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1288 - Das Barbarentor

Titel: 1288 - Das Barbarentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Flüssigkeit beträufelte. „Du bist in Sicherheit, Priester Ropha Kherthrai", sagte sie weich. Tränen traten ihr in die Augen. „Was haben sie mit dir gemacht?"
    „Was alle tun, die feige sind", antwortete er mühsam. „Sie wollen dich zerbrechen", sagte Gustmar. Er schüttelte den Kopf. „Das können sie nicht. Sie können meinen Körper schlagen. Sie können mir die Knochen zertrümmern, aber sie können meine Seele nicht brechen."
    „Beim heiligen Desotho", entgegnete der Kutscher. „Da hast du Recht. An dir beißen sie sich die Zähne aus."
    „Der Herr möge ihnen vergeben."
    „Was?" protestierte die Frau. „Du bittest um Vergebung für die, die dich geschunden haben?"
    „Das Gute wird das Böse besiegen", erklärte der Priester. Er hatte Mühe zu sprechen. „Die Friedfertigen werden die Kriegerischen in ihre Schranken weisen, denn ihnen gehört die Zukunft." Gustmar raufte sich seinen Bart. Er schüttelte den Kopf und horchte in sich hinein. „Ich bin ein friedfertiger Mensch, Priester", sagte er endlich. „Aber manchmal möchte ich hingehen und sie ganz fürchterlich verprügeln. Ich möchte es ihnen mit den gleichen 'Mitteln heimzahlen, mit denen sie es uns geben."
    „Du würdest ihnen einen Gefallen tun", bemerkte Ropha Kherthrai. Er richtete sich mühsam auf, und sein Gesicht verzerrte sich. Er litt sichtlich unter Schmerzen. „Hast du es gehört, du Dummkopf?" fragte die Frau. „Du würdest ihnen einen Gefallen tun. Aber du bist noch stolz auf deine Ideen. Du würdest am liebsten mit der Axt durchs Leben rennen."
    „Hör dir dieses Weib an, Priester", stöhnte Gustmar. „Sie macht mir nur Vorwürfe. Sobald sie mich sieht, beginnt sie zu keifen. Wer soll das ertragen?"
    Ropha Kherthrai legte die Hände vor der Brust aneinander. „Wir sind alle mit Fehlern behaftet", sagte er. „Du, ich, deine Frau alle. Aber wir sind so, weil der Herr uns so wollte. Es ist nicht recht, sich gegen seinen Beschluss aufzulehnen. Akzeptiert die Schwächen des anderen, seid tolerant, gesteht ihm seine Eigenheiten zu. Warum sollte er so sein wie du? Das Leben wird einfacher sein, wenn ihr dem anderen die gleichen Schwächen zubilligt wie euch selbst." Gustmar und seine Frau schwiegen. Sie spürten, dass der Priester ihnen etwas Wichtiges gesagt hatte, doch sie hatten es noch nicht ganz begriffen, und beide wollten Zeit gewinnen, um über seine Worte nachdenken zu können.
    Ropha Kherthrai wusste, dass seine Worte einwirken mussten. Er lächelte und legte erneut die Hände vor der Brust zusammen. „Ich danke dir für das, was du getan hast", sagte er. „Damit hast du großen Mut bewiesen. Die meisten anderen hätten mich gelassen, wo sie. mich gefunden hätten."
    Gustmar wusste, dass es nicht so war, aber er fühlte sich dennoch geschmeichelt, und ihm tat besonders gut, dass der Priester dies in Anwesenheit seiner Frau gesagt hatte. „Desotho möge deinen Weg begleiten", murmelte er und verneigte sich vor dem Priester.
    Ropha Kherthrai sah nach wie vor zerschunden aus, aber er hielt sich gerade, als habe er nicht die geringsten Beschwerden. Er tat, als brauche nicht er die Hilfe, sondern Gustmar und dessen Frau. „Ich werde dich zum Tempel bringen", sagte der Kutscher. „Nicht nötig", wehrte der Priester ab. „Ich gehe die paar Schritte allein." Gustmar blickte zur Uhr. „Aber in zehn Minuten beginnt die Sperrstunde. Bis dahin kannst du es nicht schaffen."
    „Niemand wird mir etwas tun", sagte Ropha Kherthrai so voller Überzeugung, dass der Kutscher nichts mehr zu sagen wagte. Der Priester lächelte beiden zu und verließ das Haus. Er ging in den Regen hinaus. Das Gewitter war jetzt direkt über der Stadt. Fast pausenlos krachte und donnerte es.
    4. „Geh nicht", bat Istra Feta, die Berechtigte. „In vier Minuten beginnt die Sperrstunde. Du hast keine Aussicht, rechtzeitig nach Haus zu kommen."
    Farstodan schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie werden mich nicht erwischen", erwiderte er. „Und morgen muss ich früh hoch. Ich muss schon um fünf Uhr in der Fabrik sein, und da ist es besser, ich schlafe zu Hause. Außerdem ist mir das Glück ohnehin nicht vergönnt, mit dir zu schlafen."
    „Ich werde eine Bewilligung einholen", sagte sie. „Das habe ich dir doch versprochen."
    Er lachte. „Aber doch nicht heute nacht. Und wenn du die Bewilligung hast, müssen sie dir erst die Spritze geben, bevor es soweit ist. Bis dahin werden noch einige Tage vergehen."
    „Du verstehst nicht, Farstodan." Sie

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