1290 - Meisterwerk des Teufels
mich wunderte.
Die Stifte in den Türen standen hoch.
Die reinste Versuchung…
Sehr behutsam berührte ich den Türgriff. Er war kalt. Ich zog die Tür auf. Der Duft nach Leder erreichte meine Nase. Dieser Wagen roch im Innern tatsächlich wie neu.
Bill, der sich für die Reifen interessiert hatte und erst jetzt aus seiner gebückten Haltung in die Höhe kam, wunderte sich über meine Aktivitäten. »He, wo bist du?«
»Ich steige jetzt ein.«
»Du willst…«
Was er noch sagte, hörte ich nicht, denn ich hatte die Tür mit einem Schwung zugezogen.
Der Sitz war zwar nicht mit dem in einem modernen Auto zu vergleichen, aber er war bequem. Ich fühlte mich wie in einem Wohnzimmersessel sitzend, hatte auch viel Platz, streckte die Beine aus und sah aus dem rechten Augenwinkel Bills Umriss draußen. Sicherlich würde er auch in den Wagen steigen.
Er schaffte es nicht mehr.
Klack! Es war nur ein Geräusch, das ich hörte, aber es sagte mir verdammt viel. Die Türstifte waren wieder eingerastet, und ich konnte mich als eingeschlossen betrachten…
So schlimm sah ich die Lage trotzdem nicht an. Ich kam mir auch nicht wie ein Gefangener vor, obwohl mich schon ein ungutes Gefühl beschlichen hatte, denn weder Bill noch ich hatten dafür gesorgt, dass sich die Türen schlossen. Das hatten sie von allein getan, und so etwas konnte mir nicht gefallen, denn ich wusste auch keine Erklärung.
Bill klopfte gegen die Scheibe des Beifahrerfensters. Ich drehte den Kopf und sah, wie er jenseits der Scheibe mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Türstift deutete.
Ich wusste, was er meinte und hob die Schultern.
»Du musst öffnen!«
Das wusste ich selbst, versuchte es auch, aber die Tür bekam ich nicht auf. Ich hatte zudem versucht, den Stift an meiner Seite hoch zu ziehen. Das war nicht möglich, denn meine Finger rutschten immer ab, als wäre das Ding mit Öl beschmiert worden.
»Schaffst du das nicht, John?«
»So ist es!«, rief ich zurück.
Bill duckte sich. Sein Gesicht sah ich hinter der Scheibe. Er versuchte es an seiner Seite. So sehr er auch zerrte, es war für ihn nicht zu schaffen.
Ich hörte ihn fluchen. Danach war mir selbst zu Mute, aber das brachte auch nichts ein. Letztendlich blieb mir nur die Möglichkeit, abzuwarten. Oder darauf zu warten, dass es dem Cadillac gefiel, mich wieder zu befreien.
Der Reporter gab nicht auf. Das Fahrzeug besaß nicht nur vorn die breiten Türen, auch im hinteren Bereich. Diese waren ebenfalls verschlossen, und allmählich musste ich mich mit dem Gedanken anfreunden, ein Gefangener des Caddys zu sein.
Bill ging um ihn herum. An meiner Seite blieb er stehen. Unsere Gesichter waren jetzt nur noch durch die Scheibe voneinander getrennt. »Was sollen wir denn jetzt machen, John? Ich könnte Werkzeug besorgen und die Scheibe einschlagen.«
»Nein, nein, nur im Notfall. Vielleicht hältst du mal nach dem Portier Ausschau. Es gibt noch eine zweite Halle. Könnte sein, dass er dort steckt.«
»Und du bleibst hier im Wagen?«
»Klar, wo sonst.«
Bill nickte. »Okay, ich verschwinde kurz. Aber gibt auf dich Acht, Alter. Hier haben wir in ein Wespennest gestochen, das spüre ich sehr deutlich.«
»Keine Sorge, das kriege ich schon hin. Und so schlecht geht es mir auch nicht.«
Bill bedachte mich mit einem Blick, der Zweifel an meiner Antwort ankündigte. Er sagte nichts, sondern setzte sich in Bewegung. An der Tür drehte er sich noch mal um, was ich im Innenspiegel sah.
Dann war er verschwunden.
Ich blieb im Wagen sitzen und versuchte erneut, die Tür an meiner Seite zu öffnen.
Fehlanzeige. Da war nichts zu machen. Das verdammte Ding blieb einfach geschlossen. Ich rappelte daran, ich drückte gegen, setzte ziemlich viel Kraft ein und musste erkennen, dass ich es nicht schaffte.
Ich war sauer. Ich kam mir wirklich an der Nase herumgeführt vor. Das war mir noch nie passiert.
Plötzlich hatte sich der schmucke Oldie in ein Gefängnis verwandelt, aus dem ich normal nicht mehr herauskam.
Noch einmal zog ich an dem Stift. Es klappte nicht. Er war einfach zu weit nach unten verschwunden.
Es hatte keinen Sinn, wenn ich mich aufregte. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. So dachte ich darüber nach, was hier abgelaufen war. Ich war in ein Auto gestiegen und kam nicht mehr raus, weil es sich in ein Gefängnis verwandelt hatte. Es gab natürlich Gründe dafür, aber die waren rational für mich nicht erklärbar. Es hing mit der Beschaffenheit des Fahrzeugs zusammen,
Weitere Kostenlose Bücher