1289 - Desteros Söhne
Holztür. In der Mitte splitterte das Holz weg. Es wurde auseinandergerissen, und die erste Lücke entstand.
Der nächste Schlag!
Wieder voller Wucht und Brutalität geführt. Er traf die Tür fast an der gleichen Stelle, nur um eine Idee nach rechts versetzt, und er erweiterte die Lücke.
Auf einmal war das Loch da!
Johnny schaute hindurch. Es war breit genug, und er sah die schreckliche Gestalt, die bereits das Beil zu einem dritten Schlag angehoben hatte.
Sie schlug noch nicht zu. Die Öffnung war groß genug, um Destero durchzulassen.
Johnny hatte schon oft in fremde Augen geschaut. Auch in die von Raubtieren, aber er hatte noch nie eine derartige Kälte in den Augen irgendeiner Kreatur gesehen. Dieses Gelb war einfach grausam.
Gnade konnte er nicht erwarten.
Und der tödliche Blick machte ihn starr. Johnny musste erleben, dass es ihm nicht mehr möglich war, sich zu bewegen. In seinem Körper war alles wie eingefroren. Er fühlte sich auch nicht mehr als Mensch, denn er schaffte es nicht, menschlich zu reagieren.
Er konnte nicht sprechen, er konnte nicht schreien, seine Kehle saß einfach zu, und er dachte daran, dass er sich nun auf den Tod vorbereiten musste. Es war ein grausamer Gedanke, und trotzdem sorgte er nicht für Panik.
Der Henker hob sein Beil noch weiter an und fixierte Johnny genauer. Er bannte ihn auf der Stelle.
Johnny sah keine Möglichkeit mehr, sich zu bewegen.
Die Welt um ihn herum war anders geworden. Viel dumpfer, wie Watte, und durch diese Watte hörte er andere Geräusche.
Stimmen! Und Schüsse!
***
Bill hatte geschrien, als wir in den Gang eingebrochen waren. Er wusste jetzt, wo sich sein Sohn aufhielt, obwohl er ihn noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Dafür sahen wir den Henker. Wir sahen Destero, aber er sah nicht mehr so aus wie früher. Es war nicht die Gestalt mit der roten Kapuze über dem Kopf, dem nackten Oberkörper, es war nur mehr sein Schatten, der aber auch bewaffnet war.
Mir fegte durch den Kopf, dass der Spuk ihn aus seinem Reich entlassen hatte, was eigentlich äußerst selten der Fall war. Über den Grund wollte ich nicht nachgrübeln, denn ich musste etwas unternehmen.
Im Laufen feuerte ich zwei geweihte Silberkugeln auf die Gestalt ab. Ob sie etwas brachten, wusste ich nicht. Einen Schatten würden sie wahrscheinlich nicht vernichten, aber ich lenkte womöglich ab, und ich hörte Schreien.
»Nicht mehr schießen!«
Pfeilschnell huschte Suko an mir und Bill vorbei. Er rannte auf die Gestalt zu, zog dabei die Dämonenpeitsche und schlug im Laufen einmal den Kreis, sodass die drei Riemen hervorrutschen konnten, die durch die wilden Bewegungen durch die Luft schlenkerten.
Destero hatte zuschlagen wollen. Meine Schüsse hatten ihn abgelenkt, und er drehte sich jetzt.
Dann sah er Suko. Er war der neue Gegner, aber er war bereits zu nahe an ihn herangekommen.
Zwar drehte die Schattengestalt ihre Waffe, um zuschlagen zu können, doch Suko war schneller, und er war ein Künstler im Umgang mit der Dämonenpeitsche.
Er schlug zu!
Nein, es war kein Schrei zu hören wie sonst. Trotzdem gab es eine Reaktion. Destero oder was die Welt des Spuks von ihm entlassen hatte, tanzte plötzlich auf der Stelle. Es sah für uns wie ein Tanz aus, tatsächlich waren es die berühmten letzten Zuckungen, mit denen dieses verfluchte Wesen verging.
Es wurde auseinandergerissen. Die hellen Augen wurden trübe, und es waren keine Schreie mehr zu hören, abgesehen von einem fern klingenden grässlichen Sägen, als wollte jemand mit einem derartigen Blatt Musik machen.
Er war ein Schatten, er hatte keinen Schatten geworfen, und es zerriss ihn wie dünnes Papier. Selbst von seinem mörderischen Beil blieb nichts mehr zurück.
Suko, der es geschafft hatte, Destero endgültig von der Welt zu wischen, lehnte sich an die Wand und grinste mir zu. Er sah leicht erschöpft aus, aber zufrieden.
Und unser Freund Bill Conolly konnte endlich seinen Sohn unverletzt in die Arme schließen…
***
Auch die beste Kunst der Ärzte würde es nicht schaffen, Ringo zu retten. Er war zum Opfer eines Wesens geworden, das es einfach nicht geben durfte. Aber uns war wieder mal gezeigt worden, dass nichts für immer und ewig war. Der Spuk hatte es zugelassen, dass die Dämonenseele des Henkers wieder in die normale Welt hineinfinden konnte, um etwas zu erledigen, was vor einigen Jahren seinen Anfang genommen hatte.
Johnny erholte sich schnell. Er wollte unbedingt mit uns sprechen, und was er
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