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1294 - Der kopflose Engel

1294 - Der kopflose Engel

Titel: 1294 - Der kopflose Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber nicht glauben wollte.
    Morton ging weiter. Zögernd. Er atmete jetzt schwerer, und war auch nicht zufrieden, als er den Eingang erreichte und die Schwelle überschritten hatte.
    Es war wie immer und trotzdem anders.
    Wenn Mabel in der Kirche gewesen wäre, hätte sie ihn sehen müssen, aber das war nicht der Fall.
    Sie sprach ihn nicht an, keine Stimme erreichte ihn aus dem Dunkel. Er sah sie auch nicht. Da bewegte sich kein Schatten, die Kirche blieb stumm und still.
    Noch hatte sich der Küster nicht weit in sie hineingetraut. Er änderte dies, nachdem er tief Luft geholt hatte und mit zwei recht langen Schritten nach vorn ging.
    Dann blieb er stehen und drehte sich nach links. Diesmal sehr langsam und längst nicht so flott wie sonst. Als wären Hände vorhanden, die ihn festhielten.
    Der Küster schaute auf die Wand, an der normalerweise der Engel hing.
    Er wusste selbst nicht, was er erwartete, aber er war beinahe überrascht, als er auf die Stelle an der Kirchenwand schaute, wo der Engel hängen musste.
    Er hing dort auch!
    Er hing an seinem Platz. Es war nichts geschehen. Er war zu sehen, er hatte sich nicht verändert, er blickte nach vorn und ein wenig in die Tiefe.
    Adrian Morton atmete auf. Er hätte beinah sogar gelacht, als ihm auffiel, dass sich der Engel doch verändert hatte. In der grauen Dunkelheit war es bei seiner Distanz zu ihm nicht sofort zu sehen gewesen, deshalb musste er näher heran.
    Das »gute« Gefühl war verschwunden!
    Wieder überkam ihn das Zittern!
    Der Küster erlebte, dass Knie weich werden können. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
    Ein Stöhnen drang aus seinem Mund, denn was er jetzt deutlich sah, war unglaublich.
    Dem Engel fehlte der Kopf!
    ***
    Andere wären zusammengebrochen oder hätten schreiend und entsetzt die Kirche verlassen.
    Nicht so Adrian Morton. Er blieb auf der Stelle stehen und öffnete seinen Mund, ohne es richtig zu merken. Er begann zu lachen. Er konnte sich nicht fassen und schüttelte den Kopf.
    Ein Engel ohne Kopf. Ein Bild zum Lachen oder…
    Nein, es war kein Bild zum Lachen. Erst allmählich wurde es ihm bewusst. Sein Gelächter verstummte in Intervallen, bis es schließlich in einem Krächzen endete.
    Erst jetzt stieg das Grauen langsam in ihm hoch. Von nun an erfasste der Küster die gesamte Tragweite dessen, was er da sah. Sein Mund zuckte noch immer, doch kein Laut drang daraus hervor.
    Zumindest kein Gelächter. Es war ein seltsames Geräusch, wie es eigentlich nur die Angst produzieren konnte.
    Mit einem zittrigen Schritt ging er auf den Engel zu. Er hielt den Blick für einen Moment gesenkt und sah erst jetzt den dunklen Gegenstand auf dem Boden, nicht weit von seinen Füßen entfernt.
    Zuerst dachte er an einen Ball. Bis ihm einfiel, dass dieser runde Gegenstand etwas anderes zu bedeuten hatte.
    Er trat noch näher an ihn heran, schaute so genau wie möglich hin und sah ihn jetzt deutlicher.
    Es war ein Kopf!
    Nicht irgendeiner. Vor seinen Füßen lag der abgeschlagene Kopf des Engels!
    Ihm war plötzlich kalt. Der schreckliche Anblick hatte ihn erwischt wie ein Dolchstoß, und allmählich kehrte Klarheit in seine Gedankenwelt ein. Er wusste genau, dass der Kopf des Engels nicht von allein abgeschlagen worden war. Irgendjemand hatte nachgeholfen, und da gab es im ersten Moment nur eine Möglichkeit für ihn.
    Mabel Denning!
    Sie hatte die Kirche betreten, war zum Engel gegangen und hatte ihm den Kopf abgeschlagen.
    Bei diesem Gedanken ballte er seine Hände zu Fäusten. Sein Blick erhielt etwas Kaltes. Er war so schrecklich starr geworden, und nur die Haut an den Wangen zuckte.
    »Mabel…«
    Er sprach den Namen aus, ohne es richtig zu merken. Zu viele Gedanken jagten durch seinen Kopf.
    Da überlappten sich die Furcht und das Nichtbegreifen, und das Gefühl, nicht mehr richtig Mensch zu sein, hielt ihn ebenfalls in den Klauen.
    Wie konnte sie so etwas tun? Woher hatte sie die Waffe? Noch nie hatte er einen derartigen Gegenstand bei ihr gesehen. Er sah die junge Frau plötzlich in einem ganz anderen Licht. Himmel, wie oft war sie zu ihm gekommen. Er hatte ihr vertraut. Und jetzt ausgerechnet das.
    Schweiß brach ihm aus. In diesen so langen Momenten ging es nicht um ihn, sondern nur um Mabel. Wie konnte er sich so in einem Menschen getäuscht haben?
    Das wollte ihm einfach nicht in den Kopf. Er dachte einen Schritt weiter. Es war durchaus möglich, dass Mabel Denning mit den Kirchenräubern unter einer Decke steckte und ihn so lange

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