1290 - Meisterwerk des Teufels
hässliche Lachen offenbart hatte. Wobei ich noch immer nicht wusste, wer dahinter steckte.
Ich dachte zudem an Bill Conolly. Er war zwar kein Polizist wie ich, aber er wusste schon, was er tun musste. Er würde die Polizei alarmieren, und sie würde eine Fahndung nach dem Caddy anrollen lassen, die sich gewaschen hatte. Da der Wagen so ungewöhnlich aussah, würde er sich kaum verstecken können und irgendwann gestoppt werden.
Das Gewerbegebiet lag nicht mitten in der Stadt. Da wäre nicht der Platz vorhanden gewesen. Wir fuhren in nordöstliche Richtung und waren nicht weit vom Wembley-Stadion entfernt, das man ja leider abgerissen hatte. Zu sehen war es nicht, und ich war gespannt, wo mich der weitere Weg hinführte. Vor mir kam eine Kreuzung in Sicht. In wenigen Sekunden musste sich entscheiden, wohin der »Fahrer« wollte.
Er nahm den Weg in Richtung Norden. Nach Harrow und Harrow on the Hills. Die Gegend lag auf einer flachen Hügelkuppe, deshalb hatte sie auch diesen Namen bekommen.
Ich verstand sehr schnell, weshalb wir in diese Richtung fuhren. Es war zugleich auch der Weg in die relative Einsamkeit. Dort rollten wir durch keine Stadt mit zu engen Straßen und gefüllt mit dichtem Verkehr, der mehr stand als sich bewegte.
Die Straße lag vor der breiten Kühlerschnauze wie eine Rennpiste. Der Vergleich kam mir in den Sinn.
Aber ich erlebte noch mehr. Einige Felder gerieten in mein Blickfeld. Die wenigen Bäume, die in der Nähe standen, sähen irgendwie verloren aus. Ich las auf einem großen Schild, dass man hier ein zweites Gewerbegebiet errichten wollte. So ging leider wieder ein Stück Natur verloren.
Es regnete nicht. Der nördliche Wind hatte für eine klare Luft gesorgt, allerdings nicht für einen klaren Himmel, denn über meinem Kopf lag nach wie vor die Decke aus grauen Wolken. Trotzdem war die Sicht gut. Vor mir sah ich die ersten Häuser von Harrows in der Ferne. Sie malten sich ab, als wären sie aus einem Baukasten geholt worden. Nicht wenige Hochhäuser reckten sich in den Himmel.
Der Cadillac fuhr auch ohne mein Zutun, und genau diese Chance wollte ich ausnutzen. Es brachte mich nicht weiter, wenn ich auf die Straße achtete. Beeinflussen würde ich den Caddy ohnehin nicht können. Er fuhr dorthin, wohin er wollte.
So nutzte ich die Zeit und holte mein Handy hervor. Es war so etwas wie ein Glücksspiel. In diesem Fahrzeug herrschten Kräfte vor, die ich nicht beeinflussen konnte. So war es durchaus möglich, dass mein Handy nicht funktionierte.
Ohne Versuch keine Antwort, und so wollte ich Sukos eingespeicherte Nummer wählen.
Nichts zu machen! Das Ding blieb stumm. Es gab nicht mal den berühmten Piep von sich, und ich war auch nicht sonderlich überrascht, weil ich damit gerechnet hatte. In diesem Wagen herrschten eben andere Kräfte als die normalen.
So ließ ich mich weiterhin auf Harrow on the Hills zufahren und war gespannt darauf, ob dort die Reise endete. Ich tastete nach meinem Kreuz. Die leichte Erwärmung war noch vorhanden, aber das war auch alles. Eine stärkere Reaktion erlebte ich nicht, was mich etwas enttäuschte.
Dann passierte was anderes.
Der Wagen verlor an Geschwindigkeit. Die Reifen sangen nicht mehr so laut über den Asphalt hinweg, und dann stoppten wir dicht am linken Rand der Straße.
Ich konnte davon ausgehen, auf dem freien Feld stehen geblieben zu sein. Rechts und links war der Blick frei. Um diese Zeit hatte man selbst den Mais schon geerntet.
Es wurde noch stiller. Ich hörte nichts mehr. Kein weiches Schnurren des Motors, keine Windgeräusche, es blieb einfach still, und ich hörte mich selbst atmen.
Ich glaubte nicht daran, dass wir grundlos gehalten hatten und dass kein Benzin mehr vorhanden war.
Der Grund war einzig und allein ich. Innerlich bereitete ich mich auf eine Auseinandersetzung mit dem Unbekannten und Unsichtbaren vor.
Ich schielte auch zur Seite, um einen Blick auf den Türstift zu werfen. Er stand nicht hoch. Es hatte sich also nichts geändert. Nur eben, dass wir standen.
In den vergangenen Minuten war ich innerlich etwas ruhiger geworden, da ich mich mit den Gegebenheiten abgefunden hatte. Das allerdings änderte sich jetzt. In Erwartung dessen, was auf mich zukam, wurde ich doch etwas nervös. Die mir unbekannte Macht beherrschte den Caddy. Sie konnte mit ihm machen, was sie wollte, und sie würde sich bestimmt nicht davor scheuen, den Wagen in Brand zu setzen, wenn es hart auf hart kam. Ich war unbefugt eingestiegen. Das
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