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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gain ging mit kleinen Schritten langsam vor. Er wollte in das Licht der Scheinwerfer geraten, was ihm auch gelang. Er präsentierte sich, als er stehen blieb und die Arme in die Höhe reckte. Ich wurde an die Worte des Kollegen Bradbury erinnert, der von den narzisshaften Fotos gesprochen hatte, die im Haus gefunden worden waren.
    Ja, Theo Gain war ein Narzisst. Ein Pfau, der sich spreizte und es allen beweisen wollte. Er war auf eine bestimmte Art und Weise schön, aber dazu musste man schon einen gewissen Geschmack haben und für Typen schwärmen, die ebensogut Frau wie Mann sein konnten.
    Dunkle Haare wuchsen auf seinem Kopf. Ein blasses Gesicht mit femininen Zügen und einem fraulichen Mund. Ein sehr schlanker Körper, doch ohne weibliche Attribute. Ein wenig Schminke, ein leicht verändertes Aussehen, er hätte auch über den Catwalk einer Modenschau schreiten können.
    Die Arme sanken wieder nach unten. Auch jetzt mit einer gleitenden und tänzerischen Bewegung. Ich verstand allmählich, warum er nicht als brutaler Macho eingestuft worden war. Wer ihn so sah, der kam niemals auf den Gedanken.
    Mit beiden Händen strich er an seinem Körper entlang nach unten, bis sie die Hüftseiten erreicht hatten und dort verharrten.
    Wir sprachen nicht. Aus dem Hintergrund war nur das scharfe Atmen der Frau zu hören. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Suko schließlich.
    »Keine Ahnung.« Ich drehte mich kurz zu Corinna hin um. »Wissen Sie Bescheid, warum er sich so verhält?«
    »Nein, das weiß ich auch nicht.« Sie rückte etwas nach vorn. »Ich kenne ihn zwar schon einige Zeit, aber wenn ich das so sehe, kenne ich ihn wiederum nicht. Er ist verdammt seltsam.«
    »Oder er will provozieren. Will uns lächerlich machen«, sagte Suko.
    »Er macht doch sich lächerlich.«
    »Nur sieht er das nicht so, John.«
    In den folgenden Sekunden warteten wir darauf, dass etwas passierte. Aber es tat sich nichts. Der Killer ging weder vor noch zurück und bewegte sich auch nicht zur Seite. Er blieb stehen, er machte seine Faxen, verbeugte sich sogar, und irgendwie passte sein Outfit - Samtjacke und helles Hemd - perfekt zu dieser Pose. So hätte er sich auch auf der Bühne verhalten können.
    »Den sollte man wirklich in einen Zirkus stecken«, murmelte Suko und schüttelte den Kopf. »Was der tut, ist einfach lachhaft.«
    »Gut, dann werde ich mal auf seine Späße eingehen.« Diesmal öffnete ich tatsächlich die Tür und stieg aus.
    Hinter mir hörte ich noch den leisen Ruf der Corinna Scott, die besorgt um mich war. Darum kümmerte ich mich nicht. Theo Gain, der Killer, war jetzt wichtiger, und zudem wusste ich Suko als Rückendeckung in der Nähe.
    Gain hatte provoziert. Er wollte das. Er musste sich wahnsinnig sicher fühlen, aber den Zahn wollte ich ihm ziehen. Durch seine Anrufe hatte er uns verunsichern und schwächen wollen. Und jetzt hoffte er, den großen Coup zu landen.
    Mein Kreuz hing noch vor der Brust. Es »meldete« sich nicht. Ein Zeichen, dass noch keine anderen Mächte mit im Spiel waren, was mich ein wenig verwunderte, denn ich sah den Nebel nicht als normal an.
    Theo Gain hatte jede meiner Bewegungen beobachtet. Jetzt war ich aus dem Wagen gestiegen, stand wie er im Kegel des bleichen Fernlichts, und es gab nichts, was sich zwischen uns auf baute.
    »Willkommen in deinen Albträumen, John Sinclair…«
    Zum ersten Mal hörte ich seine Stimme außerhalb des Handys und runzelte die Stirn. Sein Organ klang nicht viel anders. Das war eine Stimme, die ebenso einem Mann wie einer Frau gehören konnte.
    Neutral, aber doch recht hoch, ohne jedoch an die Höhe einer Kastratenstimme heranzureichen. Dieser ganze Typ war weder Fisch noch Fleisch, er war irgendwie ein Neutrum, aber sehr von sich eingenommen. Ein Narzisst und überheblicher Angeber.
    Ich gab mich locker, obwohl vor mir ein mehrfacher Mörder stand. Ebenso lässig ging ich auch auf ihn zu. Sogar ein kaltes Lächeln lag auf meinen Lippen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell begegnen würden, Theo Gain.«
    »Ho, ho.« Er bewegte seine Schultern wie ein Clown. Mal zuckten sie hoch, mal zurück. »Das ist nicht weiter tragisch. Das habe ich gewollt. In der Kürze liegt die Würze.« Er klemmte seine Daumen an den Schößen seiner Samtjacke fest und wippte dabei locker auf den Zehenspitzen. Mir kam er dabei vor wie eine böse makabre Figur aus einem Superman-Comic. Nur hatte dieser Typ fünf Menschen auf dem Gewissen, und das durfte ich nicht

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