1295 - Der neue Sotho
wurde zum Wirbelwind, dessen Bewegungen das Auge kaum mehr zu folgen vermochte. Er fiel über Stalker her und trieb ihn in die Defensive. Beide Sothos hatten gleich zu Anfang ihre Kampferscheinung angenommen. Sie wirkten wie Tiere, wie zwei Saurier der terranischen Urzeit, die sich ineinander verbissen hatten. Dabei war Tyg Ian der erste, der sein mächtiges Gebiß mit guter Wirkung zum Einsatz brachte. Er hatte Stalker an der Schulter gepackt, und als er sich von ihm löste, riß er mit den Zähnen einen breiten Streifen der Shant-Kombination mit sich.
Ich war überzeugt, daß der Kampf damit beendet war. Kein organisches Wesen, auch kein Sotho, konnte unter den höllischen Umweltbedingungen dieses Planeten länger als ein paar Sekunden existieren. Stalkers Montur war leck. Die Hitze brannte ihm auf der Haut. Die dünne Luft reichte nicht aus, seine Lungen zu nähren. Das mußte das Ende sein!
Aber Stalker wehrte sich mit einer Verbissenheit, die meine Bewunderung erregte. Er war jetzt eindeutig der Unterlegene. Er schien selbst zu wissen, daß sich der Untergang nicht mehr abwenden ließ. Aber gerade deswegen gab er sein Letztes her. Er wehrte sich wie ein Tiger. Seine Taktik war immer noch systematisch, und Sotho Tyg Ian hatte sein System längst durchschaut, aber die Hartnäckigkeit, mit der Stalker sich den immer wütender werdenden Angriffen des Gegners widersetzte, war wahrhaft heroisch und wäre eines besseren Zwecks würdig gewesen.
Es nützte ihm nichts. Er wurde von Tyg Ian im wahrsten Sinne des Wortes auseinandergenommen. Die Fetzen flogen. Stalkers Montur löste sich vollends auf, aber noch immer kämpfte er weiter. Er war nackt, und Tyg Ian schlug die Krallen in die Substanz seines Körpers.
Sotho Tyg Ian war seines Sieges sicher. Man sah ihm an, daß er der Sache ein rasches Ende machen wollte. Er schnellte sich in die Höhe und stürzte sich von oben auf den Gegner. Es war eine gräßliche Szene. Mit Klauen und Zähnen vergrub sich Tyg Ian in Stalkers Leib und riß und zerrte...
Bis nichts mehr übrigblieb als ein Haufen synthetischen Fleisches und eine Lache künstlicher Körperflüssigkeit. Inmitten der Überreste lag ein metallenes Ei, das den grellen Schein der fremden Sonne auf merkwürdige Art und Weise reflektierte.
Das Ei war, als Sotho Tyg Ian seinen Gegner in Stücke riß, auf eine Unebenheit zu liegen gekommen. Es rollte ein wenig zur Seite, bis es ebenen Grund erreichte. Dort schaukelte es noch ein paar Mal hin und her. Dann bewegte es sich nicht mehr.
Tyg Ian war zur Seite getreten. Er wankte, als hätte der Kampf mehr von ihm gefordert, als er sich bis jetzt hatte anmerken lassen. Aus großen Augen starrte er die Überreste des Gegners an. Er hatte den Projektor ausgeschaltet und schrumpfte binnen weniger Sekunden auf seine normale Größe. Die Lumineszenz des Körpers erlosch.
„Ich bin genarrt worden", stieß er grollend hervor. „Ich ahnte es, aber jetzt habe ich den Beweis." Blitzschnell beugte er sich nach vorne. Er griff nach dem metallenen Ei, hob es auf und schleuderte es mit einer Kraft, die menschliches Vorstellungsvermögen nicht mehr zu ermessen vermochte, weit von sich. Das Ei prallte auf den glühenden Fels, sprang ein paar Meter weit davon, rollte und kam wieder zur Ruhe.
Eine Stimme, die außer mir niemand kannte, sagte in spöttischem Tonfall: „Du wirst noch öfter genarrt werden, Sotho Tyg Ian."
Ich konnte die Augen nicht von der Szene wenden. Tyg Ian stand starr, den Körper vornübergebeugt, als wolle er sich ein zweites Mal auf das metallene Gebilde stürzen und es endgültig zertrümmern. Das Ei dagegen lag in der prallen Sonne und wirkte so harmlos und unschuldig, als sei es eben erst aus der Gußform gekippt worden.
„Anson Argyris", flüsterte ich.
*
Ich wußte nicht mehr, wie mir geschah. Am Rand meines Bewußtseins erlebte ich mit, wie Sotho Tyg Ian in sein Boot stieg und das Boot davonflog. Ich hörte seine laute Stimme, die Verwünschungen, Drohungen und Befehle schrie. Ich sah nur noch das metallene Ei, das still auf dem kochendheißen Felsboden lag.
Es mußten einige Minuten vergangen sein, da bemerkte ich, daß Ko mit mir zu sprechen versuchte. Ich riß mich von dem Bild los.
„Warum hat er das gemacht?" fragte ich. „Warum hat er Stalkers Maske angelegt?"
„Ich glaube, das spielt jetzt keine Rolle", antwortete Ko mit sanfter Stimme. „Wichtig ist, daß Sotho Tyg Ian begonnen hat, seine Flotte abzuziehen. Wir sollten uns
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