf. „Ich möchte, dass du lebst.
    Warum willst du das Risiko eingehen, dass sie dich erschießen. Sie haben neue Wachen aufgestellt. Sie sind erst in diesen Tagen durch das Heraldische Tor gekommen."
    Wirklich?" fragte er zweifelnd. „Hast du es mit eigenen Augen gesehen?" Sie haben es in den Nachrichten gebracht."
    „Ich glaube nicht, dass sie durch das Tor gekommen sind. Du bist die einzige, die berechtigt ist, und ausgerechnet du glaubst, dass sie Milizen durch da sTor herangebracht haben?"
    „Vielleicht ist es eine Lüge, aber das spielt doch keine Rolle. Entscheidend ist die Gefahr, der du dich aussetzt."
    „Da ist keine Gefahr. Sie werden nicht schießen. Sie haben noch nie geschossen. Die blanke Drohung, dass sie schießen werden, lässt die Leute zu Hause bleiben." Er küsste Istra Feta auf die Wange und verließ ihr Haus. Er ging in den strömenden Regen hinaus, ohne sich umzusehen. Sie sah ihm nach, bis sich seine Gestalt im Dunkel verlor. Der Regen spritzte von seinem Kopf und seinen Schultern hoch.
    Farstodan eilte einen schmalen Weg entlang. Er beugte sich nach vorn, um im Schutz einer Hecke zu bleiben. Rechts von ihm schwankte eine Laterne im Wind, und als ein Blitz durch das Dunkel zuckte, bemerkte er zwei uniformierte Gestalten, die in einem Hauseingang standen. Er lächelte.
    Sperrstunde! Kam es auf ein paar Minuten an? Und wo war eine Gefahr, wenn die Milizen in den Hauseingängen standen, um sich vor dem Regen zu schützen?
    Zehn Minuten später näherte er sich dem Haus, in dem er wohnte. Es stand gleich neben der Fabrik, in der die Loks für die Einschienbahnen gebaut wurden. Der Regen hatte etwas nachgelassen, und es war ein wenig heller geworden. Farstodan blieb unter einem Baum stehen und sah sich suchend um. Nirgendwo waren Wachen zu sehen, nicht einmal vor dem Tor der Fabrik. Er freute sich auf sein Bett. Du hast dir umsonst Sorgen gemacht, Istra Feta, dachte er, während er sich aus dem Schatten des Baumes löste und sich dem Haus näherte.
    Irgendwo im Dunkel klickte eine Sicherung. Farstodan spürte, wie die Kälte nach ihm griff. Plötzlich waren seine Beine wie gelähmt. Irgendwo in seiner Nähe waren Wachen. „Nicht schießen", rief er. „Ich bin gleich zu Hause. Ich wohne da vorn. Nur noch wenige Schritte. Ich weiß, dass die Zeit überschritten ist, aber ich konnte nicht früher nach Hause gehen."
    Zwei Schüsse fielen. Farstodan fühlte, wie etwas in seine Brust schlug. Es tut überhaupt nicht weh, dachte er verwundert, während er vornüber fiel und auf den Boden stürzte. Zwei hochgewachsene Gestalten kamen aus dem Dunkel. Der Lichtschein einer Taschenlampe erfasste den Toten. „Warum hast du geschossen?" fragte eine der Wachen. „Es ist Sperrstunde", erwiderte die andere, als sei damit alles gesagt.
    Am Tor zum Getto der Mlironer standen bewaffnete Wachen. „Seht euch um, wenn ihr wollt", sagte Kodexwahrer Dokroed, der Ronald Tekener, Roi Danton, Jennifer Thyron und Demeter bis ans Tor begleitet hat. „Ihr werdet sehen, dass die Mlironer gleichberechtigt neben uns und mit uns leben.
    Dies ist ihre Stadt. Sie haben sich ausbedungen, dass sie hier getrennt von uns leben. Vermutlich aus religiösen Gründen. Sie verehren einen gewissen Desotho. Es heißt, dass er hier geboren ist." Nach diesen Worten drehte Dokroed sich um und kehrte zu seinem Gleiter zurück, mit dem er sie hierher gebracht hatte.
    Schweigend gingen die beiden Männer und die beiden Frauen an den Wachen vorbei durch das Tor. Sie betraten eine Gasse, in der reges Treiben herrschte. Einfache, mit Segeltuch bespannte Verkaufsstände reihten sich aneinander. In ihnen wurden Nahrungsmittel der unterschiedlichsten Art angeboten. Zwischen den Ständen drängten sich Hunderte von Mlironern. Aber nicht lange. Einige der Männer blickten Roi Danton und Ronald Tekener an. Sie bemerkten, dass sie Permitträger waren, und sie riefen den anderen etwas zu. Es war, als hätten sie eine Bombenwarnung ausgegeben.
    Innerhalb von wenigen Sekunden leerte sich die Gasse. Selbst die Verkäufer und Verkäuferinnen zogen sich zurück. „Die Bevölkerung ist voller Vertrauen", zitierte Demeter den Kodexbewahrer. „Es wird leicht für euch werden, mit den Mlironern zu reden."
    „Das begreife ich nicht", sagte Jennifer. „Dokroed hält uns doch nicht für blöd. Er muss wissen, dass wir seine Lügen sehr schnell als Lügen erkennen. Wozu versucht er dann erst, uns die Unwahrheit

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