Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Lust, auf das Beiboot zu verzichten, Wir konnten mit unseren SERUNS in den Orbit fliegen und an Bord der ASQUASH gehen."
    „Lieber nicht", sagte Irmina. „Was kann es schaden, sich ein wenig umzusehen. Ich glaube Paddagall zu verstehen. Er möchte, daß wir sein Volk besser kennen lernen, indem wir seine Lebensgewohnheiten studieren. Ein verständlicher Wunsch, findest du nicht auch?"
    „Ich glaube nur nicht, daß eine Nacht ausreicht."
    „Ich auch nicht."
    Wir blieben anderthalb Normwochen auf Strobila. Volle sechs Planetentage und sieben - nächte.
    Als wir das Beiboot verließen, traf uns die Gravitation von 1,6g voll, und wir stimmten unsere SERUNS darauf ab. Vor dem violett gefärbten Meer erhob sich auf einmal der Schatten eines Ephytraners.
    „Ich heiße Trabban", sagte er in Sothalk, „und bin einer der Veteranen, die mit euch reisten. Soll ich euch fuhren?"
    „Wohin, zum Beispiel?"
    „Zu den Lebensgrotten, zum Beispiel."
     
    *
     
    Die Lebensgrotten waren nur von der Steilküste aus zugänglich. Trabban kletterte auf seinen vier Tentakeln wieselflink den Fels hinunter. Irmina und ich hatten erhebliche Schwierigkeiten gehabt, ihm auf diese Weise zu folgen. Deshalb schalteten wir einfach die Antigravs der SERUNS ein und schwebten neben dem Ephytraner in die Tiefe.
    Als wir den Eingang erreichten, tauchten aus dem Wasser plötzlich Mollusken auf und stürzten sich auf uns. Trabban wandte sich ihnen wortlos zu und verscheuchte sie anscheinend durch einfache Tentakelbewegungen. Mit kaum hörbaren Quietschlauten zogen sie sich rückwärtsgehend ins Wasser zurück.
    „Die Neura sind sehr wild", entschuldigte sich Trabban. „Und diese sehr jungen Neura beherrschen zudem die laute Sprache noch nicht. Aber auf Ultraschalltöne hören sie."
    Wir wurden noch ein zweites Mal angefallen. Da Trabban diesmal nicht so schnell reagierte, sah ich mich gezwungen, den Paralysator einzusetzen, um Irmina zu schützen.
    Zwei der jungen Ephytraner, die Trabban Neura nannte, blieben mit zuckenden Tentakeln auf der Strecke.
    Aber anstatt daß sich die anderen davon abschrecken ließen, formierten sie sich zu einem neuen Angriff. Und es wurden ihrer immer mehr. Sie tauchten von überall auf und schwangen sich drohend auf uns zu.
    Trabban versuchte vergeblich, sie zu beruhigen. Erst als einige andere altere Ephytraner aus der Lebensgrotte auftauchten und durch Tentakelschwingen und vermutlich auch durch Ultraschallaute auf die Neura einwirkten, gaben sie schließlich nach.
    Einige ließen sich ins Wasser plumpsen, die anderen zogen sich zwischen die Felsen zurück.
    „Das hättest du besser nicht getan, Toshin Bull", klärte mich Trabban auf. „Diese Neura haben ihre geschlechtliche Reife noch nicht erlangt und sind sehr aggressiv. Auf Gewalt reagieren sie mit Gegengewalt. Sie wissen es noch nicht besser. Wir müssen sie mit Güte und Geduld erziehen."
    Vor dem Eingang zur Lebensgrotte hielt Trabban an und bat: „Wenn ihr eintretet, so achtet bitte den Frieden dieses Ortes. Sprecht nicht, verhaltet euch so ruhig wie möglich. Auch wenn euch manches fremdartig erscheinen wird, euch vielleicht anwidert oder euer Mitleid erregt, reagiert darauf nicht. Hier, an diesem Ort, beginnt und endet der Lebenszyklus eines Ephytraners, und was ihr zu sehen bekommt, ist Bestandteil eines natürlichen Prozesses."
    Wir versprachen, nicht einzugreifen, welche Geschehnisse um uns herum auch ablaufen würden.
    Der Eingang, durch den wir in die Grotte traten, war nicht einmal mannshoch, man mußte sich förmlich durch ihn zwängen. Um so überraschter waren wir, als wir in eine weitläufige Grotte kamen, die gut hundert Meter lang und halb so breit war. Zur Hälfte stand die Grotte unter Wasser. Darin tummelten sich unzählige winziger Wesen, die an Kraken erinnerten. Aber es waren, wie Trabban uns verriet, junge Ephytraner, die erst vor kurzem aus den Eiern geschlüpft waren.
    „Ihr werdet die Lebensgrotte ohne mich verlassen müssen - merkt euch also gut den Weg", sagte Trabban. „Denn ich gehe von hier nicht mehr fort. Ich werde hier sterben."
    Trabban erklärte uns, daß das Grottensystem sich über die gesamte Insel erstreckte und die Höhlengänge ein wahres Labyrinth bildeten, aus dem niemand mehr herausfinde.
    Nur die Strobila, wie die frisch ausgeschlüpften Ephytraner der 1. Lebensphase genannt wurden, fänden auf dem Wasserweg in die Freiheit.
    „Bist du nur noch zum Sterben auf deine Heimatwelt gekommen?" erkundigte sich Irmina.

Weitere Kostenlose Bücher