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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Privatunternehmen. Hier sind übergeordnete Kräfte im Spiel."
    „Du sagst mir nichts", hielt ich ihm vor. „Du willst dich wichtig machen, in dem du mit großen Worten um dich wirfst."
    Seltsamerweise reagierte er auf meine Worte mit Gelassenheit. Ich hatte erwartet, daß er aufbrausen würde.
    „Ich bin wichtig", sagte er. „Ich brauche mich nicht wichtig zu machen. Aber sagen wollte ich dir wirklich nichts; das hast du ganz richtig verstanden. Dich und deinen Freund aufzuklären, dafür ist ein anderer zuständig. Er ist in der Nähe. Du wirst deine Neugierde nicht mehr lange zu zügeln brauchen."
    Mit einem mächtigen Satz, den man seinem schmächtigen Körperbau kaum zugetraut hätte, schwang er sich auf die Abdeckung des Sechskantboots. Er winkte mir noch einmal zu - spöttisch, wie es schien - und war eine halbe Sekunde später verschwunden.
    Seine Vorhersage bewahrheitete sich. Binnen Stundenfrist erfuhr ich, was man mit Ronald Tekener und mir vorhatte. Auf eine andere Frage dagegen erhielt ich vorläufig keine Antwort. Daß jemand psionische Abdrücke hergestellt haben sollte, mit deren Hilfe mein Bewußtsein im Bedarfsfall dupliziert werden konnte, beunruhigte mich zutiefst.
    Aber über die morphogenetischen Felder, und wie der Kriegerkult sie für seine Zwecke nutzte, erfuhr ich erst viel später.
     
    *
     
    Als die Sonne sank, breitete sich eine unwirkliche Stille über dem Tal aus. Es war, als hätte jemand ein Signal gegeben. Das Summen der Fahrzeugtriebwerke erlosch. Es landeten keine Boote mehr. Gespräche verstummten. Ich schätzte den Umfang der Menge auf fünfzehn- bis zwanzigtausend. Das konnte nicht mehr als ein winziger Prozentbruchteil der Mannschaften sein, die die einhunderttausend Raumschiffe an Bord hatten. Ich fragte mich, nach welchem Kriterium diejenigen ausgewählt worden waren, die unmittelbar an dem großen Ereignis des heutigen Tages teilnehmen durften. Vermutlich war auf Rang geachtet worden. Die Vironauten durften sich auf ihre Karriere im Troß des Kriegers etwas einbilden.
    Ich hatte Demeter, Jennifer und Ron von der Begegnung mit Kralsh berichtet. Ihre Reaktion auf die Eröffnung, daß man uns psionisch durchleuchtet und Abbilder unserer Seele angefertigt hatte, unterschied sich nicht von der meinen.
    „Irgendwann", war es Ronald Tekener knurrend über die Lippen gekommen, „werden sie mir dafür büßen."
    Kurz darauf hatte die große Stille begonnen, und auch uns war es eigenartigerweise nicht mehr nach Sprechen zumute. Es war, als hätte ein psychischer Bann sich über das weite Tal gesenkt. Die Welt erwartete den Beginn des großen Ereignisses.
    Einmal wurde die Ruhe noch gestört. Das war, als die LOVELY BOSCYK sich meldete.
    „An Bord alles in „Ordnung", berichtete Cornelius Tantal. „Das gilt auch für die LASHAT.
    Man beachtet uns nicht. Wir hören den Funkverkehr ab, um zu erfahren, was los ist. Aber seit ein paar Minuten ist alles mucksmäuschenstill. Es rührt sich kein einziger Sender mehr. Dafür nähert sich ein Fahrzeug von beachtlichen Ausmaßen."
    „Still ist es auch hier unten", antwortete ich mit unterdrückter Stimme. „Ich nehme an, der Zirkus geht gleich los. Was für ein Fahrzeug?"
    „Sternförmig", sagte Tantal. „Sieht aus wie ein Schiff der Ewigen Krieger, nur ist es um einiges größer."
    Hier sind übergeordnete Kräfte im Spiel, hatte Kralsh gesagt. Kamen sie an Bord des großen Raumschiffs?
    „Wir werden bald erfahren, worum es hier geht", sagte ich zu Tantal. „Halt die Augen offen und melde dich, sobald sich etwas Außergewöhnliches tut."
    Der Siganese unterbrach die Verbindung, ohne noch ein Wort zu sagen. Ich hörte das leise Knacken im Empfänger. Ron, Demeter und Jennifer hatten das kurze Gespräch mitgehört. Ron wollte etwas sagen, aber bevor er das erste Wort hervorbrachte, wurde es plötzlich hell.
    Es war, als hätte einer hoch über dem Tal eine Sonne eingeschaltet. Nicht das trübe, alternde Gestirn, das Boldar tagsüber mehr schlecht als recht beschien, sondern einen vitalen, jungen Stern, dessen weißblaues Licht die Geröllebene bis hin zu den fernen Bergen erfüllte und am Fuß der einzeln stehenden Felsen kurze, tief schwarze Schlagschatten erzeugte.
    Ich hütete mich wohl, in die Höhe zu blicken. Andere waren impulsiver. Ich hörte Schmerzensschreie von denen, die nach oben geschaut hatten und von dem grellen Licht geblendet worden waren. Aber die Wehlaute der Geblendeten ertranken alsbald in einem neuen

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