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1289 - Desteros Söhne

1289 - Desteros Söhne

Titel: 1289 - Desteros Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sitzend, wartete er ab. Es tat sich nichts mehr, und Dave überlegte, aus welcher Richtung der Laut zu ihm gedrungen war. Es war wirklich schwer, das herauszufinden. Er wartete darauf, dass sich der Laut wiederholte.
    Das passierte auch. Plötzlich war es wieder da!
    Und diesmal war er in der Lage, es zu identifizieren. Er hörte das Klopfen an der Wand und zugleich auch das leise Schaben. Das Blut wich aus seinem Gesicht. Dave wurde bleich, denn jetzt wusste er, in welchem Zimmer er den Laut gehört hatte.
    Im Sterbezimmer seines Vaters!
    Dave Norris bewegte sich um keinen Millimeter. Das Blut war noch immer nicht in sein Gesicht zurückgekehrt. Bisher hatte er keine Angst verspürt, keine direkte. Es war mehr das unbestimmte Gefühl der Furcht gewesen, das ihn gepackt gehalten hatte, Die natürliche Furcht vor dem Tod eines Menschen oder vor dem Tod an sich.
    Nun erwischte ihn die Angst. Und er wusste nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. Sie stieg in ihm hoch.
    Sie kam als das Grauen, das sich immer weiter ausbreitete und alles erfasste, was er zu seiner Psyche zählte. Wieso vernahm er aus dem Sterbezimmer Klopfzeichen?
    Er wusste, dass sich niemand im Zimmer aufhielt. Er hätte gehört, wenn jemand die Wohnung betreten hätte, und sein Vater lag längst beim Beerdigungsunternehmer. Ein Toter hätte nicht klopfen können.
    Wer also hatte es dann getan?
    Als er aufstand, zitterte er. Das Zittern wollte einfach nicht aufhören, auch nicht, als er sein Ohr gegen die Wand drückte, um zu lauschen. Er hörte nichts.
    Das machte ihn nicht sicherer, im Gegenteil, es wühlte ihn noch stärker auf. Dave wusste in diesen Augenblicken nicht, wie er sich verhalten sollte. Bleiben oder aus der Wohnung fliehen?
    Die letzte Alternative kam ihm lächerlich vor. Er riss sich zusammen, gab sich selbst den nötigen Schwung und entschloss sich, das Zimmer zu verlassen.
    Bis zu seiner Zimmertür hatte er es nicht weit. Nie zuvor hatte er sie so behutsam geöffnet, dabei genau wissend, dass die Gefahr nicht greifbar war, aber doch in der Nähe lauerte, auch wenn er sie nicht lokalisieren konnte.
    Der Gang war leer. Keine Überraschung für ihn. Seltsamerweise spürte er auch keine Erleichterung.
    Er schob sich aus dem Zimmer und drehte sich in der Diele nach rechts.
    Seine Mutter hatte die Wohnung verlassen, jedoch die kleine Lampe neben dem Garderobenspiegel nicht ausgeschaltet. So konnte sich ihr weiches Licht verteilen und strich auch über die Türen der anderen Zimmer hinweg.
    Keine Tür stand offen. Auch nicht die an der rechten Seite. Dort war sein Vater gestorben!
    Schon einmal war es ihm verdammt schwer gefallen, das Zimmer zu betreten. Da hatte er sich den Toten anschauen sollen. Jetzt kam es ihm ebenso schlimm vor, wenn nicht noch schlimmer.
    Wie schon vorhin an der Wand, so lauschte er auch hier. Ja, da war jemand!
    Er wusste nicht, ob es ein Klopfen war, das er gehört hatte oder irgendwelche Schrittgeräusche, die entstanden, weil jemand das Zimmer durchsuchte.
    Er bückte sich tiefer und schaute durch das Schlüsselloch. Es war nichts zu sehen. Kein Licht, erst recht keine Bewegung in der Dunkelheit. Und es war auch nichts zu hören. Im Zimmer blieb es so ruhig, als läge der Tote noch darin.
    Dave zuckte zusammen, als er wieder das ungewöhnliche Klopfen hörte. Es war nahe der Tür aufgeklungen.
    Er wich sicherheitshalber einen Schritt zurück. Es war durchaus möglich, dass die Tür plötzlich aufgerissen wurde und er…
    Nein, das wurde sie nicht. Wieder breitete sich die Stille aus, und Dave Norris begann nachzudenken.
    Er wusste, dass er etwas tun musste. Die Untätigkeit und das Nichtwissen nagten an ihm.
    Er drückte die Klinke nach unten und zerrte die Tür mit einem heftigen Ruck auf. Sein Blick in das Zimmer war frei.
    Er starrte in die Dunkelheit, aber er bewegte seine Hand nicht, um Licht zu machen, denn etwas hatte ihn entsetzt und regelrecht starr gemacht.
    Vor dem Fenster malte sich eine menschliche Gestalt ab!
    Er war da! Er war doch in die Wohnung gekommen, ohne bemerkt worden zu sein. Seltsamerweise dachte Dave Norris nicht an einen Einbrecher. Er brachte das Erscheinen der Gestalt mit dem Tod seines Vaters in einen direkten Zusammenhang, ohne dafür allerdings die entsprechenden Beweise zu haben.
    Die Gestalt rührte sich um keinen Millimeter, obwohl sie wissen musste, dass jemand die Tür geöffnet hatte, denn das war nicht geräuschlos geschehen.
    Dave hatte auch irrsinniges Herzklopfen bekommen.

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