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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn mir.«
    »John Sinclair…«
    Nach meiner Antwort entstand eine Schweigepause. Sie dauerte allerdings nicht lange an, denn Theo Gain erklärte mir, dass er schon von mir gehört hatte.
    »Man hasst dich, Sinclair. Ich hasse dich auch, und deshalb werde ich dich töten. Du stehst auf meiner Liste, vergiss das nicht. Ich bin dein Albtraum.«
    Ich blieb recht locker und erwiderte: »Ach, meiner bist du auch. Nimmst du dir nicht etwas viel vor?«
    »Dein Humor wird dir noch vergehen, das schwöre ich dir. Ich bin der Sieger, ich habe es allen gezeigt, und ich werde weiterhin den Vorhof des Todes mit Seelen versorgen…«
    Es war seine letzte Androhung gewesen, denn er unterbrach die Verbindung.
    Langsam ließ ich den Hörer sinken und schaute dabei zu Corinna Scott und Suko. Die Frau saß starr wie eine Eissäule am Tisch. Nicht so Suko. Er nickte mir zu.
    Ich hatte beim Telefonieren den Hörer etwas vom Ohr entfernt gehalten. »Hast du mitgehört?«
    Suko nickte. »Zum großen Teil habe ich sogar verstanden, was gesagt wurde.«
    »Das ist gut.«
    »Und? Glaubst du es?«
    »Natürlich nehme ich den Anruf ernst. Sehr ernst sogar. Ich weiß, dass es die Hölle gibt. Das brauche ich dir nicht zu sagen. Niemand von uns kennt sie genau, und niemand weiß, wie sie aufgebaut ist. Man kann sie ja nicht fassen. Wir wissen nicht, ob sie aus Materie besteht oder einfach nur eine Dimension ist, über deren Ausmaße wir uns nichts vorstellen können. Es kann durchaus sein, dass sie sich aufteilt. Da will ich nicht mal dagegen sprechen. Der eine erlebt die Hölle so, der andere anders.«
    »Das ist richtig.«
    »Sie kann unendlich sein. Sie kann variieren, sage ich dir. Sie ist weder richtig zu beschreiben, noch zu fassen. Der Mensch kann sie in sich haben, aber sie kann auch Gestalt annehmen, wie eben erwähnt. Und Theo Gain, der Mörder, hat den Kontakt zu ihr gefunden. Ich sehe das verdammt nüchtern.«
    »Dann glaubst du auch, dass er dir keinen Bären aufgebunden hat?«
    »So ist es.«
    Corinna sagte etwas, aber sie sprach dabei mit sehr leiser Stimme. »Ich habe immer daran geglaubt, dass es eine Hölle gibt. Ja, das habe ich. Es gibt den Gott und den Teufel, und jetzt weiß ich auch, wie der Teufel aussieht.«
    »Wir werden ihm trotzdem ein Schnippchen schlagen«, versuchte ich sie aufzumuntern.
    Mit ihren großen Augen schaute sie mich an und schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair, nein, das schaffen Sie nicht. Das ist einfach unmöglich. Das schafft kein Mensch. Wie soll denn ein Mensch gegen die Hölle und gegen den Teufel ankämpfen?«
    »Manchmal überschätzt die Hölle sich. Was ich von Ihnen verlange, Mrs. Scott, ist nicht leicht. Sie sollten sich jetzt um sich kümmern und wirklich das Nötigste zusammenpacken, damit wir uns auf den Weg machen können.«
    »In der Nacht? Jetzt?«
    »Ja. Jede Sekunde kann wichtig sein.«
    Sie nickte, schluckte, erhob sich dann. Es waren die Bewegungen einer Greisin, deren Knochenbau von einer starken Gicht befallen war. Sie verließ die Küche, und wir hörten sie die Treppe hochgehen.
    Ich stand ebenfalls auf. »Bleibst du hier zum Schutz, Suko?«
    »Was hast du vor?«
    »Ich gehe noch mal zu Gains Haus. Ich will den Kollegen auch sagen, dass wir verschwinden.«
    »Okay, tu das.«
    Er wirkte nachdenklich. Deshalb zögerte ich und fragte: »Ist noch was?«
    »Ja, da bin ich ehrlich. Mir geht dieser Anruf nicht aus dem Sinn. Welches Tor hat sich denn jetzt für uns geöffnet?«
    »Ich weiß es noch nicht. Sieh es positiv. Vielleicht lernen wir wieder eine neue Variante der Hölle kennen.«
    »Darauf könnte ich verzichten.«
    »Ich auch. Aber was soll man machen, wenn man einmal mit beiden Beinen mitten im Sumpf steckt?«
    »Gar nichts.«
    »Eben.« Nach dieser Antwort verließ ich das Haus.
    ***
    Die Männer arbeiteten noch immer auf dem Grundstück, und von Bradbury erfuhr ich, dass weitere Leichenteile ausgegraben worden waren.
    Auch er war erschüttert. »Es ist nichts aufgefallen, Mr. Sinclair, gar nichts. Ist das nicht verrückt? Da leben Menschen in einem kleinen Ort zusammen, in dem jeder angeblich alles vom Nachbarn weiß, und trotzdem kann es passieren, dass sich dort ein Massenmörder einrichtet und überhaupt nicht auffällt. Da weigert sich mein Gehirn, dies zu begreifen. Ich kann sowieso nicht verstehen, dass ein Mensch…«, er schüttelte den Kopf und atmete tief durch. »Ich habe Kinder, Mr. Sinclair. Zwei Jungen. Sie fragen mich, was ich in meinem Beruf erlebe.

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