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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erste aufgegeben hatten, begannen wir uns zu fragen, zu welchem Zweck wir nach Boldar geschickt worden waren. Gewiß, Ijarkor wollte uns hierher nachfolgen, nachdem er zusammen mit Veth Leburian und der tiefgefrorenen Srimavo noch einen Abstecher nach Neu-Mliron gemacht hatte. Aber was kam dann? Ijarkor war daran interessiert, daß wir ihn bei seiner Suche nach ESTARTU unterstützten. Ich hatte ihn zwar im Verdacht, daß er uns nur dazu benützen wollte, für ihn die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Aber das spielte im Augenblick keine Rolle. Warum hatten wir den Vorstoß zum Sitz der Superintelligenz nicht von Som aus unternommen? Was sollten wir hier auf Boldar?
    Am nächsten Abend hatte der Himmel sich mit künstlichen Sternen zu füllen begonnen.
    Die Sterndichte war, obwohl wir uns mitten in der Überlappungszone befanden, außergewöhnlich gering. Daran mochte es liegen, daß diese Gegend Der Dunkle Himmel genannt wurde. Die Lichtpunkte der Raumschiffe waren uns also sofort aufgefallen. Wir hatten Waichenom gefragt, was das zu bedeuten hätte, und diesmal war er sofort bereit gewesen, uns Auskunft zu geben.
    „Die Ewigen Krieger nahen!" hatte er voller Begeisterung ausgerufen. „Unerhörte Ehre wird dieser einsamen Welt zuteil. Es findet eine Versammlung aller Krieger statt. Die Raumschiffe ihres Trosses werden den Himmel füllen und die Nacht zum Tag machen."
    „Und wozu das alles?" hatte Ronald Tekener gefragt. „Zu welchem Zweck versammeln sich die Ewigen Krieger auf Boldar?"
    Hinter dem Gitter des Helms waren die beiden grünen Leuchtpunkte, die wie Augen wirkten, in Bewegung geraten. Wir wußten inzwischen, daß Waichenom erstaunt oder ungläubig war, wenn er die Lichter tanzen ließ.
    „Woher soll ich das wissen?" hatte er geantwortet. „Glaubst du, die Ewigen Krieger weihen mich in ihre Pläne ein?"
    Das war vorgestern gewesen. Seitdem hatte sich die Zahl der Raumschiffe im Orbit verzehnfacht. Ich schätzte den Umfang der Gesamtflotte auf einhunderttausend Einheiten.
    Die Kombinationen, die wir trugen, waren mit Kommunikationsgeräten ausgestattet. Einen großen Teil des Funkverkehrs, der sich zwischen den Schiffen abspielte, konnten wir mithören. Aber die Sendungen, die wir empfingen, behandelten Alltägliches und waren voller Routinemeldungen. Wir gewannen den Eindruck, daß der Troß dort oben ebenso wenig Bescheid wußte wie wir hier unten.
    Ich stand auf. Etliche Kilometer hinter mir verdunkelte der Koloß des ESTARTU-Tors den Nachthimmel. In einer Senke, die sich bis zum Fuß des Tores zog, standen die etwa zwanzig flachen Gebäude, von denen eines unsere Unterkunft war. Der Himmel mochte wissen, welchem Zweck sie früher gedient hatten.
    Aus den Augenwinkeln nahm ich Bewegung wahr. Ich blickte in die Höhe. Eine Gruppe von etwa fünfzig Lichtpunkten hatte einen abrupten Kurswechsel vollzogen. Das konnte nur eins bedeuten: Die Schiffe gingen in einen niedrigeren Orbit, um Beiboote abzusetzen. Es tat sich etwas. Nicht mehr lange, und wir würden wissen, was das Theater über Boldar zu bedeuten hatte.
     
    *
     
    Das ESTARTU-Tor stand am nördlichen Ende eines weiten, langgestreckten Tales, das ohne Zweifel eines der hervorragenden Oberflächendetails des Planeten darstellte. Mehr als achtzig Kilometer betrug die Weite des Tales in der Nähe des Tores, und nach Süden hin traten die schroffen Bergwände, die zu beiden Seiten die Begrenzung bildeten, immer weiter auseinander. Wie weit das Tal nach Süden reichte, wußten wir nicht. Die Berge zogen sich bis zum Horizont. Gewaltig türmten sie sich auf, und unter ihren Gipfeln waren etliche, die die Sechstausendmetergrenze durchstießen.
    Der Boden des Tales war mit Geröll und einzelnen Felsblöcken bedeckt. Die Szene wirkte ganz so, als sei hier während einer längst im Grau der Vergangenheit versunkenen Eiszeit ein mächtiger Gletscher vorbeigezogen und habe seine Spur in Form einer Tausende von Quadratkilometern großen Moräne hinterlassen. Ich nahm mir Zeit für den Rückweg. Ich sah die winzigen Funken der Beiboote, die sich von den fünfzig Raumschiffen lösten. Sie wurden heller, während sie sich der Oberfläche näherten. Aber dann, als die Rundung des Planeten sich zwischen sie und die ferne Sonne schob, verschwanden sie im Dunkel der Nacht. Ich blieb eine Zeitlang stehen. Ich lauschte nach den typischen Fahrtgeräuschen, die ein aerodynamischer Körper beim Durchdringen der Luft verursacht. Aber die Nacht blieb still. Eine einsame

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