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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stabilisierendes Mittel verabreichen. Dadurch wurde das körperliche Unbehagen beseitigt, aber die Gedanken blieben träge. Selbst mit ganz einfachen Dingen fand sich der Verstand nur mühselig zurecht. Zum Beispiel, als Ko zu mir sagte: „Da kommt jemand."
    Sie mußte die Worte wiederholen; erst dann begriff ich, worauf sie mich aufmerksam machen wollte. Die Übertragungen der einzelnen Sonden fügten sich zu einem großen Videomosaik zusammen, das ein Viertel des gesamten Raumwinkels umspannte. Am oberen Rand des Bildes erschien ein Fahrzeug, das sich mit beträchtlicher Geschwindigkeit der Oberfläche des Planeten näherte. Es landete keine zwei Kilometer entfernt, draußen auf der Felsenebene. Erst da erkannte ich es. Es war ein Beiboot der GOMSTAR.
    Ich erschrak, aber selbst der Schreck brauchte Zeit, um sich in meinem halbvernebelten Verstand auszubreiten. Kam Sotho Tyg lan, um mich zur Rechenschaft zu ziehen? Ich sah, wie eine Luke an der Seite des Bootes sich öffnete. Zum Vorschein kam der Sotho.
    Während er sich von seinem Fahrzeug entfernte, wuchs er in die Höhe. Seine Gestalt nahm übernatürliche Dimensionen an. Er schien von innen heraus zu leuchten. Er trug eine shantähnliche Kombination mit einem kugelförmigen Helm, dessen Material von so makelloser Transparenz war, daß man es nur unter gewissen Blickwinkeln wahrnehmen konnte. In seiner schmucklosen Montur wirkte er fast wehrlos - zum Beispiel im Vergleich mit dem Krieger Ijarkor, dessen Phantasierüstung man auf den ersten Blick ansah, welche Kräfte in ihr steckten. Aber ich war überzeugt, daß Tyg Ians Shant alles enthielt, was die Technik ESTARTUS an individuellen Kampfmitteln zu bieten hatte.
    Selbstverständlich war die Kombination mit einem leistungsfähigen Kommunikationssystem ausgestattet. Mir war" es, als hörte ich des Sothos mächtige Stimme weithin über die felsige Ebene hallen, obwohl sie natürlich von meinem Radiokom-Empfänger übertragen wurde: „Tal Ker, du falscher Sotho! Komm aus deinem Versteck. Ich biete dir die Ehre eines Zweikampfs an, obwohl du eigentlich zwischen den Sternen ausgesetzt werden solltest."
    Mein Blick glitt die Videofläche entlang, so rasch der Verstand die optischen Eindrücke verarbeiten konnte. Ich wußte nicht, in welcher Karacke Stalker sich aufhielt. Die Ungewißheit war von kurzer Dauer. Ich sah Bewegung bei einem der großen Schiffe. Eine winzige Gestalt schwebte aus einer Luke. Sie berührte den Boden nicht. Sie kam direkt auf Sotho Tyg Ian zu.
    Stalker war ebenfalls mit einem Shant bekleidet. Er hatte, ebenso wie Tyg Ian, auf die Begleitung seines Animateurs verzichtet. Er sprach mit demselben Selbstbewußtsein wie sein Gegner.
    „Wer zwischen den Sternen ausgesetzt werden soll, das wird bald entschieden sein", rief er. „Ich bin der einzige Sotho. Du bist ein Betrüger. Laß den Kampf beginnen!"
    Da erst fiel mir auf, was die beiden Kämpfer voneinander unterschied. Stalker hatte auf seinen Projektor verzichtet. Er erschien in natürlicher Größe. Was bezweckte er damit?
    Verzichtete er bewußt auf den uralten Trick der Krieger, sich in der Arena größer zu zeigen, als er in Wirklichkeit war? Oder lag es womöglich daran, daß seine Montur nicht über die nötige Ausrüstung verfügte?
     
    *
     
    Mit Hilfe der Sonden konnte ich jede Phase des Kampfes beobachten. Er wurde nach der Art der Lehrkämpfe an den Upanishada ausgetragen: ohne sichtbare Waffen, scheinbar allein mit der Kraft und der Gewandtheit des Körpers. Wenn die Kämpfer mit zehn Meter hohen Sprüngen übereinander hinwegsetzten oder sekundenlang hoch über dem Boden schwebten, dann war das eine oder andere Aggregat ihrer Shant-Kombinationen in Tätigkeit. Aber für die Angriffe, die sie in immer rascherer Folge gegeneinander vortrugen, benützten sie nur die Waffen des Körpers.
    Zu Anfang des Kampfes wirkte die Partie ausgeglichen. Es war ein groteskes Duell: der zwei Meter große Stalker gegen den mehr als fünf Meter hohen, von innen heraus leuchtenden Tyg Ian. Aber die furchterregende Erscheinung des Gegners beeindruckte Stalker nicht. Lumineszenz und zyklopische Größe: Er wußte, daß alles nur Projektion war.
    Aber dann kam zusätzliche Bewegung in die Sache. Stalker war ein systematischer Kämpfer, der geschickt seine Routine abwickelte und sich durch nichts aus dem Gleichgewicht bringen ließ. Tyg Ian dagegen legte mit einemmal an Tempo zu. Es war, als hätte er bislang ungenutzte Kraftreserven aktiviert. Er

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