Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zum Verhängnis geworden. Er hatte Kodexgas eingeatmet und Amok zu laufen begonnen. Sein Körper hatte sich verändert und seine ursprüngliche Gestalt wieder angenommen: die eines Animateurs von der Art Skorshs, des vorlauten und zänkischen Begleiters, den Stalker mit sich herumschleppte.
    Mit einemmal hatte er sich auch seiner Vergangenheit wieder erinnert. Er war einst selbst ein Animateur gewesen. Er hatte sich Kralsh genannt und den Sotho Gun Nliko in die Galaxis Yanitscha Yan begleitet, wo die Lehre des Permanenten Konflikts vorbereitet werden sollte. Yanitscha Yan (der Name stammte aus der Sprache Sothalk) war aber nichts anderes als Gruelfin, die Heimatgalaxie der Cappins. Die Cappins, durch Ovaron gewarnt, hatten Gun Nlikos Vorstoß abgewehrt. Der Sotho war dabei ums Leben gekommen. Kralsh hatte bei diesem Erlebnis ein Trauma davongetragen. Um sich selbst zu schützen, blockierte sein Verstand jegliche Erinnerung an die Ereignisse bis zum Tod des Sothos.
    Jetzt aber, unter dem Einfluß des Kodexgases, wußte der Animateur plötzlich alles wieder. Er schwor den Sotho-Mördern Rache. Er umgab sich sogleich mit einem Troß, der aus den ebenfalls vom Kodexgas beeinflußten vier Hanse-Spezialisten bestand. Zu fünft hatten sie die ARMAGEDDON aus dem Verbund des Virenschiffs EXPLORER gelöst und waren mit unbekanntem Ziel davongerast.
    Ich hatte Doran Meinster gesehen. Ich konnte mir denken, daß auch Agid Vendor, Mirandola Cainz und Colophon Bytargeau den Weg nach Boldar gefunden hatten. Ich hätte damit rechnen müssen, daß uns auch Kralsh hier über den Weg laufen würde, aber aus irgendeinem Grund war mir der Gedanke nie gekommen.
    „Wie fühlt man sich, wenn man dem Höhepunkt seiner Laufbahn zustrebt?" grinste der Kobold.
    Ich hatte schon Skorsh gegenüber eine instinktive Abneigung empfunden. Mit Kralsh erging es mir nicht anders. Die Animateure, wie sie genannt wurden, schienen mir ein Ausbund an Boshaftigkeit zu sein. Ich hatte das Verhältnis, das Stalker und Skorsh aneinander band, nie ganz verstanden. War Stalker wirklich der Herr und Meister seines Animateurs, wie er es zu sein vorgab, oder spielte nicht eher der Kobold die Rolle eines Beraters, der die Wichtigkeit seines Amtes hinter einer Maske aus Streitsucht und Unverträglichkeit verbarg?
    Wie dem auch immer sein mochte: Ich glaubte nicht, daß Kralsh mich aufgehalten hatte, um mich in ein freundliches Schwätzchen zu verwickeln. Ich sah mich um. Die beiden Frauen und Ron waren weitergegangen. Sie hatten den Animateur nicht bemerkt.
    „Ich weiß nicht, was du meinst", antwortete ich auf Kralshs Frage. „Was willst du von mir?"
    Er wies mit einem seiner langen, knöchernen Finger auf die Hülse des Permits.
    „Du bist ein Krieger, nicht wahr? Du trägst die eiserne Faust. Du bist dem Kodex nicht so treu ergeben, wie man es von einem Krieger erwarten möchte. Aber man hat festgestellt, daß du und dein Freund brauchbares Material sind, aus dem sich Vorkämpfer für die Lehre des Permanenten Konflikts machen lassen."
    Es gibt wenige Dinge, die mich wirklich zornig machen. Ein vernunftbegabtes Wesen als Material bezeichnet zu hören, ist eines davon. Aber hier hatte es wenig Sinn, den Empfindlichen zu spielen. Ich schluckte meinen Ärger hinunter.
    Kralshs Worte erweckten meine Wißbegierde.
    „Man hat festgestellt?" fragte ich. „Wie? Beim Spiel des Lebens?"
    Der Kobold machte eine verächtliche Handbewegung.
    „Das war nur der Anfang", sagte er. „Habt ihr es nicht gespürt? Jedes Mal, wenn ihr durch eines der Heraldischen Tore gingt, wurde euer Wesen durchleuchtet. Man fertigte psionische Bilder von euch an, parapsychische Abdrücke. Wenn sich jemals die Notwendigkeit ergäbe, könnte man euch duplizieren und den Klonen eure Bewußtseine einpflanzen."
    Also hatte unsere Ahnung nicht getrogen! Wir waren auf psionischer Ebene viviseziert worden, ganz so, wie wir es die ganze Zeit über zu fühlen geglaubt hatten. Kralshs Aussage enthielt keine Überraschung. Wir trugen den Verdacht schon seit langem mit uns herum. Trotzdem lief mir ein Schauder über den Rücken. Es ist ein unangenehmes Gefühl zu wissen, daß einem ein Fremder tief in die Seele geschaut hat.
    „Man", sagte ich. „Wer ist man? Dokroed, der Kodexwahrer? Ijarkor, der Krieger?"
    Kralsh gab ein meckerndes Lachen von sich.
    „Dokroed mag ein wichtiges Amt versehen", sagte er abfällig, „aber mit solchen Dingen hat er nichts zu tun. Die Beschaffung von Kriegern ist kein

Weitere Kostenlose Bücher