129 - Im Vorhof der Hölle

Kopf, zum Zeichen, daß sie die Ausstrahlung von Dämonen nicht wahrnehmen konnte.
    Trigemus atmete schneller; er stieß die Luft pfeifend aus; zwischendurch schnüffelte er hörbar. Gelegentlich kamen unartikulierte Laute aus seinem Rachen.
    Plötzlich verharrte er vor einer Wand, die aus fugenlosem Fels zu bestehen schien.
    „Dahinter ist es", behauptete er.
    „Was?" wollte Parker wissen.
    „Suche den Zugang, Trigemus!" befahl Dorian.
    Der Rattenpsycho begann an der Wand zu schnuppern.
    „Einen Augenblick!" sagte Olivaro da und stellte sich vor die von Trigemus bezeichnete Stelle.
    Er drehte seinen Kopf herum, so daß sein Knochengesicht vorn war, und fixierte die Wand.
    „Hier befindet sich der Zugang", sagte er nach einer Weile. „Dieser Teil der Wand ist nichts anderes als eine immaterielle Projektion. Ich habe hindurchgeblickt und dahinter in einem Gewölbe Padmasambhawa im Kreise seiner Schüler gesehen. Ihr müßt euch nur dazu zwingen, dann könnt ihr diese Barriere überwinden."
    Olivaro ließ seinen Worten die Tat folgen und ging mit gutem Beispiel voran. Die Wand schien ihn zu verschlucken.
    Dorian warf Parker einen aufmunternden Blick zu, der mit steinernem Gesicht dastand. „Padmasambhawa wollte, daß wir ihn aus eigener Kraft finden, Jeff1', erklärte Dorian und legte dem Freund eine Hand auf die Schulter. „Komm, ich lasse dir den Vortritt!"
    Auch Parker verschwand durch die Scheinwand.
    Unga kam an Dorians Seite.
    „Wie hast du die Wahrheit herausbekommen?" fragte der Cro Magnon. „Habe etwa ich zuviel ausgeplaudert?"
    „Du hast mir mit deiner Erzählung nur die letzte Bestätigung gegeben", antwortete Dorian. „Aber geahnt habe ich es schon viel früher. Wenn man alle Fakten zusammenzählt, gab es eigentlich nur diese eine Schlußfolgerung. Aus diesem Grunde habe ich auch Trigemus von der Januswelt mitgenommen."
    Unga, Coco und Trigemus überschritten ebenfalls die geistige Barriere. Dorian folgte als letzter.

    Die Padmaschüler bildeten drei geschlossene Kreise um die in der Mitte hochaufragende, schlanke Gestalt mit der aus Silber gehämmerten Maske, unter der das grauschimmernde Haar bis auf die schmalen Schultern herabfiel.
    Die Padmaschüler waren in tiefer Konzentration versunken. Dorian konnte nur ahnen, welche Anstrengungen es sie kostete, die Attacken der dämonischen Angreifer allein mit geistiger Kraft abzuwehren. Auf ihren kahlen Schädeln spiegelte sich das Licht unzähliger Kerzen, die auf vorspringenden Gesteinsblöcken hoch oben an den Wänden standen.
    Unterhalb der Kerzen zogen sich über alle Wände drei Reihen viereckiger Öffnungen hin. Es mußte sich um Grabkammern handeln, denn Dorian erkannte trotz des diffusen Lichtes die Umrisse von Körpern, die mit dem Kopf zur Öffnung hin lagen. Die kahlgeschorenen Köpfe überzog eine runzelige Haut. Das wies darauf hin, das die Leichname einbalsamiert worden waren.
    Mehr als die Hälfte der Grabkammern war leer. Dorian schätzte die Zahl der Mumien auf etwa dreihundert. Warum umgab sich Padmasambhawa mit den Leichnamen seiner verstorbenen Jünger?
    Der Padma nahm die Silbermaske ab und legte sie auf den Boden. Dann erhob er sich in die Luft, schwebte über seine meditierenden Schüler hinweg und landete wenige Meter vor den Eindringlingen.
    Trigemus wurde ganz unruhig. Er gab ständig erregte Pfeiflaute von sich und wand sich verzweifelt unter Olivaros Griff, der ihn mit beiden Händen von hinten an den Schultern gepackt hatte. Schließlich konnte der Rattenpsycho nicht mehr an sich halten und platzte mit seiner schrillen Stimme in die Stille hinein: „Nimm mich unter deinen Schutz! Du bist mein Schöpfer, mein geistiger Vater. Auch wenn wir in zwei verschiedenen Körpern leben, so sind wir doch eins. Wir sind aufeinander angewiesen."
    Padmasambhawa zuckte unwillkürlich zurück. Sein Gesicht drückte Unwillen aus. Er ließ den Blick seiner unergründlichen Augen über die anderen wandern. Als er Unga ansah, zeigte sein strenger Mund ein leichtes Lächeln. Olivaro betrachtete er stirnrunzelnd, und auf Dorian ließ er seinen Blick ruhen.
    Der Dämonenkiller war von dem Charisma des Lotosgeborenen gebannt, und es kostete ihn einige Mühe, sich zum Sprechen zu überwinden.
    „Das war der letzte Beweis für mich", sagte Dorian. „Trigemus ist der Psycho des Hermes Trismegistos. Und da er seine geistige Verwandtschaft mit dir eingestand, Padmasambhawa, mußt du dieser sein. Oder ist es dir lieber, wenn ich dich mit Hermon