1288 - Das Barbarentor
Viele haben sich für ein Leben in der freien Wildnis entschieden - unter Verzicht auf viele Annehmlichkeiten des Lebens."
„Und warum?" fragte Jennifer. „Weil die Somer in alle unsere Lebensbereiche eingreifen."
„Wir haben viele Fragen", erklärte Ronald Tekener. „Wir möchten alles über die Mlironer und die Somer wissen. Das Heraldische Siegel hat uns geschildert, wie eure Geschichte verlaufen ist."
„Aber wir glauben nicht ganz, dass diese Schilderung der Wahrheit entspricht", ergänzte Roi Danton. „Dazu sollten wir aber nicht hier auf diesem Platz bleiben, sondern irgendwohin gehen, wo wir es alle etwas angenehmer haben", schlug Jennifer vor. „Gibt es nicht so etwas wie ein Gasthaus?" fragte Demeter. „Kommt", forderte Istra Feta sie auf. Sie drehte sich um und ging in eine Gasse hinein, ohne sich davon zu überzeugen, ob sie ihr auch wirklich folgten. Sie führte sie zu einem Lokal, das in den Kellerräumen eines großen Hauses eingerichtet worden war. Ein einbeiniger Mlironer bediente sie und reichte ihnen erfrischende Getränke und Gebäck. Er gab sich äußerst gleichgültig und schien niemanden außer Istra Feta zu sehen. „Kodexwahrer Dokroed hat uns gesagt, dass Mlironer und Somer gleichberechtigt sind", eröffnete Demeter das Gespräch. „Deshalb meine Frage: Dürfen Mlironer das Heraldische Tor und das Teleport-System benutzen?"
„Nein", erwiderte Istra Feta. „Ich bin als einzige berechtigt. Niemand außer mir darf diese Systeme benutzen."
„Warum du?" fragte Jennifer. „Ich versuche, zwischen meinem Volk und dem der Somer zu vermitteln. Das ist alles."
„Kodexwahrer Dokroed deutete an, dass die meisten Mlironer in der Äquatorzone leben. Er sagte, dass sie die Hitze vorziehen, während Somer sich in den gemäßigten Zonen wohler fühlen", sagte Jennifer. „Eine Lüge", antwortete die Mlironerin. „Meine Leute würden gern in den gemäßigten Zonen leben, aber das können sie nicht. Sie werden in Städten zusammengepfercht, wo sie praktisch nichts entscheiden können, ohne die Somer zu fragen. Und auch in den Äquatorgebieten leben die meisten nicht frei, sondern in Reservaten, die überwacht werden."
„Das hört sich nach Unterdrückung und Versklavung an", stellte Roi Danton fest. „Das ist es auch", erwiderte sie ruhig und gefasst. Wiederum schien es so, als kenne sie keinerlei Gefühle. „Wir versuchen, aus den Reservaten zu entkommen und in der Wildnis zu leben. Aber das ist natürlich keine Dauerlösung."
„Ihr möchtet, dass die Somer von diesem Planeten verschwinden", sagte Demeter. „Ja."
„Hast du keine Angst?"
„Wovor?"
„Dass wir Dokroed sagen, welche Antwort du uns gegeben hast?"
„Er kennt meine Einstellung, aber er nimmt mich nicht ernst. Ich bin nicht Ropha Kherthrai. Ihn fürchten sie."
„Wer ist Ropha Kherthrai?" fragte Demeter, doch die Mlironerin antwortete nicht auf diese Frage. Bitte, erzähle uns die Geschichte deines Volkes", bat Jennifer Thyron. „Ich kenne sie nur so, wie sie uns von den Priestern überliefert wurde", erwiderte Istra Feta. „Aber das ist die Version, die mein Volk für wahr hält."
„Wir glauben jedenfalls nicht, dass der Bericht des Siegels richtig ist", bemerkte Ronald Tekener. „Allerdings vermittelt er den Eindruck eines standhaften und charakterfesten Volkes, das sich seit Jahrtausenden gegen die Herrschaft der Somer behauptet hat, was den Somern sichtlich missfällt."
„Ein anderer soll sie euch erzählen", sagte Istra Feta. „Wartet eine Stunde. In dieser Zeit will ich euch die Stadt zeigen. Danach werdet ihr die Geschichte unseres Volkes hören."
Sie bestellte einige kleine Speisen, die sie schweigend mit ihren Gästen verzehrte. Danach führte sie sie durch die Straßen der Stadt, in der sich nun immer mehr Mlironer zeigten. Auch jetzt sprach außer der Berechtigten niemand mit ihnen, aber es war doch deutlich zu erkennen, dass sie in zunehmendem Maß ihre Scheu verloren. Als etwas mehr als eine Stunde verstrichen war, führte Istra Feta die beiden Männer und die beiden Frauen zu dem Platz zurück, auf dem sie ihnen zum erstenmal begegnet war. Dieser hatte sich mittlerweile gefüllt. Tausende von Mlironern drängten sich. um den Tempel, und sie machten nur sehr zögernd und unwillig Platz, um Istra Feta und die vier Fremden durchzulassen. Wiederum waren es vor allem die Permits, die ihnen Respekt einflößten und sie letztlich veranlassten, nachzugeben.
Durch eine dichtgedrängte Menge kämpfte
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