1290 - Meisterwerk des Teufels
nach vorn und dann wieder zurück.
Eines stand fest! Der Cadillac wollte nicht mehr in der Garage bleiben, um später versteigert zu werden. Er rollte zurück und raste förmlich in den Hof hinein.
Das kam mir so vor, weil ich nicht angeschnallt war. Ich holte es automatisch nach, denn die Gurte waren eingebaut worden und machte mich auf eine verdammt höllische Fahrt gefasst…
***
In den folgenden Sekunden überkam mich eine ungewöhnliche Ruhe. Es konnte auch an meiner Konzentration liegen, die mich überkommen hatte. Es gibt bestimmt Situationen, da ist es besser, wenn man die Ruhe bewahrt und die Übersicht behält.
Der Wagen beherrschte mich. Eigentlich hätte es umgekehrt sein sollen, doch nicht in einem Fall wie diesem. Rückwärts schoss der Caddy aus der Garage, fuhr noch einige Meter und wurde danach scharf abgebremst, ohne dass ich etwas dazu getan hätte. Ich sah nur, wie das Bremspedal nach unten gedrückt wurde, als säße auf meinem Schoß ein Unsichtbarer, der das Auto fuhr.
Es war kaum zu fassen, doch das Quietschen der Reifen machte mir deutlich, dass ich mich nicht verhört hatte. In einer mehr aus dem Reflex heraus geborenen Bewegung hatte ich nach dem Lenkrad gegriffen und hielt es jetzt mit beiden Händen fest. Der Caddy stand noch immer. Ich versuchte, ihn nach rechts zu lenken, um wieder Kurs auf die Halle zu nehmen, aber das schaffte ich nicht. Das verdammte Ding ließ sich einfach nicht bewegen. Ich war nur ein Statist, das Wichtige würde von anderen Kräften übernommen werden.
Noch stand ich. Schaute nach vorn, sah die zweite Halle, die Bill Conolly soeben verließ. Er musste etwas gehört haben, denn er hatte es ziemlich eilig.
Nach zwei Schritten blieb er überrascht stehen. Er hatte wohl etwas gehört, doch was er jetzt sah, das schockte ihn, und seine Augen weiteten sich. Mit einer hilflosen Bewegung streckte er dem Wagen beide Hände entgegen, wie um ihn um etwas zu bitten. So jedenfalls sah es für mich aus.
Wieder heulte der Motor für einen winzigen Moment auf. Sofort danach startete das Auto.
Ich konnte nichts tun. Ich fasste zwar das Lenkrad an, aber in meinen Händen bewegte es sich nur so wie es die andere Kraft wollte, und sie hatte sich ein Ziel ausgesucht.
Es war Bill!
Wie eine Statue stand er auf dem Fleck, obwohl der Caddy auf ihn zuraste. Wahrscheinlich begriff er nicht, dass so etwas geschehen konnte, wo doch ein Freund hinter dem Lenkrad saß.
Ich konnte nichts tun. Ich war zum Statisten degradiert worden. Aber ich hörte mich selbst schreien und Warnrufe ausstoßen, die Bill Conolly galten.
Er kam immer näher. Ich sah sein erschrecktes Gesicht. Wenn er jetzt nicht reagierte, würde ihn der verdammte Wagen auf die Hörner nehmen und ihn zu einem Spielball machen, was für den Reporter leicht tödlich enden konnte.
Bill reagierte wirklich im allerletzten Augenblick. Er wuchtete sich zur Seite, bevor ihn der breite Kühlergrill zu packen bekommen und in die Höhe schleudern konnte. Bill überschlug sich. Sicherlich bekam er noch den Fahrtwind mit, aber die breiten Reifen mit den weißen Außenrädern erwischten ihn zum Glück nicht.
Was mit Bill weiterhin passierte, sah ich nicht, denn ich war ein Gefangener des Fahrzeugs. Der Cadillac machte mit mir, was er wollte. Große Chancen bekam ich nicht. Ich war ebenfalls nur die Puppe, obwohl ich mich bewegen konnte und sehr große Augen bekam, als ich sah, wohin mich diese Reise führte. Der Caddy nahm den normalen Weg auf das Tor zu. Und das Tor war geschlossen.
Der Wagen änderte die Richtung um keinen Millimeter. Er blieb auf Kurs. Das Tor war nicht zu übersehen. Und es war auch breit genug, um es durchfahren zu können. Doch in diesem Fall war es geschlossen, und das war das Problem.
Ich unternahm einen letzten Versuch, während die Zeit rasend schnell verging. Ich nagelte meinen Fuß auf das Bremspedal, weil ich den verdammten Wagen endlich stoppen wollte.
Nichts passierte. Ich bremste ins Leere hinein. Aus meinem Mund drang noch ein Fluch, dann hatten wir das Tor erreicht. In einer schützenden Bewegung riss ich die Arme hoch und hielt sie vor mein Gesicht. Ich rechnete mit einem Aufprall und zugleich mit dem Abfedern. Ich hörte schon in meiner Vorstellung den Zaun brechen. Das Netz würde zerreißen. Das Metall würde auseinander fliegen, und ob der Wagen das überstand, das wusste ich auch nicht.
Ich hörte nichts. Es gab kaum einen Widerstand. Vielleicht ein kurzes Zucken noch, das war es dann
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