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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keinerlei Beachtung. Mit der Zeit aber fiel auf, daß wir unter der nach Tausenden zählenden Menge die einzigen waren, die keine Shant-Kombinationen trugen. Ein paar abfällige Äußerungen wurden laut. Da hielten Ron und ich es für klüger, die Permits überzustreifen.
    Die Wirkung stellte sich augenblicklich ein. Die Bemerkungen verstummten. Wir bekamen Gesten des Respekts und der Hochachtung zu sehen. Man machte uns Platz, so daß wir keine Schwierigkeiten hatten vorwärtszukommen. Es begegneten uns sogar einige Elfahder, die zur Seite traten, in unsere Richtung Front machten und eine Art Habacht-Stellung einnahmen, während wir an ihnen vorbeigingen. Gar zu gern hätte ich einen der Passanten angehalten und ihn gefragt, welches denn das große Ereignis sei, das hier in Kürze stattfinden würde. Aber ich durfte mir keine Blöße geben. Als Träger des eisernen Handschuhs besaß ich den Status eines Kriegers. Wenn ich nicht wußte, was es mit dem Rummel auf sich hatte, wer sollte es dann wissen?
    Die rote Sonne sank dem Horizont entgegen. In spätestens einer Stunde war sie hinter den Bergen verschwunden. Das Schauspiel würde zur Nachtzeit stattfinden. Wir trafen auf eine Gruppe Vironauten, Sie trugen Shants und wichen ehrfürchtig vor uns zur Seite. Es gab mir einen Stich ins Herz. Sie reagierten nicht auf uns als Freunde, mit denen sie wochen- und monatelang durch die Weiten des Alls geschippert waren. Sie reagierten auf den Anblick des eisernen Handschuhs, auf das Symbol des Kriegers. Wir standen höher im Rang als sie; deswegen zeigten sie Ehrfurcht.
    Wir wandten uns ab. Wir suchten unseren Weg bewußt zwischen möglichst dicht geparkten Fahrzeugen hindurch, um möglichst wenig mit der Menge zu tun zu haben.
    Allmählich näherten wir uns dem Rand der Vertiefung. Vor uns lag eines jener sargähnlichen, sechskantigen Fahrzeuge, wie die halbkugeligen Großraumschiffe der Kriegerflotten sie zu Dutzenden, wenn nicht gar Hunderten als Beiboote mit sich führten.
    Ich war hinter den anderen ein paar Schritte zurückgeblieben, weil Luzian Bidpott mich auf ein Wesen aufmerksam machte, das er für ein Ulupho hielt. (Die Ulupho waren zwergenhafte Geschöpfe mit einem annähernd kugelförmigen Körper und einem humanoiden Gesicht, das sich durch eine in der Form eines Rüssels ausgebildete Mundpartie auszeichnete.) Ich war in meinem Leben erst einem einzigen Ulupho begegnet: Gluk, der uns auf Mardakaan unter schwierigen Umständen im Auftrag der Spielmachergilde wichtige Informationen hatte zukommen lassen. Ich konnte nicht glauben, daß ein Ulupho Dienst im Troß eines Ewigen Kriegers leisten würde. Aus reiner Neugierde war ich Bidpotts Hinweis gefolgt, aber der Ulupho - wenn es wirklich einer war - hatte sich in der Menge verkrochen, bevor ich ihn zu Gesicht bekam.
    Als ich den Heckteil des sechskantigen Boots umrundete, waren mir Tekener, Demeter und Jennifer zehn Schritte voraus. Ich wollte ihnen etwas zurufen, aber im selben Augenblick fühlte ich mich am linken Bein meiner Montur gezupft. Ich blieb unwillkürlich stehen und sah mich um. Er sah aus wie ein zu klein geratener Teufel. Die gelben Augen mit den schwarzen Schlitzpupillen schienen mich zu verspotten. Der breite Mund in der wie eine Schnauze nach vorn ausladenden Kieferpartie stand halb offen. Unter der durchsichtigen Haut waren Muskeln und Sehnen sowie die knorpeligen und knöchernen Komponenten des Skeletts deutlich zu erkennen. Nicht mehr als einen Meter groß war das häßliche Geschöpf. Der Steiß verlief zu einem Knorpelschwanz, den sich der kleine Teufel über die Schulter und zur Hälfte um den Hals geschlungen hatte, als sei er ihm im Weg.
    „Skorsh", entfuhr es mir unwillkürlich, aber im selben. Augenblick wußte ich, daß ich mich getäuscht hatte.
    „Nein, ich bin nicht Skorsh", meckerte er mich an. „Mein Name ist Kralsh."
     
    *
     
    Kralsh - wie hätte ich ihn vergessen können! Irmina Kotschistowa hatte ihn auf einer Welt namens Maghala gefunden, ihm das Leben gerettet. Sie hatte ihm den Namen Kido gegeben, weil er selbst sich nicht erinnerte, wie er hieß. Er wußte überhaupt nichts von seiner Vergangenheit. Er war der Mutantin ein williger, wenn auch nicht immer zuverlässiger Helfer bei ihren Experimenten mit dem Antiserum gewesen; denn er besaß ähnliche Fähigkeiten wie Irmina: Er vermochte die Struktur organischer Materie intuitiv zu erkennen und ihren Aufbau zu beeinflussen.
    Ein fehlgeschlagener Antiserum-Versuch war ihm

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