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129 - Im Vorhof der Hölle

129 - Im Vorhof der Hölle

Titel: 129 - Im Vorhof der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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oder Gralon anrede?"
    Das Gesicht des Mannes, der als Hermon die Megalithkultur vor den Mächten der Finsternis zu retten versuchte, später als Hermes Trismegistos als Vater der Magie und Alchemie in die Lehre von den geheimen Wissenschaften einging und gleichzeitig als Padmasambhawa im geheimen ein neues Menschengeschlecht heranzüchten wollte - das Gesicht dieses legendären Mannes drückte Bedauern aus.
    „Ich habe viele Fehler begangen - und auch stets erkannt, wenn ich gefehlt habe", sagte er mit sonorer Stimme, „aber in deinem Fall, Dorian Hunter, weiß ich nicht, ob ich einen Fehler begangen habe, als ich dich zu Höherem berief. Soll ich dich tadeln, weil du wider meine Interessen gehandelt hast? Oder verdienst du Lob? Im zweiten Fall müßtest du mir aber die Richtigkeit deiner Handlungsweise beweisen."
    „Ich glaube, daß ich weder das eine noch das andere verdiene", sagte Dorian. „Ich habe nur den gegebenen Umständen nach gehandelt. Mein Tun und Lassen war nicht von Weisheit getragen, sondern richtete sich nach der jeweiligen Entwicklung und war weitgehend vom Zufall bestimmt."
    „Du bist dir selbst ein guter Anwalt", sagte Hermon. „Aber ist es nicht doch etwas überheblich, wenn du gleichzeitig als mein Kläger auftrittst? Oder wie soll ich es verstehen, daß du mich mit dieser Ratte konfrontierst?"
    „Ich bin ein Teil von dir", gellte Trigemus. „Wenn du mich beschimpfst, beschmutzt du auch deinen Namen."
    Hermon schien ein wenig verwirrt.
    „Wie kommt diese Kreatur dazu, sich als Teil von mir zu bezeichnen?" wollte er wissen.
    „Weil er dein Psycho ist", antwortete Dorian. „Das ist erwiesen. Muß ich dir erklären, was ein Psycho ist, Hermon?"
    Padmasambhawa winkte ab. „Ich weiß, es kommt vor, daß Menschen ihr böses Ich nach Malkuth abstrahlen und daß es dort Gestalt annimmt. Aber daß dies auch auf mich zu trifft…"
    „Es gibt eine Faustregel", erklärte Dorian, „die besagt, daß, je vollkommener ein Mensch, je überzüchteter sein Geist ist, desto schrecklicher ist sein Psycho. Das trifft in verstärktem Maße auf die Angehörigen deiner Schule zu, Padmasambhawa."
    „Ich möchte lieber mit meinem Namen - Hermon - genannt werden", sagte der Dreimalgrößte und wandte sich ab.
    Er kehrte seinen Besuchern den Rücken zu und starrte lange auf seine Schüler, die in drei Kreisen um seine Maske saßen. Dorian merkte, daß sich sein Rücken langsam krümmte und die Schultern sich nach vorn neigten.
    „Soll alles umsonst gewesen sein, was ich in mehr als einem Jahrtausend aufgebaut habe?"
    Er näherte sich den Grabkammern.
    „Nicht die Dämonen und Janusköpfe stehen der Erreichung deines Lebenszieles im Wege, Hermon", sagte Dorian. Die Unsicherheit und die Zweifel des Dreimalgrößten hatten seine eigene Selbstsicherheit gestärkt. Der Dämonenkiller wußte jetzt, daß er auf dem richtigen Weg war, und das gab ihm neue Kraft. „Du selbst hast es vereitelt, denn der größte Feind ist in dir selbst. Du hättest zuerst das Böse in dir - dein alter ego - eliminieren müssen, bevor du daran gingst, die gottgleiche Vollkommenheit anzustreben."
    „Du sagst mir nichts Neues, Dorian", meinte Hermon mit einem bitteren Lächeln. „Du sprichst meine eigene Lehre aus: Der größte Feind ist sich jeder selbst. Aber darum zu wissen und danach zu handeln ist zweierlei. Ich werde meine toten Freunde zu Rate ziehen."
    „Was soll das?" rief Dorian zornig aus. „Jetzt ist nicht der Augenblick für philosophische Spielereien. Laß die Toten aus dem Spiel! Laß sie ruhen! Sie können dir nicht mehr helfen. Blick lieber den Realitäten ins Auge!"
    Hermon wandte sich ihm zu und schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Ich hatte eigentlich geglaubt, daß du in diesem Leben klüger geworden bist, Dorian", sagte er mit leichtem Tadel. „Du müßtest eigentlich am besten wissen, daß der Tod nur selten etwas Endgültiges ist."
    „Das weiß ich", sagte Dorian aggressiv. „Doch warum diese Erkenntnis jetzt erörtern?"
    „Es ist immer der rechte Augenblick, um über den Tod zu sprechen", erklärte Hermon. „Die Toten führen ein besonderes Dasein. Ihre Seelen leben weiter, auch wenn ihre Körper sterben. Wenn man ihre Körper aber erhält, kann man erreichen, daß auch ihre Seelen darin erhalten bleiben."
    „Wozu sollen diese Erklärungen gut sein?" fragte Dorian unmutig, aber er hatte sich etwas beruhigt, hatte erkannt, daß er etwas zu weit gegangen war. So konnte er mit dem Dreimalgrößten nicht

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