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1289 - Desteros Söhne

1289 - Desteros Söhne

Titel: 1289 - Desteros Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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passiert?«
    Sie lachte krächzend und hustete dabei. »Was könnte jetzt noch passieren, Junge? Ich möchte dich jetzt schon bitten, nicht böse oder sauer zu sein, wenn ich dir etwas sage.«
    »Lass mich raten. Du kommst nicht zurück. Du übernachtest bei deiner Freundin.«
    »Ja, das möchte ich. Es hat nichts mit dir zu tun, dass ich nicht gern bei dir bin, aber ich kann nicht in unsere Wohnung zurückkehren und mich ins Bett legen als wäre nichts passiert. Es hat sich bei mir da eine innere Hemmschwelle aufgebaut.«
    »Das kann ich verstehen, Mum.«
    »Danke, Dave. Und wenn du willst, kannst du auch kommen. Mir wäre es recht, und Betty hätte nichts dagegen.«
    Dave Norris überlegte wirklich, ob er die Totenwohnung nicht verlassen sollte, dann entschied er sich dagegen. Er hatte das Gefühl, einfach bleiben zu müssen. Es konnte durchaus aus der neu gewonnenen Verantwortung entstanden sein.
    »Und? Hast du dich entschieden, Dave?«
    »Ja, Mum, ich bleibe.«
    Es herrschte Schweigen. Danach hörte er seine Mutter tief atmen. »Ich kann dich verstehen, Dave, aber auch du musst mich verstehen. Manchmal muss man etwas tun, was der andere…«
    »Ich mache dir keinen Vorwurf, Mum. Das ist einzig und allein deine Entscheidung. Ich jedenfalls bleibe in der Wohnung. Ich liege schon jetzt auf meinem Bett, und es ist gut so, denn ich möchte noch ein wenig nachdenken, was unsere Zukunft angeht und auch die Vergangenheit.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Rede du mit Betty.«
    »Danke, mein Sohn.«
    »Gute Nacht, Mutter. Und wenn etwas ist, dann rufe ruhig an. Egal, wie spät es ist.«
    »Ich werde mich daran erinnern.«
    Dave atmete tief durch, als er das Handy wieder zurück auf den Nachttisch legte. Er hatte beim Telefonieren gesessen. Jetzt lehnte er sich wieder zurück, drehte sich dann und legte sich hin. Den Blick hielt er gegen die Decke gerichtet, die ihm wie eine Filmleinwand vorkam, auf der der Streifen des Lebens ablief.
    Wieder glaubte er, einen Kloß in der Kehle zu haben. Er musste an seinen verstorbenen Vater denken, der in Wirklichkeit nicht sein Vater gewesen war, den er allerdings immer als einen solchen akzeptiert hatte. Und er hatte sich wirklich gut mit ihm verstanden. Das stand außer Frage.
    Tränenwasser schwamm in seinen Augen. Immer wieder tauchte das Bild auf, als der Vater in den zunächst primitiven Sarg gelegt worden war, um aus dem Haus geschafft zu werden. Es war so schrecklich gewesen. Er hatte gedacht, es schnell überwinden zu können, doch genau das Gegenteil war der Fall.
    Im Zimmer war es still. Es gab kein fremdes Geräusch, das ihn hätte stören können. Nirgendwo hörte er eine Stimme. Der Tod schien eine Decke in der Wohnung ausgebreitet zu haben, die alles verschluckte. Von der Straße her hörte er so gut wie nichts, und aus den Wohnungen in der Nachbarschaft war kein Laut zu hören.
    So still muss es auch in einem Sarg sein!, dachte Dave und schüttelte sich bei diesem Gedanken. Er begann zu frieren. Ein regelrechter Schüttelfrost erfasste ihn so stark, dass seine Zähne aufeinander schlugen.
    Das ging schnell vorbei.
    Dave richtete sich auf. Ein pfeifender Atemstoß verließ seinen Mund. Er schwitzte am gesamten Körper, aber er fror auch. In der Kehle brannte es. Der Durst war wie ein Feuer, und mit einer Hand griff er zur Dose, die neben seinem Bett stand. Er hatte die Lasche schon aufgerissen und das Gefäß halb leer getrunken. Jetzt setzte er es wieder an und kippte den Rest des Energy Drinks in seine Kehle.
    Danach ging es ihm besser. Er drückte das dünne Blech der Dose zusammen und warf sie mit einem zielgenauen Wurf in einen aus harter Pappe bestehenden Papierkorb.
    In seiner Haltung blieb er noch sitzen und überlegte, wie es für ihn weitergehen würde.
    War es eine gute Idee gewesen, sich hier in der Wohnung zu verschanzen? So genau wusste er das nicht. Allein mit sich und seinen Gedanken zu sein, war auch nicht das Wahre. Vielleicht war es gut, wenn er eine Runde ging.
    Das neblige Herbstwetter störte ihn nicht. Da würden nicht so viele Menschen unterwegs sein, und er konnte seinen Gedanken nachhängen.
    Dave Norris wollte aufstehen. Er hatte die Hände schon gegen den Matratzenrand gelegt, um sich abzustützen, als seine Arme regelrecht zusammenknickten.
    Er hatte etwas gehört…
    Noch war er unschlüssig, ob es sich nicht um eine Täuschung gehandelt hatte, aber das konnte er nicht glauben. Seine Sinne waren einfach zu sehr gespannt.
    Auf der Bettkante

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