1291 - Bitte recht teuflisch!
schaute nur ins Leere.
Die ersten Getränke wurden eingeschenkt. Es fing mit zwei Flaschen Mineralwasser an, dann wurde schon der Weißwein in die entsprechenden Gläser verteilt, und wir konnten anstoßen.
Es herrschte eine ziemlich trockene Luft vor. So waren wir froh, uns die Kehlen anfeuchten zu können, auch wenn mir ein kühles Bier lieber gewesen wäre.
Glenda und Kate unterhielten sich, als würden sie sich schon lange kennen. Ich hatte Tanner als Gesprächspartner neben mir sitzen. Natürlich wollte er wissen, wie der Job lief.
»Wie immer.«
»Das glaube ich dir sogar, aber happy siehst du nicht aus, trotz deiner hübschen Begleitung.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das wird sich im Laufe des Abends ändern, denke ich, aber ich habe irgendwie ein komisches Gefühl, was die Zukunft angeht. Da bin ich ehrlich.«
»Kannst du mehr darüber sagen?«
»Eigentlich nicht, weil es noch nichts Konkretes gibt. Aber es scheint sich etwas anzubahnen. Wir hatten vor kurzem einen Fall, der tief zurück in unsere berufliche Vergangenheit greift. Es ging da um Destero, den Dämonenhenker, dessen Seele aus dem Reich des Spuks entlassen wurde. Wir haben die Sache in den Griff bekommen, aber erfahren, dass es erst ein Anfang gewesen sein soll. Auch der Schwarze Tod wurde erwähnt, und da habe ich schon Bauchschmerzen bekommen.«
»Aber das ist lange vorbei.«
»Ja, das dachte ich mir auch. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Es nagt zumindest an mir.«
Tanner hatte begriffen. »Dann bereitest du dich innerlich auf eine Rückkehr vor?«
»Ich möchte es nicht.«
»Aber du schließt auch nichts aus?«
»So ist es.«
Tanner schaute für einen Moment auf die noch leeren Teller. »Hältst du es denn technisch für möglich, frage ich mal?«
»Ich denke schon.«
»Das ist natürlich schlecht und…«
Ich ließ ihn nicht weiterraten und schlug ihm auf die Schulter. »Es muss nicht sein, und ich habe auch keine Beweise, dass es zutrifft. Aber es könnte eintreffen, wenn man einen gewissen Faden weiterspinnt.«
Kate Tanner räusperte sich halb laut, was nicht zu überhören war. »He, sind wir hier auf einer Feier oder im Dienst?«
»Wir sind immer im Dienst, Kate«, sagte ich.
»Aber nicht heute Abend.« Sie griff zum Weinglas und hob es an. »Trinken wir darauf, dass es ein schöner Abend wird und wir endlich mal den Job vergessen.«
Kate Tanner schaute uns so scharf an, dass wir gar nicht anders konnten und unsere Gläser ebenfalls hoben. Der Wein war gut, das musste ich zugeben, und es hatten sich die meisten Gäste mittlerweile hingesetzt, nur noch einige Nachzügler betraten den Saal.
So hatten die Fotografen endlich die Gelegenheit, erste Fotos zu machen. Ein Mann und eine Frau gingen von Tisch zu Tisch und schossen die Fotos der Gäste.
Ich dachte daran, dass Kate Recht hatte. Man sollte sich an einem derartigen Abend wirklich nicht mit den Problemen des Alltags belasten. Die kehrten noch früh genug zurück.
Auf den Tellern lagen die Menükarten. Glenda griff danach, klappte sie auf und las, während sie lächelte.
»Gutes Essen?«, fragte ich.
»Ausgezeichnet. Besonders für dich, wo du doch Mister Fast Food persönlich bist.«
»Warum musst du mich immer diskriminieren.«
»Ich sage nur die Wahrheit.« Glenda lächelte mich spitzbübisch an.
Mir blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls einen Blick in die Karte zu werfen. Als Vorspeise gab es einen Salat mit angebratenen Steinpilzen, danach eine Kürbissuppe, anschließend Kalbsfilet und Feigen im Kokosmantel zum Nachtisch.
»Hört sich gut an«, sagte ich, »und liest sich auch gut. Wahrscheinlich ist der Koch kein Brite. Ich vermisse fast die Minzsoße.«
»Das hatte ich mir gedacht.« Glenda schüttelte nur den Kopf, aber sie lächelte dabei.
Tanners Stimme ließ uns aufmerksam werden, weil er recht laut sprach. »He, das ist aber eine Überraschung, Sie hier zu sehen, Mr. Jordan. Sie hier in London?«
»Ja, es hat mich mal wieder hergetrieben.«
Die Karten waren vergessen. Auch Glenda und ich schauten hoch zu dem Mann, der sich zu uns gesellt hatte und uns ein neutrales Lächeln entgegenschickte.
Es war Glenda, die einen Kommentar abgab. »Ich mag ihn nicht«, flüsterte sie mir zu.
Den Satz ließ ich mal so stehen, denn auf eine Antwort verzichtete ich. Dafür schaute ich mir den Mann genauer an und erkannte, dass er jemand war, der gut in einen Agentenfilm hineingepasst hätte.
Ein George-Clooney-Typ. Gebräunte Haut, das
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